FC Ingolstadt: Der absolute Tiefpunkt
Der FC Ingolstadt überwintert nach dem 1:2 gegen Jahn Regensburg als Tabellenletzter. Almog Cohen ist bedient und kritisiert die Mitspieler.
Als Almog Cohen zur Leistung des FC Ingolstadt gefragt wurde, schaute er wie ein Kind, dem gerade die Weihnachtsgeschenke wieder weggenommen wurden. Traurig. Wütend. Auch verzweifelt. Die Schanzer hatten gerade völlig verdient mit 1:2 gegen Jahn Regensburg verloren und sich als Tabellenletzter in die Winterpause verabschiedet.
„Viele verstehen nicht, was Abstiegskampf ist“, sagte Cohen. „Das war ein Derby und wir zeigen nicht das, was wir die ganze Woche reden.“ Der Israeli sprach von fehlendem „Charakter“ und legte ein vernichtendes Urteil über die ganze Mannschaft nach. „Wir bekommen Geld dafür, Fußball zu spielen. Dann muss man alles geben. Es waren lediglich 20 Prozent Wille und Kampfgeist erkennbar.“ Cohen, der seit fünf Jahren für den FC Ingolstadt spielt und dem der Verein ans Herz gewachsen ist, dachte auch an die Mitarbeiter im Klub. „Sie arbeiten immer hart. Wir machen nicht genug für sie und auch nicht für uns.“
FC Ingolstadt: Deutlicher Leistungsabfall
Hatten die ersten beiden Spiele unter Jens Keller noch Hoffnung auf Besserung gegeben, verfielen die Schanzer gegen Regensburg in alte Muster. „Das heute war gar nichts“, ärgerte sich Keller, der nichts von dem umgesetzt sah, was er dem Team mit auf den Weg gegeben hatte. „Wir haben nicht die Räume angelaufen, die wir wollten, und nicht so aufgebaut, wie wir es uns vorgenommen haben.“ Keller ging sogar soweit, nach den jüngsten beiden Spielen von einer gewissen Zufriedenheit in der Mannschaft zu sprechen. Nun gelte es, sagte Keller, das Bewusstsein des Abstiegskampfs in die Mannschaft zu bekommen.
FC Ingolstadt: Die Gegentore fallen zu leicht
Dass dies bisher nicht gelungen zu sein scheint, zeigten die Spieler nahezu die komplette Partie. Es ist beinahe grotesk, wie derzeit die Gegentore fallen. Beim 0:1 etwa war der Ball eine Ewigkeit in der Luft. Dennoch schaffte es Phil Neumann nicht, zu klären. Stattdessen sprang er unter der Kugel hindurch und Regensburgs Hamadi Al Ghaddioui köpfte ein (28.). Dem 1:2 (75.) ging eine Fehlerkette voraus. Sonny Kittel spielte im Aufbau einen Fehlpass an der Mittellinie. Der aufgerückte Frederic Ananou trabte auf der rechten Seite Sebastian Stolze nur hinterher, im Zentrum leistete sich Marcel Gaus im Anschluss einen kapitalen Stellungsfehler. Al Ghaddioui bedankte sich und schob ein. „Wir haben nicht die Überzeugung, unser Tor unbedingt verteidigen zu wollen“, haderte Cohen. Marcel Gaus´ Aussagen zielten in die gleiche Richtung: „Jeder muss sich hinterfragen, ob er 100 Prozent dafür tut, richtig zu verteidigen.“ Während der 90 Minuten brachte der FCI selbst nur einen vernünftigen Angriff zustande. Robert Leipertz nahm Tempo auf und bediente Sonny Kittel, der das zwischenzeitliche 1:1 markierte (39.).
FC Ingolstadt: Noch ist alles drin
Durch die erneute Niederlage hat es der FC Ingolstadt fertig gebracht, in 18 Spielen magere zehn Zähler einzufahren. Eine Punktzahl, die kaum Hoffnung auf den Klassenerhalt geben sollte. Gewöhnlich, denn in dieser Saison ist alles anders. „Es ist ein Weihnachtsgeschenk für uns, dass der Rückstand noch aufholbar ist“, sagte Gaus im Wissen über die ebenfalls schwächelnden Konkurrenten im Abstiegskampf. Nun habe jeder Spieler genug Zeit, fügte Gaus an, „sich Gedanken zu machen, wie es hier weitergehen soll“.
Die Verantwortlichen jedenfalls wollen den Kader korrigieren. Auf die Frage nach Neuzugängen sagte Keller: „Wir wollen das ein oder andere verändern. So einfach ist das aber nicht.“ Als möglicher Neuzugang gilt Simon Hedlund. Der Linksaußen spielte bei Union Berlin bereits unter Keller, kommt derzeit aber kaum zum Zug. Geschäftsführer Harald Gärtner bezeichnete Hedlund vielsagend als „interessanten Spieler“.
Qualität wollte Jens Keller den vorhandenen Akteuren nicht absprechen. Doch fehle die Mentalität. „Wir brauchen den ein oder anderen Charakter. Spieler, die mal das Heft in die Hand nehmen. Davon haben wir deutlich zu wenig.“ Einer, der die nötige Mentalität mitbringt, ist Almog Cohen. „Man kann nur gewinnen, wenn man mehr Wille zeigt als der Gegner, auch mal etwas riskiert“, forderte er. Der Kapitän hat den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben, setzt auf die Vorbereitung unter Keller und einen guten Start.
FC Ingolstadt Buntic – Ananou, Neumann, Gimber, Gaus – Kerschbaumer (79. Osawe), Cohen – Leipertz (65. Kutschke), Kittel, Otavio – Lezcano (79. Benschop).
Jahn Regensburg Pentke – Saller, Sorensen, Correia, Nandzik – Stolze (88. Lais), Fein, Geipl, George (84. Thalhammer) – Vrenezi (71. Nietfeld), Al Ghaddioui.
Schiedsrichter Robert Kempter (Sauldorf) – Zuschauer 10038 – Tore 0:1 Al Ghaddioui (28.), 1:1 Kittel (39.), 1:2 Al Ghaddioui (75.).
Die Diskussion ist geschlossen.