Fortuna jubelt, Hertha verzweifelt
Die Düsseldorfer gewinnen nach einem 0:1-Rückstand das erste Entscheidungsspiel in Berlin mit 2:1. Ein Eigentor besiegelt die Niederlage der Elf von Otto Rehhagel
Es ist Otto Rehhagels vermutlich letzte Station als Trainer, und sie könnte mit einem Abstieg enden. Hertha BSC Berlin, das den 73-Jährigen in höchster Not verpflichtet hatte, verlor gestern Abend sein Heimspiel in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf mit 1:2 (1:0).
Das Rückspiel findet am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) in Düsseldorf statt. Schon ein Unentschieden reicht dort, um die Hauptstadt zumindest fußballerisch wieder zweitklassig zu machen.
Es wäre der Tiefpunkt einer Saison, in der die Mannschaft der Hertha alles dafür tat, ihre Sympathien beim Berliner Publikum zu verspielen. Nur mit Müh und Not rettete sie sich in die Relegation. Und selbst das hatten ihr in Berlin über weite Strecken der Rückrunde nur noch die wenigsten zugetraut.
Berlin im Zeichen des Relegationsspiels
Gestern aber, als es um alles ging, blühte sie wieder auf, die grenzenlose Fan-Liebe. Es herrschte prächtige Stimmung im mit 68 000 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Olympiastadion, das schon am Samstag auch Gastgeber des DFB-Pokalfinales zwischen Bayern München und Borussia Dortmund sein wird. Das war gestern allerdings nur ein Randaspekt. Ganz hinten, auf der Rückseite der Hertha-Geschäftsstelle, parkte ein schwarz-gelber Laster, vollgepackt mit Fanartikeln des deutschen Meisters aus Dortmund.
Ansonsten stand Berlin noch ganz im Zeichen des Relegationsspiels. Dieses hatte Düsseldorfs Trainer Norbert Meier zur Verwunderung aller ohne seinen 34-jährigen Routinier Sascha Rösler begonnen. Stattdessen setzte Meier auf den 13 Jahre jüngeren U-21-Nationalspieler Maximilian Beister.
Hertha-Trainer Otto Rehhagel, unter dem Meier von 1980 bis 1989 bei Werder Bremen als Spieler aktiv war, dürfte das aber kalt gelassen haben. Er hatte seine Mannschaft im Vorfeld wiederholt starkgeredet und zum Favoriten gegen den Zweitligisten ernannt: „Ich bin mir sicher, dass meine Jungs ein großes Spiel machen werden“, verkündete er.
Die Wirkung einer schallenden Ohrfeige
Auf dem Spielfeld war davon aber zunächst nicht viel zu sehen. Stattdessen begann Düsseldorf giftig, spielte mutig nach vorne und hatte auch die erste große Chance des Spiels. Ein Kopfball von Adam Bodzek strich nur knapp am Pfosten vorbei (10.). Auf die bis dahin lethargisch wirkenden Gastgeber hatte das die Wirkung einer schallenden Ohrfeige.
Angetrieben vom frenetischen Publikum und einem umtriebigen Trainer am Spielfeldrand schüttelte Hertha die Nervosität ab und übernahm die Kontrolle über das Spielgeschehen. Und wurde belohnt, als sich Roman Hubnik im Strafraum durchsetzte und mit dem Kopf zum 1:0 traf (19.).
Es entwickelte sich eine Partie voller Nickligkeiten, versteckter Tritte und hingebungsvoller Schauspieleinlagen. Schiedsrichter Marco Fritz lag zwar meist richtig mit seinen Entscheidungen, hatte aber auch nach dem Seitenwechsel alle Hände voll zu tun.
Bröker tanzt durch den Strafraum
Beide Mannschaften schenkten sich nichts. Zu viel stand auf dem Spiel. Es wurde an allen Ecken gezerrt, gegrätscht und geschimpft. Schön anzusehen war das nicht. Aber gerade, als schon niemand mehr daran glauben mochte, erinnerte sich Düsseldorfs Thomas Bröker plötzlich daran, dass Fußball auch mehr als nur Kampf sein kann. Mit dem Ball am Fuß tanzte er elegant durch die halbe Berliner Hintermannschaft und schloss eiskalt zum 1:1 ab (63.).
Reglose Mienen auf der Hertha-Bank, grenzenloser Jubel ein paar Meter weiter links. Die rund 5000 mitgereisten Düsseldorfer Fans hatten noch gar nicht ausgejubelt, als sich Berlins Adrian Ramos am eigenen Fünfmeterraum nach oben schraubte und eine Flanke unhaltbar ins eigene Netz verlängerte (71.). Düsseldorf führte 2:1, was auch gleichzeitig der Endstand war.
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