HSV zerlegt den "Club" - Oenning in Not
Nürnberg (dpa) - Bruno Labbadia hat wieder gute Papiere, Michael Oenning droht dagegen die Rote Karte - im neuen Fußball-Jahr werden zwei Bundesliga-Trainer womöglich getrennte Wege gehen.
Nach dem Ende der Sieglosserie von sieben Spielen sitzt Labbadia beim Hamburger SV fest im Sattel, für Oenning wird nach der bitteren 0:4 (0:0)-Lektion des Bundesliga-untauglichen 1. FC Nürnberg die Luft immer dünner. Präsident Franz Schäfer und Sportdirektor Martin Bader stellten sich nach dem Fiasko demonstrativ hinter den Coach, doch bei einer Niederlage beim 1. FC Köln könnte Oenning ein Thema werden. "Warten wir erst mal das Spiel in Köln ab, dann setzen wir uns zusammen", ließ Schäfer Raum für Spekulationen.
Selbst auf die Statistik kann sich der Krisen-"Club" nicht mehr verlassen. Erstmals seit 16 Jahren ging der Altmeister im letzten Heimspiel vor der Winterpause als Verlierer vom Platz. Eljero Elia (47./74. Minute) per Doppelpack, Tunay Torun (66.) und der überragende Marcell Jansen (60.) sorgten bei HSV-Coach Labbadia in dessen 50. Bundesligaspiel als Trainer für Erleichterung und bei den Nürnbergern für Entsetzen. Präsident Schäfer sprach nach dem Offenbarungseid seiner Mannschaft vom "Untergang. Nach dem 0:1 ist die Abwehr völlig zusammengebrochen. Es ist mir ein totales Rätsel, dass nach dem 3:2 in Wolfsburg nichts mehr läuft".
Die Fans dagegen wussten nach der zweiten 0:4-Klatsche binnen einer Woche Bescheid. Vor dem Anpfiff hatten sie via Transparent ihre Meinung zum Trainer kundgetan: "Mit Schönrederei zurück in die 2. Liga". Ab der 75. Minute stellten sie die Unterstützung ihrer Mannschaft ein und begleiteten sie am Ende mit gellenden Pfiffen in die Kabine. "Wir dürfen jetzt nicht durchdrehen und dem Volk zuliebe aufräumen. Da müsste ich ja fünf bis zehn Spieler raustun", sagte Schäfer, der Neueinkäufe in der Winterpause nicht ausschließt.
Doch die während der Partie noch zaghaften "Oenning-raus"-Rufe wurden lauter, als der glücklose Trainer vor Journalisten über den Gemütszustand beim Aufsteiger referierte: "Nach dem 0:1 haben wir uns aufgegeben und uns nicht mehr gewehrt. Das ist erschreckend, aber die Wahrheit. Mannschaft und Verein müssen begreifen, dass wir in einer sehr schwierigen Phase stecken."
Um seinen Job muss der 44-Jährige noch nicht bangen. "Wir stehen zum Trainer. Er hat hier einen Vertrag bis 2011 und den wollen wir einhalten", betonte Schäfer. Oenning hat auch nach drei Pleiten in Serie mit neun Gegentoren und ohne eigenen Treffer den Glauben an sein Team und den Klassenverbleib nicht verloren. "Wir haben eine realistische Chance und sind gefestigt genug für die Liga."
Längst fällig war Hamburgs Sieg, meinte jedenfalls der bärenstarke Jansen. "Der HSV hat vorher schon gelebt, aber kein Glück gehabt. Jetzt wollen wir die Hinrunde erfolgreich beenden, und dann greifen wir im Titelkampf an", sagte der Ex-Nationalspieler, der FCN- Verteidiger Dennis Diekmeier schwindlig spielte und sich für einen Eintrag im Notizbuch von Bundestrainer Joachim Löw empfahl. Trainer Labbadia beließ es dabei, das Ende der Negativserie zu genießen. "Endlich ein Sieg, das ist ein schönes Gefühl", bekannte er nach dem eindrucksvollen Auftritt seiner Elf in der zweiten Halbzeit: "Die Mannschaft arbeitet gut, spielt Fußball und beherrscht den Gegner."
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