Tarnick: „Angst und bange um den Club“
Interview mit dem 1. Vorsitzenden des 1. FC Nürnberg Fanclub Karlshuld, Wolfgang Tarnick, vor dem Erstrunden-Duell mit dem FC Ingolstadt
„Einmal Club, immer Club“ – so lautet das Motto von Wolfgang Tarnick, dem 1. Vorsitzenden des 1. FC Nürnberg Fanclub Karlshuld. Noch sind bei ihm die Tränen des Bundesliga-Abstiegs 2019 nicht ganz getrocknet, da wird er von seinem Lieblingsverein beim ersten Heimspiel in der 2. Bundesliga erneut enttäuscht. Dem heutigen DFB-Pokal-Match beim Drittligisten FC Ingolstadt (20.45 Uhr/Audi-Sportpark) blickt Tarnick dementsprechend mit einem flauen Gefühl entgegen. Wir haben uns mit ihm unterhalten.
Herr Tarnick, wie beurteilen Sie die 0:4-Heimpleite gegen den Hamburger SV?
Tarnick: Ich bin von Nürnberg sehr enttäuscht. Wenn man vor 45.000 Zuschauern am Montagabend eine derartige Vorstellung abliefert, ist das eine bodenlose Frechheit gegenüber den Nürnberger Fans. Zwei Torschüsse im ganzen Spiel – das ist traurig!
Wie sehen Sie die Verpflichtung von Damir Canadi als neuen Cheftrainer sowie die Einkaufspolitik von Sportdirektor Robert Palikuca?
Tarnick: Ich verstehe die Aufstellung nicht. Ein Lukas Mühl hat 31 Bundesliga-Partien gemacht. Auch Enrico Valentini und Ondrej Petrak sind erfahrene Akteure. Jetzt baut Canadi lauter Neue ein. Die Verantwortlichen holen jedes Jahr zehn Neuzugänge, von denen keiner funktioniert. Für mich ist die Einkaufspolitik eindeutig verfehlt. Ich gehe davon aus, dass der Club nicht oben mitspielt. Die müssen aufpassen, dass sie nicht ganz unten reinrutschen. Mehr als ein Platz zwischen acht und zwölf wird in dieser Saison nicht drin sein.
Verfolgen Sie auch die aktuelle Entwicklung des FC Ingolstadt?
Tarnick: Natürlich. Was der FC 04 in den letzten Wochen bewegt hat, ist zu bewundern. Die haben sehr gut gearbeitet. Über die Neuzugänge hat man zuerst gelacht, nun sind sie ein Volltreffer. Vor allem ist es mutig, dem eigenen Nachwuchs eine Chance zu geben. Ich gehe davon aus, dass die Schanzer am Ende unter den ersten Drei stehen werden und nächstes Jahr wieder in der 2. Liga spielen.
Zurück zum 1. FC Nürnberg: Erwarten Sie am Freitagabend eine Trotzreaktion des Clubs?
Tarnick: Ich glaube nicht, dass nach dem Debakel gegen den HSV eine solche Trotzreaktion kommen wird. Ich sehe in der Mannschaft keinen Akteur, der das in die Hand nehmen kann, damit das Spiel nach vorne besser wird. Man hat in Dresden viel Glück gehabt, als man mit einem glücklichen Kopfballtor 1:0 gewonnen hat. Mir ist wirklich angst und bange um den Club.
Denken Sie also, dass der FC Ingolstadt in diesem Derby durchaus eine Überraschung schaffen könnte?
Tarnick: Nürnberg ist im DFB-Pokal dafür bekannt, gegen tieferklassige Gegner auszuscheiden. Ich gehe davon aus, dass es ein richtig harter Fight wird. Aber so, wie Nürnberg momentan auftritt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der FC 04 eine Runde weiterkommt.
Wagen Sie zum Abschluss einen Tipp? Wie geht das DFB-Pokal-Spiel in Ingolstadt aus?
Tarnick: Als eingefleischter Club-Fan wünsche ich mir natürlich, dass der FCN als Sieger vom Platz geht. Es wird eng, aber als Nürnberger tippe ich auf einen 2:1-Sieg.
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