Diego spaltet: Genie oder Provokateur?
Wolfsburg (dpa) - Genialer Ballvirtuose oder emotionaler Provokateur - Superstar Diego wandelt auf einem schmalen Grat. Der brasilianische Spielmacher vom Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg spaltet die Liga.
Die einen vergöttern ihn angesichts überragender Pässe, seiner Leichtfüßigkeit und Dynamik, die anderen lehnen ihn wegen überzogener Theatralik, ständigen Meckerns und versteckter Fouls ab. "Wir brauchen seine Emotion und seine Leidenschaft. Er muss aber seine Balance finden und seinen Frust kontrollieren. Der Schlüssel ist Disziplin, das gilt für alle Spieler", sagt VfL-Coach Steve McClaren.
Nach seinem Wechsel von Juventus Turin aus der Fiat- in die VW-Stadt zum VfL sammelte Diego bereits drei Gelbe Karten - in nur drei Spielen. Gegen Hannover 96 (2:0) platzte Kapitän Edin Dzeko noch auf dem Platz der Kragen. Diego schimpfte wie ein Rohrspatz und machte abfällige Gesten in Richtung Schiedsrichter Wolfgang Stark, der dem Brasilianer nur Gelb zeigte. 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke stänkerte anschließend, Diego habe Stark "fünf Minuten lang den Vogel zeigen dürfen".
Dzeko schnappte sich Diego und redete eindringlich auf ihn ein. In der zweiten Halbzeit zeigte der sein anderes Gesicht und verzückte die Fans mit einem Fallrückzieher-Traumtor. "Diego bringt Leben in die Bude", schwärmt Manager Dieter Hoeneß über seinen 15 Millionen- Euro-Neuzugang. Dass der Brasilianer mit seinem Spiel wie auch andere Künstler wie Franck Ribéry, Arjen Robben, Cristiano Ronaldo oder zuletzt Lionel Messi oft Gegenspieler zu teils üblen Fouls herausfordert, ist die Kehrseite der Medaille.
"Seine Spielweise ist so, dass er Spieler düpiert und damit provoziert", sagt Hoeneß über das Diego-Spektakel. Gegen Hannover traf ihn ein Kung-Fu-Tritt von Gegenspieler Constant Djakpa in den Rippen. "So einer gehört nicht in die Bundesliga", tönte Diego anschließend. McClaren nimmt seinen Schützling angesichts der Gabe, Spieler im Alleingang entscheiden zu können, auch in Schutz: "Es ist schwierig für solch einen guten Spieler."
Gleichzeitig gibt es beim VfL nach nur wenigen Wochen schon Unmut über das Auftreten des Stars. "Drei Spiele, dreimal gelb - das geht nicht. Wir müssen mit Diego noch einmal sprechen. Wenn es so weiterläuft, fehlt er uns in zwei, drei Spielen", sagt etwa Dzeko und Coach McClaren fügt hinzu: "Das Team muss von seiner Leidenschaft profitieren, aber am Ende brauchen wir elf Spieler auf dem Platz."
Schon in seiner Anfangszeit bei seinem früheren Club Werder Bremen war Diego umstritten. Der inzwischen 25-Jährige provozierte nach seinem Wechsel 2006 vom FC Porto wegen seiner lässigen Art und mangelnder Bereitschaft zur Abwehrarbeit seine damaligen Mitspieler Torsten Frings und Miroslav Klose.
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