
Khedira: Begehrter Mix aus Gestalter und Zerstörer

Barcelona (dpa) - Ein Gegner wie der FC Barcelona ist immer nach Sami Khediras Geschmack. "Ich will mich immer mit den Besten messen", sagt der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart, und dieser Ehrgeiz hat ihn schon jetzt zu einem Gewinner der Fußball-Saison gemacht.
In der Nationalmannschaft streitet er sich mit Bastian Schweinsteiger um den Platz bei der WM im defensiven Mittelfeld neben Michael Ballack. Der VfB hat ihn erst zum stellvertretenden Kapitän ernannt und versucht nun alles, den 2011 endenden Vertrag mit ihm vorzeitig zu verlängern.
Khedira ist allerdings begehrt. Bayern München hat ihn auf dem Zettel. Wenn sich Stuttgarts so auf seine Spielkultur bedachter Champions-League-Gegner aus Barcelona einen deutschen Spieler aussuchen könnte, würde er wohl Philipp Lahm nehmen oder ihn. Beide kommen dem Ideal des modernen Alleskönners im Fußball am nächsten. Khedira kann Bälle erobern und verteilen. Er zerstört das Spiel des Gegners genauso wirkungsvoll, wie er das eigene gestaltet. Wenn sich ein Trainer den perfekten Mittelfeldspieler malen könnte, käme ein Bild von Khedira heraus, hat U21-Nationalcoach Rainer Adrion einmal gesagt. Die "Zeit" schrieb, Khedira versöhne "Wucht und Eleganz".
Seine WM-Chancen haben auch etwas mit dem Alter von Torsten Frings und der Formkrise von Thomas Hitzlsperger zu tun. Aber beides hat seinen Aufstieg höchstens beschleunigt. Erarbeitet hat Khedira ihn sich allein. Bundestrainer Joachim Löw schätzt und fördert den Stuttgarter, auch weil der dynamischer ist als Hitzlsperger und ein bessere Stratege als Frings. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Löw, dass er bei der WM "ein Wechselspiel" im Mittelfeld sehen möchte und nicht mehr einen "offensiven Spieler" neben einem "reinen Zerstörer". Khedira könne "die Position so spielen, wie wir uns das vorstellen".
Neben diesem Talent fällt der 22-Jährige vor allem durch seinen Ehrgeiz auf. "Ich will bei der WM dabei sein", sagt er - und fügt hinzu: "Mein Anspruch ist es, dort auch zu spielen." Es reicht Khedira nicht mehr, nur Stammkraft des VfB zu sein. Er möchte auch "ein Führungsspieler sein". In einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" legte er Wert darauf, nicht als "Lautsprecher" dazustehen, sondern als Profi, der "Leidenschaft, Siegeswillen und Engagement vorleben" will. Das habe etwas mit seiner Herkunft zu tun: Khediras Vater ist Tunesier, seine Mutter Deutsche. "Bei mir ist die deutsche Akribie gepaart mit dem tunesischen Temperament", sagt er.
In den Vertragsverhandlungen bewahren der Spieler und sein Verein noch kühlen Kopf. "Die Gespräche laufen. Wir haben einen Fahrplan", sagt VfB-Manager Horst Heldt. Khedira kann sich einen Verbleib in Stuttgart gut vorstellen - wenn er dort die Voraussetzungen dafür sieht, dauerhaft um die ersten fünf Plätze der Bundesliga mitspielen zu können. "Der Club ist meine Heimat", sagt er. Seit der E-Jugend spielt er für den VfB. Langfristig verhält es sich mit Khedira aber wohl nicht anders als mit seinem Freund Mario Gomez: Die Frage ist nicht, ob er zu einem noch größeren Club geht. Sondern wann.
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