
Rangnicks Abstiegs-Angst - "Eichhörnchen" FCN

Nürnberg (dpa) - Jubilar Dieter Hecking strahlte, Kollege Ralf Rangnick stand der Ärger über zwei verlorene Punkte ins Gesicht geschrieben. "Wir hätten gewinnen müssen, so sind wir noch nicht raus aus dem Abstiegskampf", sagte der Trainer von 1899 Hoffenheim nach der Nullnummer beim 1. FC Nürnberg.
Die Angst um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga soll aber spätestens nach dem Spiel gegen den Tabellenvorletzten SC Freiburg der Vergangenheit angehören. "Wir müssen hellwach sein und mit einem Sieg alles klar machen", forderte Rangnick. Beim "Club" sind die Sorgen größer, doch Coach Hecking reagierte nach seinem 250. Bundesligaspiel als Trainer ganz entspannt auf die Punkteteilung. "Sie sehen einen glücklichen Trainer, denn wir hätten auch verlieren können", stellte der 45-Jährige erleichtert fest.
Mit dem gefährlichen Distanzschuss von Ilkay Gündogan in der 17. Spielminute und einer guten Möglichkeit von Eric-Maxime Choupo-Moting (68.) hatten die ohne den verletzten Torjäger Albert Bunjaku in der Offensive harmlosen Franken ihr Pulver verschossen. Hoffenheim ließ vor 40 421 Zuschauern mindestens drei hochkarätige Chancen leichtfertig aus: In der 13. Minute schoss Sejad Salihovic aus kürzester Entfernung auf der Torlinie postierten Javier Pinola an, den anschließenden zweiten Versuch setzte Carlos Eduardo an die Querlatte. Vedad Ibesevic (58.) brachte zu Rangnicks Entsetzen das Kunststück fertig, aus fünf Metern Distanz den Ball nicht im Nürnberger Tor unterzubringen.
"Das ist ärgerlich, wenn man solche Chancen auslässt und für seinen Aufwand nicht belohnt wird", meinte Rangnick. "Im Auslassen von Torchancen sind wir sehr großzügig", sagte 1899-Manager Jan Schindelmeiser, der die Situation nach drei sieglosen Spielen in Serie nicht ganz so ernst sieht wie sein Trainer: "Das Abstiegsgerede ist legitim, aber wir dürfen das nicht vertiefen".
Für Gesprächsbedarf in den kommenden Tag dürfte Eduardo sorgen. Nach seiner Auswechslung drei Minuten vor Spielende flüchtete der Brasilianer ohne Handschlag für die Kollegen auf der Reservebank in die Kabine. "Das hat mir gar nicht gefallen und war ein Zeichen von mangelndem Respekt vor den anderen", rüffelte Rangnick den Spielmacher. Konsequenzen sollen intern geklärt werden.
Bei Altmeister Nürnberg regiert von sofort an die "Eichhörnchen"- Taktik. "Ich bin froh, dass wir einen Punkt gehamstert haben", sagte Hecking und verwies stolz auf die kleine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage und 13 Punkte in der Rückrunde. "Aber wir sind spielerisch noch nicht so weit, um Mannschaften wie Hoffenheim unter Druck zu setzen", sagte der FCN-Coach, "unser Mangel war heute der Spielaufbau. Das ist in unserer Situation aber normal. Wir befinden uns im Abstiegskampf". Auch Nürnbergs Spieler konnten mit dem Remis gut leben. "Wir waren ja schon abgeschrieben, aber jetzt haben wir einen guten Lauf", meinte Innenverteidiger Dominic Maroh. "Man darf auch nicht zu viel erwarten. Zum Schluss kann dieser eine Punkt entscheidend sein", betonte Mittelfeldspieler Andreas Ottl.
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