
Ein Spiel im „Wohnzimmer“


Tobias Levels tritt heute mit dem FC Ingolstadt bei Borussia Mönchengladbach an. Zu seinem Ex-Verein hat der Fußballprofi eine besondere Beziehung. Wie er die Situation bei den Schanzern bewertet und was nicht passieren darf.
Borussia Mönchengladbach ist im Herzen von Tobias Levels tief verankert. Dort spielt er in der Jugend, wird Fußballprofi, später Kapitän. Levels spricht von einem „vertrauten Gefühl“, wenn er das Stadion betritt. Er nennt es „Wohnzimmergefühl“, etwas ganz Besonderes also.
Levels wechselt im Alter von zwölf Jahren vom KFC Uerdingen zur Borussia, durchläuft sämtliche Jugendmannschaften. Mit 19 Jahren debütiert er bei den Profis, mausert sich zum Stammspieler. Mit 22 läuft er ein halbes Jahr als Kapitän des Traditionsvereins auf. „Ich habe in Gladbach viel erlebt“, sagt Levels. Dazu zählen ein Abstieg in die 2. Liga, der direkte Wiederaufstieg und die Rettung in der Relegation in der Saison 2010/2011. Da spielt Levels bereits keine Rolle mehr, Neu-Trainer Lucien Favre setzt nicht auf ihn. Levels wechselt nach 83 Bundesligaspielen für Gladbach zu Fortuna Düsseldorf, erlebt erneut Höhen und Tiefen. Er steigt in die Bundesliga auf, sofort wieder ab und wird später arbeitslos, ehe er Ende 2014 zum FC Ingolstadt wechselt.
Levels, inzwischen 29 Jahre alt, hat in seiner Karriere reichlich Erfahrungen gesammelt, hat Krisen erlebt. Daher kann er die derzeitige Situation beim FC Ingolstadt vor der heutigen Partie (15.30 Uhr) bei seinem Ex-Verein Borussia Mönchengladbach gut einschätzen. Einen Punkt haben die Schanzer lediglich auf dem Konto. Die Gefahr besteht, frühzeitig den Anschluss zu verlieren. „Der Schlüssel ist“, sagt Levels, „die Ruhe zu bewahren“. Man dürfe sich nicht verrückt machen. „Das Schlimmste ist“, sagt Levels, „wenn man Angst hat.“ Dann nämlich hätte man ein Problem.
So weit sieht er die Mannschaft des FC Ingolstadt längst nicht. „Jedes unserer Spiele“, sagt Levels, „hätte auch anders ausgehen können. Wir waren nie unterlegen oder sind auseinandergespielt worden.“ Was fehle, sind kleine Dinge. Kleinigkeiten eben, die ein Fußballspiel entscheiden. „Fußball ist ein Spiel“, philosophiert Levels, „in dem immer Fehler passieren.“ Wer diese besser ausnütze, der gehe als Sieger vom Platz. „Wir müssen unsere Fehler so minimal wie möglich halten und die des Gegners besser bestrafen.“ Als Beispiel dient die jüngste 0:2-Niederlage der Schanzer am Dienstagabend gegen Eintracht Frankfurt. Die Hessen waren in der Tat nicht viel stärker, nutzten dann zwei Standardsituationen zu den Toren. „Wir verteidigen sehr gut“, sagt Levels daher, „lassen aus dem Spiel heraus nicht viele Chancen zu.“ Im Spiel nach vorne hingegen „kreieren wir zu wenig“.
Auch FCI-Trainer Markus Kauczinski will in der schwierigen Phase nicht alles schlechtreden. „Wir haben nicht alles falsch gemacht“ sagt er, „aber vor allem aus den Spielen in Hamburg und München zu wenige Punkte geholt.“ Gerade jetzt sei es wichtig, dranzubleiben, „dann kommt das Spielglück irgendwann auch zu uns.“ Große Veränderungen in der Startaufstellung sind laut Kauczinski für die Partie in Mönchengladbach nicht geplant. „Ich will nicht ständig wechseln, weil ich das Gefühl hatte, dass die Mannschaft diese Sicherheit braucht.“ Bis auf Romain Brégerie (Wadenprobleme) und Sonny Kittel (Aufbautraining) steht Kauczinski der ganze Kader zur Verfügung.
Auch Tobias Levels wird gegen seinen Ex-Verein auflaufen. Der hat seit seinem Weggang eine außergewöhnliche Entwicklung genommen, nimmt in der laufenden Saison zum zweiten Mal an der Champions League teil. Levels freut sich darüber, er hat nach wie vor Kontakt zu einigen Spielern und Mitarbeitern. Die Gladbacher lobt er in höchsten Tönen: „Sie haben zu Hause eine große Sicherheit, sind fußballerisch stark und haben schnelle Leute vorne.“ Aber, so Levels weiter, „sie sind verwundbar. Wir können punkten oder gewinnen.“ Der FCI braucht Zähler, da spielt es für Levels keine Rolle, dass es gegen Gladbach geht. Die Punkte im „Wohnzimmer“ würde er gerne mitnehmen.
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