Einst Talent, nun ohne Tor: Rensing & Hildebrand
Frankfurt/München (dpa) - Keine Fußball-Weltmeisterschaft, keine Bundesliga-Auftritte und nicht einmal mehr einen Job zwischen den Pfosten: Einst waren Michael Rensing und Timo Hildebrand auf dem Sprung ins Nationaltor - jetzt sind sie arbeitslos.
"Ich bin zum ersten Mal in dieser Situation. Ich versuche, das Beste daraus zu machen und im Moment kann ich ganz gut damit umgehen", sagte Hildebrand der Nachrichtenagentur dpa.
Während Hildebrand seine missliche Lage auch öffentlich kommentiert, ist Rensing weitgehend abgetaucht. Der 26-Jährige, der nicht nur beim FC Bayern München der Nachfolger von Oliver Kahn werden sollte, sondern auch schon als DFB-Kandidat gehandelt worden war, übt in Sonderschichten mit dem ehemaligen Bayern-Torwarttrainer Walter Junghans.
Jahrelang hatte Rensing hinter Kahn auf seine Chance gewartet - und als er sie bekam, konnte er sie nicht nutzen. Überkritisch beäugt wurde er stets als Nachfolger des "Titans". Neben eigenen Fehlern wurde sein Abstieg dann von Jürgen Klinsmann beschleunigt. Vor dem Champions-League-Spiel im April 2009 in Barcelona nahm er den damals verblüfften Rensing aus dem Tor. Das nagte schwer am überaus selbstbewussten Torhüter. Unter Louis van Gaal bekam Rensing zwar noch einmal eine neue Bewährungsprobe, aber dann wurde er auch unter dem Niederländer durch die starken Leistungen von Jörg Butt endgültig ins Bayern-Abseits gedrängt.
Heute ist Rensing vertraglos und sein Nachfolger als Ersatzkeeper heißt Thomas Kraft, dem der Vorgänger warnendes Beispiel ist. "Ich weiß, dass es so laufen kann. Es ist eben ein schmaler Grat bei Bayern München", sagte Kraft, der "irgendwann auf hohem Niveau - sprich: Bundesliga - spielen möchte".
Auf allerhöchstem Niveau spielte Hildebrand zu seinen Zeiten beim VfB Stuttgart. Dort hatte er großen Anteil am Titeltriumph 2007. Doch mit dem Wechsel zum FC Valencia begann der Abstieg. Vor der EM 2008 strich ihn Bundestrainer Joachim Löw zudem aus dem DFB-Kader. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland schien sich der siebenfache Nationalspieler gefangen zu haben, wurde Stammtorhüter in Hoffenheim. In Topform aber zeigte er sich zu selten - und musste zum Saisonende gehen.
Hildebrand wohnt wieder in Stuttgart und trainiert seit über vier Wochen mit unterschiedlichen Betreuern täglich mehrere Stunden im dortigen Kunstturnforum. Dazu läuft er auch viel. "Das ist richtig gutes Training, ich bin fit", sagte der 31-Jährige. "Aber ein Mannschaftstraining ist natürlich was anderes." Kontakte zu Vereinen habe er, "aber nichts, wo ich sagen kann: Dort fange ich morgen an."
Wie bei Rensing, der nach "kicker"-Angaben Gespräche mit dem 1. FC Köln und Hertha BSC geführt hatte, läuft es auch bei Hildebrand auf einen Wechsel ins Ausland hinaus. Zumal in der Bundesliga momentan kein Platz für einen Schlussmann frei ist. "Man muss den Markt realistisch sehen: Wenn es im Inland wenig Möglichkeiten gibt, muss man auch das Ausland in Erwägung ziehen", sagte die deutsche Nummer 3 von der WM 2006.
Von seinem Berater Roman Grill hat sich Hildebrand mittlerweile getrennt. Der Münchner, der sich auch die Interessen vom deutschen WM-Kapitän Philipp Lahm vertritt, sucht dennoch einen Platz zwischen den Pfosten für einen seiner Klienten - für Michael Rensing.
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