Seit wenigen Tagen bietet eine deutsche Versicherung den Vereinen von der 1. bis zur 3. Liga eine umfassende Zuschauer-Versicherung an. Ähnlich wie in Spaniens Primera Division, die im Februar als erste Liga in Europa ihre Fans über die Eintrittskarte versichert, haben die Clubs mit der sogenannten ZuPo2010 (Zuschauerpolice) die Möglichkeit, Dauerkarten-Inhaber für einen geringen Aufpreis optimal abzusichern. "Endlich haben die Bundesliga-Clubs die Möglichkeit, ihre Fürsorge eindrucksvoll einzusetzen und unter Beweis zu stellen", sagt der Geschäftsführer der AAG Assekuranz Rainer Taschner.
Die ZuPo2010 geht weit über das hinaus, was in Spanien zwischen der Profiliga (LFP) und der Großbank BBVA vereinbart wurde. Der Versicherungsschutz dieser speziellen Unfallversicherung wird rund um das Heimspiel des jeweiligen Vereins gewährt. Er beginnt sechs Stunden vor Anpfiff und endet sechs Stunden nach Spielende. Die versicherte Person (registrierter Dauerkartenbesitzer) ist während dieser Zeit auch dann versichert, wenn sie nicht das Spiel besucht.
Ein Unfall liegt vor, wenn die versicherte Person durch ein plötzlich von außen auf ihren Körper wirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet. Als Unfall gilt auch eine einzelne erhöhte Kraftanstrengung, durch die die versicherte Person unfreiwillig eine körperliche Gesundheitsschädigung erleidet. Eine versicherte Todesfallentschädigung wird auch dann gezahlt, wenn der Versicherte infolge einer Überanstrengung oder eines körperlichen Zusammenbruchs (Herzversagen) während des Stadion-Aufenthalts oder unmittelbar danach (innerhalb von 48 Stunden) im Krankenhaus stirbt.
Bemerkenswert ist, dass der volle Versicherungsschutz auch dann gewährt wird, wenn die versicherte Person unter Alkoholeinwirkung stand, wobei es keine Promillegrenze gibt. Lediglich beim Lenken eines Kraftfahrzeuges darf der Wert nicht über 1,1 Promille liegen.
Die AAG bietet drei Varianten des Versicherungsschutzes an. Die Deckung A zahlt für die Hinterbliebenen-Versorgung 100 000 Euro, bei Invalidität 600 000 Euro. In Spanien sind Fans versichert, wenn sie bei einem Infarkt, einem Unglück oder Ausschreitungen ums Leben kommen oder auf Dauer erwerbsunfähig werden. Die Versicherungssumme in Spanien beträgt nur 25 000 Euro, bei Jugendlichen unter 14 Jahren 5000 Euro. In dieser Saison starben in den spanischen Stadien zwei Zuschauer. In Cádiz erlitt ein Fan einen Hitzschlag, im Madrider Bernabéu-Stadion erlag ein Besucher einem Herzinfarkt.
Aufgrund der Ausschreitungen im Bochumer rewirpowerstadion, wo Ende Februar bei der Partie des VfL gegen den 1. FC Nürnberg mehrere Personen beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern zum Teil schwer verletzt wurden, und den Randalen in Berlin sieht Taschner Handlungsbedarf: "Ein Familienvater würde liebend gerne einen minimalen Aufpreis zwischen ein und drei Prozent zur Dauerkarte zahlen, um sicher sein zu können, dass seine Familie versorgt ist, wenn etwas Schlimmes passiert". Die Reaktion auf die ZuPo2010 ließ nicht lange auf sich warten. Seit dem vergangenen Wochenende haben bereits fünf Clubs der Fußball-Bundesliga Interesse angemeldet.