Ein Endspiel zum Start
Trainer Maik Walpurgis gibt sein Debüt in der wichtigen Partie beim SV Darmstadt 98. Was Pascal Groß zur Laufstärke des FC Ingolstadt sagt und warum Marathonläufer keine Partie gewinnen.
Maik Walpurgis klingt nicht wie ein Trainer, dessen Mannschaft mit dem Rücken zur Wand steht. Der neue Coach des FC Ingolstadt versucht vielmehr, Aufbruchstimmung zu vermitteln. Sowohl intern, als auch mit seinen öffentlichen Aussagen.
Walpurgis spricht von einer „hervorragenden Stimmung“ innerhalb des Kaders, „Fokus, Spaß und Spielfreude sind vorhanden.“ Seine Eindrücke von der ersten Trainingswoche bezeichnet er gar als „ideal“. Einziges Manko – Walpurgis nennt es eine „Herausforderung“ – war die Abwesenheit der sechs Nationalspieler. Die Österreicher Markus Suttner und Lukas Hinterseer kehrten erst am Mittwoch, der Australier Mathew Leckie am Donnerstag von ihren Länderspielreisen zurück. Für sie hat Walpurgis vor dem Spiel (Samstag, 15.30 Uhr) beim SV Darmstadt 98 einen „48-Stunden-Crash-Kurs, was Philosophie und Spielidee“ angeht, angekündigt. Mit welchen Prinzipien er den FC Ingolstadt aufs Feld schicken will, wollte der 43-jährige Fußballlehrer vor seiner Premiere in der Fußball-Bundesliga freilich nicht verraten. Walpurgis: „Wir wollen das Überraschungsei der Bundesliga sein. Der Vorteil des ersten Spiels ist, die Karten verdeckt halten zu können.“
Was die Startaufstellung angeht, kündigt der neue Trainer Veränderungen an. Wo die letztlich liegen, lässt sich indes nicht vorhersehen. Walpurgis´ Vergangenheit und allein der Fakt seiner Verpflichtung deuten darauf hin, dass der FC Ingolstadt vom taktischen Grundprinzip an die Zeit unter Ralph Hasenhüttl erinnern wird. Während Markus Kauczisnki dem äußerst frühen Attackieren des Gegners zuletzt Abschwor und auf eine defensivere Grundordnung setzte, dürfte Nachfolger Walpurgis genau darauf setzen. „Meine Idee vom Fußball spiele ich seit Jahren und weiß, auf welche Details es ankommt. Wir wollen uns nicht verschanzen und mutig agieren.“
Darauf deuten auch die Aussagen von Pascal Groß hin. „Wir wollen aggressiv und mutig spielen, mit Pressing und Gegenpressing agieren, was in Ingolstadt eigentlich immer der Fall war.“ Ein Satz, der vermuten lässt, dass die Mannschaft nicht restlos von der Spielidee Kauczinskis überzeugt war.
Ihr deshalb mangelnde Bereitschaft zu unterstellen, wäre indes falsch. Denn am Einsatz mangelte es den Ingolstädtern trotz der desaströsen Punktausbeute von zwei Zählern nie. Das Team ist das laufstärkste der Bundesliga, die Zahlen von Groß sind phänomenal. Mit 123,3 Kilometern legte der Mittelfeldspieler zehn mehr zurück als der zweitbeste Spieler in dieser Statistik (Jonas Hector vom 1. FC Köln mit 113,6 Kilometern.). Ein Fakt, dem Groß allerdings nicht viel abgewinnen kann. „Klar ist es ein wichtiger Bestandteil, dass man viel arbeitet und läuft. Aber es gehört eben noch viel mehr dazu, sowohl fußballerisch als auch taktisch. Elf Marathonläufer würden kein Spiel gewinnen.“
Kampfkraft wird auch heute in Darmstadt gefragt sein. Groß´ Rat an die Zuschauer: „Das ist purer Abstiegskampf. Wer Traumfußball sehen will, sollte lieber nicht ins Stadion gehen.“ Von einem Endspiel wollen sowohl Walpurgis als auch Groß an einem elften Spieltag noch nichts wissen. „Jedes der letzten 24 Spiele hat Endspielcharakter, man muss es so sehen wie ein Pokalspiel. Jedes Tor, jeder Punkt kann am Ende zählen“, sagt Groß. Der 25-Jährige spricht von einem „Neustart“. Alles gehe „ein Stück weit von vorne los. Wir sollten alles Negative hinter und lassen.“ Damit geht Groß ganz den Weg seines neuen Trainers, von dem er einen guten ersten Eindruck hat. „Er hat eine positive Grundausstrahlung und -einstellung. Er blickt nach vorne und will mit uns die Wende schaffen.“ Damit will der FC Ingolstadt direkt in Darmstadt beginnen.
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