FC Ingolstadt: Gefühlschaos nach verrückter Schlussphase
Beim 2:2 gegen Bayern München II wähnt sich der FC Ingolstadt als Sieger, kassiert aber noch den Ausgleich. Warum Tomas Oral dennoch von einem Punktgewinn spricht und den Schiedsrichter verantwortlich macht.
Wenn ein Trainer von einem Punktgewinn spricht, obwohl seine Mannschaft in der Nachspielzeit noch den Ausgleich kassiert hat, muss wahrlich Außergewöhnliches passiert sein. Auf der einen Seite war der FC Ingolstadt dem Sieg sehr nah – das wusste Tomas Oral –, aber eine Niederlage war beim 2:2 gegen den FC Bayern München II ebenso nicht weit entfernt. „Nach so einem Spielverlauf muss man durchatmen. Mehr Kuriosität geht nicht“, fasste Oral zusammen.
75 Minuten hatte im bayerischen Duell nichts darauf hingedeutet, zu welcher Dramatik es in der Schlussphase noch kommen sollte. 75 Minuten pure Langeweile, ehe sich die Ereignisse überschlugen. Den Startpunkt markierte Caniggia Elva, der mit einem Schlenzer aus 18 Metern die Schanzer in Führung brachte (75.). Das Tor löste den Knoten in einer Partie, der bis dato ein torloses Remis gut zu Gesicht gestanden hätte. Die junge Gästemannschaft war im Anschluss bemüht, ins Spiel zu kommen. Allein, es fehlten die Mittel, der FCI verteidigte gut.
FC Ingolstadt geht wieder in Führung
Bis Schiedsrichter Patrick Hanslbauer den Münchnern einen Elfmeter zusprach, den es nicht hätte geben dürfen. Daniels Ontuzans flankte in den Strafraum, wo Michael Heinloth den Ball an den angelegten Ellenbogen bekam (86.). „Er hat den Arm angelegt. Was soll er machen? Soll er sich den Arm abhacken?“, schimpfte Oral. „Wenn das ein Elfmeter ist, können wir aufhören, Fußball zu spielen.“ Sarpreet Singh war das freilich egal, er verwandelte sicher zum 1:1. „Nach dem Gegentor sind wir neben uns gestanden und müssen das 1:2 bekommen“, meinte Oral ehrlich. „Dann kommen wir nicht mehr zurück und sie gewinnen das Spiel.“ Erst liefen die Ingolstädter in einen Konter, doch Lenn Jastremski schob knapp am Tor vorbei (87.). FCI-Torhüter Buntic spielte den Abstoß zu Thomas Keller, dessen Rückpass komplett misslang. Lasse Günther kam an den Ball, Buntic warf sich in dessen Schuss. Auch den Nachschuss schob Günther am Tor vorbei (87.). „Es sind wohl graue Haare auf beiden Seiten dazugekommen“, sagte Danny Schwarz, der als Trainerduo gemeinsam mit Martin Demichelis bei den Münchnern sein Debüt als Coach gab, nicht nur wegen dieser Szene. Denn statt den knock-out einstecken zu müssen, ging der FCI abermals in Führung. Elva schickte Fatih Kaya, der zum 2:1 traf (90.). Der Jubel war grenzenlos, erneut schienen die Schanzer ein Spiel in den Schlussminuten für sich zu entscheiden.
Doch noch war nicht Schluss und der letzte Akt in diesem Drama gehörte dem FC Bayern. Nach einer verlängerten Flanke stocherte Jamie Lawrence den Ball zum 2:2-Endstand über die Linie (90.+2). Jetzt feierten die Münchner, die Ingolstädter schrien ihren Frust heraus. „Das müssen wir cleverer verteidigen“, meinte Oral, „weshalb das Unentschieden verdient für den Gegner ist.“
Konkurrenten des FCI patzen
Dennoch hatte der FCI-Trainer einen Schuldigen am erneuten Rückschlag im Aufstiegskampf schnell gefunden: den Schiedsrichter. Neben dem unberechtigten Elfmeter ärgerte sich Oral über weitere Szenen. Übel stieß ihm auf, dass Hanslbauers Pfeife in kritischen Situationen stummgeblieben war. Etwa in der 34. Minute, als Alexander Lungwitz einen Ball im Strafraum an die Hand bekam. Oder nach 58 Minuten, als Filip Bilbija kurz vor dem Strafraum im Duell mit Dennis Waidner zu Fall gekommen und der Pfiff und damit eine Rote Karte ausgeblieben waren. „Vielleicht“, unterstellte Oral dem Unparteiischen, „beobachtet man das Spiel nicht intensiv genug – oder ist in gewissen Situationen überfordert.“
Etwas überfordert wirkte jedoch auch seine eigene Mannschaft, die nach dem 0:2 in Magedeburg eine Reaktion zeigen wollte. Obwohl der FC Bayern II, der fünf Spieler zu den verletzungsgebeutelten Profis abgeben musste, ersatzgeschwächt antrat, schafften es die Schanzer nicht, sich Chancen zu erspielen. Bis zur 75. Minute nicht eine einzige. Der Spielaufbau war zu langsam und ideenlos. Das Mittelfeld fand nicht statt, die Offensivspieler konnten sich nicht durchsetzen. Daher verwunderte es, dass Oral vor der Schlussphase eine „tadellose Partie“ seiner Mannschaft gesehen haben wollte.
Letztlich rückte der FCI durch den einen Punkt zu Hansa Rostock auf, das mit 0:2 gegen den 1. FC Magdeburg unterlag. Nach dem überraschenden 0:2 von Tabellenführer Dynamo Dresden beim Letzten Unterhaching bleibt die Spitze eng beisammen. Mit vier Punkten Rückstand befindet sich zudem 1880 München (3:2 gegen Verl) in Lauerstellung.
FC Ingolstadt 04 Buntic – Heinloth, Paulsen, Schröck (46. Keller), Gaus – Kotzke – Elva, Stendera (78. Caiuby), Bilbija (66. Sussek) – Kutschke, Röhl (66. Kaya).
FC Bayern München II Schneller – Waidner, Lawrence, Feldhahn, Lungwitz – Welzmüller (78. Ontuzans), Stiller – Kühn (62. Günther), Rhein (62. Singh), Sieb – Jastremski.
Schiedsrichter Patrick Hanslbauer (Stein) – Tore 1:0 Elva (75.), 1:1 Singh (86./Handelfmeter), 2:1 Kaya (90.), 2:2 Lawrence (90.+2).
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