„Alarmierend, ohne Worte“
Harald Gärtner findet nach dem 0:4-Debakel des FC Ingolstadt beim SV Sandhausen deutliche Worte.
Knapp 30 Minuten sprach Harald Gärtner nach dem Schlusspfiff in der Kabine zur Mannschaft. Ruhig, aber bestimmt, wie der Geschäftsführer der FC Ingolstadt hinterher erklärte. Die Schanzer hatten zuvor mit 0:4 beim SV Sandhausen verloren. Der Unterschied zwischen dem Tabellen-18. und dem 17. aus der Kurpfalz, der zuvor in dieser Spielzeit nicht ein Heimtor erzielt hatte, war eklatant. Mit solch einer Leistung steuern die Schanzer ungebremst der Drittklassigkeit entgegen.
„Mir fehlen die Worte“, sagte Gärtner. „Das ist absolut zu wenig von uns und alarmierend.“ Abstiegskampf heiße kämpfen und Leidenschaft zeigen. Doch dies gelang dem Team erneut nicht. Für Trainer Alexander Nouri bedeutete die Pleite die vierte Niederlage im vierten Spiel. „Man muss sagen, dass der Trainerwechsel verpufft ist“, sagte Gärtner nachdenklich.
Beim FC Ingolstadt stand wie erwartet Philipp Heerwagen erstmals im Tor und löste Marco Knaller ab, der zuletzt die ein oder andere Schwäche offenbarte. Außerdem fehlte Lucas Galvao, der durch Phil Neumann ersetzt wurde. Benedikt Gimber rückte in der Dreierkette auf die linke Seite, Marvin Matip übernahm den Posten in der Mitte. Der Kapitän war ein Grund, warum Gärtner später von „unglaublichen Gegentoren“ sprechen sollte. Auf plumpe Art und Weise verursachte Matip einen Elfmeter, als er Fabian Schleusener von den Beinen holte. (7.). Den Strafstoß verwandelte Andrew Wooten sicher ins linke untere Eck. Über die gesamte erste Halbzeit zeigten beide Teams Fußball, wie man es von Kellerkindern erwartet. Kaum Torraumszenen, keine spielerischen Akzente.
Dass beim FCI die Nerven blank liegen, zeigte das Verhalten von Gärtner auf der Tribüne. Er schimpfte wild gestikulierend, konnte kaum ruhig auf seinem Sitz verharren. Auch wenn dieser Auftritt bei manchem Zuschauer Kopfschütteln verursachte, zeigte Gärtner zumindest das, was den Ingolstädtern Spielern auf dem Platz weitestgehend abging: Herz und Leidenschaft. Die einzige Möglichkeit hatte Thorsten Röcher kurz vor dem Pausenpfiff. Er wurde aber im letzten Moment noch entscheidend von Philipp Klingmann bedrängt (45.+1).
Nouri nahm in der Halbzeit Matip, der sich viele leichte Fehler geleistet hatte und gelb-rot-gefährdet war, vom Platz und brachte mit Charlison Benschop einen weiteren Angreifer. Der neue Kapitän Konstantin Kerschbaumer und seine Kollegen waren jedoch weiterhin mit Defensivarbeit beschäftigt. Doch Rurik Gislason schoss drüber (48.), Philipp Förster vorbei (52.). Dann leisteten sich die Schanzer abermals einen harrsträubenden Abwehrfehler. Sowohl Benedikt Gimber als auch Heerwagen hätten einen Steilpass klären können. Doch keiner zog zurück, der Keeper fällte Gimber. Der Ball landete bei Denis Linsmayer der die Kugel nach dieser Slapstick-Nummer aus 18 Metern ins leere Tor schoss (66.). „Was danach passiert ist, darf einfach nicht sein“, ärgerte sich Nouri. „Wir haben kopf- und konzentrationslos agiert.“ Folge waren zwei weitere Gegentore. Schleusener verpasste erst noch aus vier Metern (63.), erzielte das 3:0 dann aber doch. Nach einem Freistoß von Felix Müller köpfte er ein (78.). Wenig später markierte der Angreifer den letztlich auch in der Höhe verdienten 4:0-Endstand (86.). Harald Gärtner hatte vor dem vierten Gegentreffer seinen Platz bereits verlassen.
SV Sandhausen Lomb – Klingmann, Kister, Verlaat – Gíslason, Paqarada – Linsmayer – Förster (63. Jansen), Fe. Müller (81. Vollmann) – Schleusener, Wooten (71. Behrens). FC Ingolstadt 04 Heerwagen – Neumann, Matip (46. Benschop), Gimber – Pledl, Kerschbaumer, Krauße (78. Cohen), Gaus (70. Otavio Rosa da Silva) – Kittel – Kutschke, Röcher.
Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) – Zuschauer 5653 Tore 1:0 Wooten (7./Foulelfmeter), 2:0 Linsmayer (66.), 3:0 Schleusener (78.), 4:0 Schleusener (86.).
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