FC Ingolstadt: Albtraum-Abend in Berlin
Ingolstadt liefert beim 0:2 bei Union ein überzeugendes Auswärtsspiel. Doch ein unberechtigter Elfmeter und zwei Platzverweise bringen ihn auf die Verliererstraße.
Der FC Ingolstadt muss sich gestern Abend wie einem schlechten Horrorfilm vorgekommen sein. Trotz klarer Dominanz und einem Chancenplus verloren die Schanzer bei Union Berlin unglücklich mit 0:2. Erst brachte ein unberechtigter Elfmeter die Köpenicker in Führung, dann sah Almog Cohen die Rote Karte. Als auch noch Robin Krauße vom Platz gestellt wurde, war der Widerstand der tapferen Ingolstädter endgültig gebrochen.
Ein neutraler Zuschauer wäre in diesem Spiel nie auf die Idee gekommen, dass Berlin von der Bundesliga träumt und dem FCI der Abstieg in die Drittklassigkeit droht. Gerade in der ersten Halbzeit zeigten die Gäste ein außerordentlich überzeugendes Auswärtsspiel. Die Schanzer waren nicht nur williger und galliger, sondern auch strukturierter und spielerisch überlegen. Der Gastgeber, der daheim weiter ungeschlagen ist, zog sich weit in die eigene Hälfte zurück und setzte auf Gegenstöße. 11:1 Torschüsse, dazu knapp 60 Prozent Ballbesitz für den FCI standen nach 45 Minuten in den Statistiken. Doch Fußball, das ist jedem bekannt, ist ein Ergebnissport, der unter anderem vom nötigen Spielglück beeinflusst wird. Union wird sich in der Pause selbst gefragt haben, warum man mit 1:0 in Führung lag.
FC Ingolstadt: Fassungsloser Harald Gärtner
Hatten die Schanzer bereits im Vorfeld über Benachteiligungen der Schiedsrichter geklagt, wurde es nun noch dramatischer. Paulo Otavio setzte im eigenen Sechzehner bei einem Duell mit Felix Kroos zur Grätsche an und traf den Ball. Der Berliner fädelte dann geschickt bei Otavio ein, der auf dem Boden lag. Zum Entsetzen der Ingolstädter zeigte Schiedsrichter Robert Kampka auf den Punkt. Sebastian Andersson verwandelte den geschenkten Elfmeter sicher (43.).
Geschäftsführer Harald Gärtner war am Sky-Mikrofon in der Pause fassungslos. „Das ist unglaublich“, sagte er, „wir werden dadurch um unser gutes Spiel gebracht. Wenn du unten stehst und Punkte brauchst, tut das richtig weh.“ Doch Gärtner wusste, dass der FCI den Rückstand auch selbst zu verantworten hatte. Denn abermals wurden gute Gelegenheiten leichtfertig vergeben. Thomas Pledl etwa scheiterte nach einem gekonnten Pass von Sonny Kittel im eins gegen eins an Union-Torhüter Rafal Gikiewicz (8.). Auch Dario Lezcano hätte treffen müssen, ballerte jedoch aus sechs Metern aus der Drehung über die Querlatte (41.). Weitere Abschlüsse von Björn Paulsen (6.), Lezcano (9.) und Almog Cohen (17) stand lediglich ein gefährlicher Berliner Angriff gegenüber. Nach einer Flanke von Kroos vergab Andersson freistehend eine vielsprechende Kopfballchance (34.).
Gärtner setzte in der Pause auf „Mentalität und Charakter“ der Ingolstädter Mannschaft, um den unglücklichen Rückstand zu drehen. Doch der FC Ingolstadt schaffte es nicht, an die starke Vorstellung der ersten Halbzeit anzuknüpfen. Und der nächste Tiefschlag ließ nicht lange auf sich warten, da Almog Cohen wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte sah (65.). Die Entscheidung von Kampka war erneut zu hart, denn Cohen hatte Akaki Gogia, der sich über dem am Boden liegenden Israeli aufgebäumt hatte, lediglich an der Brust am Trikot gepackt. Da Cohen zuvor bereits gelb gesehen hatte, war der Platzverweis berechtigt. Eine Ampelkarte hätte jedoch genügt.
FC Ingolstadt kassiert zwei Platzverweise
Wäre mit einem Mann weniger die Wende noch möglich gewesen, wurde das Unterfangen in der 75. Minute nahezu unmöglich. Robin Krauße wurde berechtigt mit Gelb-Rot vom Feld gestellt, nachdem er Kroos mit dem Fuß im Gesicht getroffen hatte. Jonatan Kotzke bot sich nach einem Freistoß in doppelter Unterzahl sogar die Ausgleichschance (78.). Effizienter waren erneut die Berliner. Suleiman Abdullahi traf den Pfosten, den Nachschuss von Gogia knallte Otavio bei seinem Rettungsversuch unter die eigene Latte (79.).
„Diese Niederlage fühlt sich wie ein Tiefschlag an “, sagte FCI-Torhüter Philipp Tschauner nach der Partie. „Wir müssen in der ersten Halbzeit unsere Chancen nutzen und in Führung gehen.“ Nächste Woche sind die Schanzer erneut auswärts gefordert. In Paderborn müssen sie dann auf die gesperrten Krauße, Cohen und Otavio (fünfte Gelbe Karte) verzichten.
Union Berlin Gikiewicz – Trimmel, M. Friedrich, F. Hübner, C. Lenz – Prömel, Schmiedebach (68. Rapp) – Mané (46. Abdullahi), Kroos (76. Zulj), Gogia – Andersson. FC IngolstadtTschauner – Paulsen, Kotzke, Mavraj, Paulo Otavio – Krauße – Cohen, Träsch – Pledl (61. C. Sahin), Kittel (82. Gimber) – Lezcano (68. Kutschke).
Schiedsrichter Robert Kampka (Mainz) – Zuschauer 21500 Tore 1:0 Andersson (43./Foulelfmeter), 2:0 Gogia (79.) Gelb-Rote Karte Krauße (75./wiederholtes Foulspiel) Rote Karte Cohen (65./Tätlichkeit).
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