„Druck ist, wenn ein Arzt am offenen Herzen operiert“
Der FC Ingolstadt braucht Punkte, um nicht frühzeitig den Anschluss zu verlieren. Trainer Jens Keller spricht vor dem Spiel in Aue über Druck im Fußball.
Die Lage beim FC Ingolstadt hat sich durch die Ergebnisse des vergangenen Wochenendes weiter zugespitzt. Die Schanzer sind wieder Tabellenletzter, da alle drei Konkurrenten im Abstiegskampf dreifach punkteten.
Trotz der sportlich prekären Situation will Jens Keller von steigendem Druck nichts wissen. „Druck gehört im Profifußball dazu. Jeder muss damit umgehen können, ob im Abstiegskampf der 2. Liga oder in der Champions League“, sagt der FCI-Trainer und wirft einen Blick auf wichtigere Dinge im Leben. „Wirklichen Druck hat ein Arzt, der am offenen Herzen operiert und es um Leben und Tod geht.“ Dass beim FC Ingolstadt derzeit getreu dem Motto „in der Ruhe liegt die Kraft“ gehandelt wird, belegen auch Aussagen von Robin Krauße. „Es gibt andere Drucksituationen im Leben“, sagt der Mittelfeldspieler, „wir sollten einfach Spaß am Fußball haben.“ Trotz alledem ist Keller bewusst, was ein Abstieg der Schanzer für Konsequenzen hat, gerade was die Mitarbeiter des Vereins betrifft. Es gehe „um Existenzen“, weiß er. Um nicht frühzeitig die Chancen auf den Klasserhalt einzubüßen, braucht der FCI Punkte. Bestenfalls gleich am Sonntag (13.30 Uhr), wenn er bei Erzgebirge Aue zu Gast ist.
FC Ingolstadt: Die jüngsten Leistungen machen Mut
Mut macht Keller trotz der jüngsten 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Magdeburg die gezeigte Leistung. „Ich habe ein gutes Spiel gesehen“, sagt der 48-Jährige mit entschlossenem Ton. Defensiv habe sein Team kompakt agiert, kaum etwas zugelassen. „Wir sind unfassbar viele Kilometer gelaufen, haben den Zahlen nach die Partie dominiert.“ Doch Keller ist bewusst, dass letztlich das Ergebnis zählt. Die Schanzer kontrollierten zwar die Partie, doch ein alt bekanntes Problem blieb. Die Mannschaft kombinierte bis zum gegnerischen Strafraum, zum Teil auch ansehnlich. Doch der entscheidende Pass, die zielführende Idee und der Torabschluss fehlten. Keller sprach von fehlender „Geilheit“, einen Treffer erzwingen zu wollen. Durch viele Torabschlüsse im Training, durch ständige Wiederholungen, will Keller das Selbstvertrauen seiner Offensivspieler stärken. Im Spiel bekomme man lediglich ein bis zwei Möglichkeiten, die müssten dann genutzt werden. Von der Bedeutung des Selbstbewusstseins bei den Angreifern weiß auch Krauße. Wenn sie einmal treffen, könnte es in den folgenden Spielen wie von selbst gehen.
FC Ingolstadt: Tobias Schröck fällt mehrere Wochen aus
Zunächst steht die Begegnung in Aue an. Personell wird Keller kaum Veränderungen vornehmen. „Kontinuität ist wichtig“, sagt er klar. „Es war ein großer Fehler, nach Niederlagen in der Hinrunde gleich mehrere Spieler auf einmal auszutauschen.“ Ständige Wechsel brächten einem Team keine Sicherheit. In den Spielen in Fürth (1:0) und gegen Magdeburg setzte Keller daher auf die gleiche Startelf. „Das hilft den Spielern“, sagt Robin Krauße, der seinen festen Platz neben Christian Träsch und Almog Cohen im Dreiermittelfeld gefunden hat. In Aue allerdings wird Keller umbauen müssen. Tobias Schröck, der zuletzt als Innenverteidiger auflief, fällt wegen einer Oberschenkelverletzung mehrere Wochen aus. Da auch Lucas Galvao länger nicht zur Verfügung steht und der Einsatz von Phil Neumann noch auf der Kippe steht, dürfte die Entscheidung um den Platz neben Mergim Mavraj zwischen Jonatan Kotzke und Benedikt Gimber fallen.
Im Abstiegskampf der 2. Liga wird wohl alles auf einen Vierkampf zwischen dem FCI (13 Punkte), dem SV Sandhausen (16), MSV Duisburg (16) und 1. FC Magdeburg (17) hinauslaufen. „Klar schaut man auf die Tabelle“, sagt Keller, „wichtig ist, dass wir unsere Hausaufgaben machen und Punkte holen.“ Ansonsten wird sich die sportliche Lage weiter zuspitzen.
Mögliche Aufstellung Tschauner – Paulsen, Kotzke, Mavraj, Paulo Otavio – Cohen, Krauße, Träsch – Pledl, Lezcano, Kittel.
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