Großer Jubel mit Wermutstropfen
FC Ingolstadt feiert mit einem 2:0 seinen ersten Sieg gegen 1860 München. Das Spiel steht wegen Ausschreitungen im Gästeblock aber kurz vor dem Abbruch
Am Ende gab es kein Halten mehr. Die komplette Mannschaft des FC Ingolstadt stürmte jubelnd auf Collin Quaner zu, der soeben das entscheidende 2:0 im oberbayerischen Derby gegen 1860 München erzielt hatte. Mittendrin Trainer Ralph Hasenhüttl, der einen Sprint über das halbe Feld hingelegt hatte: „Das 2:0 war ein sensationell schöner Augenblick. Es war die Befreiung.“
Zuvor hatte der FC Ingolstadt in einem denkwürdigen Spiel lange Zeit Zittern müssen. Denkwürdig, weil es für den FC Ingolstadt den ersten Sieg im zehnten Vergleich mit dem großen Nachbarn bedeutete. Denkwürdig aber auch, weil einige sogenannte Fans der Gäste für eine zehnminütige Unterbrechung und damit fast für einen Spielabbruch gesorgt hatten.
Der Fußball war gestern Abend zwischenzeitliche in den Hintergrund gerückt. Mit 1:0 führte der FC Ingolstadt nach 68 Minuten, als FCI-Torwart Ramazan Özcan im eigenen Strafraum vor der Kurve der Gästefans verletzt auf dem Boden lag. Einige Anhänger ließen dann ihren Frust über die bis dahin schwache Darbietung freien Lauf und warfen Feuerzeuge in Richtung Özcan. „Ich möchte das eigentlich gar nicht kommentieren“, sagte Özcan, „getroffen worden bin ich nicht.“ Schon zuvor war im Block der Gäste immer wieder Pyrotechnik gezündet worden. Schiedsrichter Christian Fischer schickte beide Mannschaften daraufhin für zehn Minuten in die Kabinen. Bei weiteren Vorfällen wäre die Partie wohl abgebrochen worden. Es blieb ruhig.
Zurück zum Sportlichen: Die Schanzer begannen, wie man es von einer Heimmannschaft eigentlich erwartet, es in dieser Saison von ihnen aber kaum gesehen hatte: Offensiv. „Die ersten 20 bis 30 Minuten war mit das Beste, was wir zu Hause bisher gespielt haben“, sagte Hasenhüttl hinterher, „wir haben uns einige Torchancen herausgespielt.“ Alfredo Morales (11.) scheiterte mit einem Linksschuss an Gästetorwart Gabor Kiraly. Durch ein Tor von Philipp Hofmann (21.), dass fast schon in FC-Bayern-Manier erzielt wurde, gingen die Schanzer in Führung. Hofmann spielte auf Cauiby, der passte zu Hartmann, welcher wiederum direkt in den Lauf von Hofmann durchsteckte. Der U-21-Nationalspieler, der beim Rückrundenstart noch auf der Bank gesessen hatte, ließ Kiraly mit einem Linksschuss keine Chance. Caiuby hätte allein vor dem Tor das 2:0 nachlegen können, zögerte aber zu lange. „Wir haben das Spiel in den ersten 30 Minuten verloren“, fasste 1860-Trainer Friedhelm Funkel zusammen. Sechzig spielte zu passiv und ließ die Schanzer gewähren.
Nachdem der Brasilianer Caiuby zu Beginn der zweiten Hälfte über das Tor geschossen hatte, wurde Sechzig stärker. Ramazan Özcan parierte einen Schuss des Japaners Yuya Osako (76.), insgesamt auffälligster Löwe. Bobby Wood zielte mit einem Seitfallzieher aus 13 Metern über das Tor (78.). Die Abwehrschlacht vergoldete letztlich das erlösende 2:0. Nach einem Pass des einwechselten Karl-Heinz Lappe entwischte der schnelle Quaner seinen Gegenspielern und erlöste nicht nur seinen Trainer. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl, vor so einer Kulisse zu treffen“, freute sich Quaner.
FC Ingolstadt 04: Özcan – Engel, Gunesch, Matip, Danilo – Lex (57. Eigler), Groß, Morales, Caiuby – Hartmann (81. Lappe), Hofmann (87. Quaner)
TSV 1860 München: Kiraly – Wojtkowiak, Vallori, Schindler, Hertner – Steinhöfer, Adlung (75. Ludwig), Stark (66. Weigl), Stoppelkamp – Osako, Lauth (65. Wood)
Zuschauer: 13 734
Tore: 1:0 Hofmann (20.), 2:0 Quaner (88.)
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