Jens Kellers brisante Rückkehr
Der FC Ingolstadt ist bei Union Berlin zu Gast. Für den FCI-Trainer ist es eine Reise in die Vergangenheit. Was er vom Wiedersehen erwartet.
Jens Keller war „geschockt“, er konnte es „nicht verstehen“. Als er Ende 2017 als Trainer bei Union Berlin entlassen wurde, war die Überraschung groß. Nicht nur für ihn, auch für die Öffentlichkeit.
Keller hatte zwischen Sommer 2016 und Dezember 2017 positive Spuren hinterlassen. In seiner ersten Saison verfehlte er die Aufstiegsränge nur knapp. Rang vier und 60 Punkte sind bis heute Bestmarken in Unions Zweitliga-Historie. Auch in der Spielzeit 2017/18 lief es gut für die Berliner. Nach 16 Spieltagen fehlten als Tabellenvierter lediglich drei Punkte zu Rang vier. Dennoch musste Keller gehen. Union Berlin gab damals sportliche Gründe für die Trennung an, doch ein Interview von Klubchef Dirk Zingerle im „kicker“ lieferte Raum für Spekulationen. Er nannte damals „schwerwiegende Gründe“ für die Entlassung des sportlich erfolgreichen Trainers und betonte: „Einen Mitarbeiter, der sich nichts zu Schulden kommen lassen hat, entlasse ich nicht.“
FC Ingolstadt: Jens Keller hegt keinen Groll
Seitdem ist viel Zeit ins Land gezogen. Inzwischen ist Jens Keller Trainer beim FC Ingolstadt und kehrt am Freitag (18.30 Uhr) mit seinem neuen Verein erstmals an seine alte Wirkungsstätte zurück. Fragen zur damaligen Trennung blockt Keller seit seinem Amtsantritt bei den Schanzern rigoros ab. „Es gibt Dinge im Fußball, die man nicht versteht. Man muss sie abhaken und vergessen können, sonst rennt man den Entscheidungen ein Leben lang hinterher“, sagt Keller und verzichtet darauf, nachzutreten. „Ich habe überhaupt keinen Groll, hatte eine tolle Zeit in Berlin.“
Um seine Person wird es ohnehin nur am Rande gehen, wenn der FC Ingolstadt beim Tabellendritten gastiert. Obwohl Union Berlin in dieser Saison noch kein Heimspiel verloren hat und insgesamt lediglich zwei Pleiten kassierte, sieht Keller gute Möglichkeiten für seine Mannschaft. „Union spielt eine enorm konstante Saison und hatte noch keine Schwächephase. Irgendwann wird ein leichter Einbruch kommen.“ Am besten gleich gegen den FCI, so Keller. „Wenn wir so auftreten wie bisher im Jahr 2019, haben wir eine gute Chance.“ Obwohl sein Team zuletzt zweimal verlor (0:1 in St. Pauli, 1:2 gegen Köln), sieht der 48-Jährige den FCI auf einem guten Weg. „Wir erspielen uns immer einige gute Möglichkeiten. Auch unser Defensivverhalten finde ich nach wie vor sehr gut.“ Doch es hapert im Abschluss. Mit 24 Treffern verfügen die Schanzer über die zweitschwächste Offensive der Liga. Keller: „Wir brauchen im letzten Drittel mehr Entschlossenheit und die Geilheit, ein Tor zu erzielen.“ Dafür wird gearbeitet, Training für Training. „Wir weisen darauf hin, dass jeder Ball entscheidend ist“, sagt Keller. Spüre er bei einem Spieler beim Torschusstraining eine gewisse Lockerheit, gebe es „Feuer von mir.“
FC Ingolstadt: Die Gelben Karten als große Gefahr
Für das Spiel in Berlin stehen bis auf die Langzeitverletzten alle Spieler zur Verfügung. An seiner Startformation wird Keller nichts ändern, auch wenn Sperren drohen. Mit Dario Lezcano, Paulo Otavio, Stefan Kutschke, Marcel Gaus, Benedikt Gimber und Sonny Kittel haben sechs Spieler vier Gelbe Karten gesammelt und wären bei einer weiteren gesperrt. „Das ist eine schwierige Situation für uns“, sagt Keller.
Ohne Sperren geht es zunächst zu seinem Ex-Klub nach Berlin. Nicht zum Einsatz kommen wird dort bekanntlich der Videobeweis. Erst Ende März werden die Zweitligisten darüber abstimmen, ob er in der kommenden Spielzeit eingeführt wird. Keller jedenfalls ist ein Befürworter. „In der Summe sind wir die klar benachteiligte Mannschaft“, sagt er. Gerade das Spiel gegen Köln wurmt den 48-Jährigen noch immer. „Ich habe selten ein Spiel erlebt, in dem so viele klare Fehlentscheidungen getroffen wurden.“
Mögliche Aufstellung Tschauner – Paulsen, Kotzke, Mavraj, Paulo Otavio – Krauße – Träsch, Cohen – Pledl, Lezcano, Kittel.
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