Ingolstadt jubelt, Dresden tobt
Die Schanzer dürfen beim 1:0 gegen Dynamo Dresden 85 Minuten in Überzahl agieren. Warum sie dennoch bis zum Schluss zittern müssen und was die Gäste wütend macht.
Da Fußball letztlich ein Ergebnissport ist, war Tomas Oral rundum zufrieden. Der FC Ingolstadt hatte Dynamo Dresden mit 1:0 bezwungen und in der englischen Woche sieben Punkte geholt. „Wenn man damit nicht zufrieden ist, wann dann“, meinte Oral. Doch auch der FCI-Trainer wusste nach dieser Partie, dass noch viel Arbeit vor den Schanzern liegt.
Die Schlüsselszene des Spiels gab es bereits in der vierten Minute. Dresdens Max Kulke foulte als letzter Mann Stefan Kutschke, verursachte einen Strafstoß und sah obendrein noch die Rote Karte wegen einer Notbremse. Weil Kutschke den Elfmeter sicher verwandelte, führte der FCI nicht nur, sondern durfte die restlichen 85 Minuten in Überzahl agieren. „Das hat alle kaputtgemacht“, ärgerte sich Dresdens Trainer Markus Kauczinski später. „Ich glaube, dass man den Elfmeter geben kann. Auf keinen Fall aber die Rote Karte.“ Ähnlich fiel das Fazit von Oral aus: „Es war ein Elfmeter, aber ich bin gegen die Doppelbestrafung.“ Da Kulke zum Ball ging, hätte er wohl den Regeln nach nicht vom Platz fliegen müssen. Doch die Entscheidung stand und veränderte dieses Spiel komplett.
FC Ingolstadt lässt Chancen liegen
In den ersten 45 Minuten wusste der FCI mit der Überzahl gut umzugehen. Die Gäste waren auf die Defensive bedacht, die Schanzer kamen zu Möglichkeiten. Fatih Kaya erzielte nach einem Kutschke-Kopfball ein Tor, das zurecht wegen Abseits nicht zählte (21.). Ilmari Niskanen boten sich zwei Schuss-chancen (28., 42.), auch Fatih Kaya kam zum Abschluss (39.). „Wir hätten ein zweites oder drittes Tor nachlegen müssen und unsere Überzahl besser ausspielen können“, haderte Kutschke.
Weil die Schanzer das nicht taten, offenbarte die zweite Halbzeit grundlegende Probleme im FCI-Spiel. Nach vorne fehlten Ideen, Kreativität und Durchschlagskraft, in der Defensive wurden unnötige Fehler begangen. Als Dresden seine Passivität ablegte und den Weg nach vorne antrat, begann bei den Schanzern das große Zittern. Zum einen fabrizierten sie zahlreiche Freistöße in Strafraumnähe (Oral: „Wir haben uns jugendlich angestellt.“), zum anderen fand keine Entlastung mehr statt. Marvin Stefaniak etwa schoss aus guter Position über das Tor (63.) und hätte bei einem Freistoß fast getroffen. Doch der zurückgeeilte Marcel Gaus rettete mit dem Kopf kurz vor der Linie (79.).
Dynamo Dresden wird ein Elfmeter verweigert
Großes Glück hatten die Schanzer in der nächsten Aktion, als der unglücklich agierende Schiedsrichter Martin Thomsen Dynamo einen Strafstoß verweigerte. Michael Heinloth hatte Stefaniak im Sechzehner bei einem Kopfballduell mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen, doch der Pfiff blieb aus. „Klarer Elfmeter“, befand Kauczinski und machte seinem Ärger Luft: „Wir haben so viel Wut im Bauch, wir sind so angepisst wegen dem, was hier passiert ist.“
Bei den Ingolstädtern, die mit 13 Punkten Tabellenvierter sind, war die Stimmungslage freilich eine ganz andere. „Man darf nicht vergessen, dass wir keine Vorbereitung hatten und am Ende der Kräfteverschleiß ersichtlich war“, meinte Oral, der einfach froh war, kein Gegentor mehr bekommen zu haben. Schnell abhaken wollte auch Kutschke das Duell mit seinem Ex-Verein. Doch der Kapitän wusste: „Die Saison ist noch lang und wir haben Zeit zu lernen.“ Es gebe einige Dinge, „an denen wir arbeiten müssen“.
FC Ingolstadt 04 Buntic – Heinloth, Paulsen, T. Schröck, Gaus – Niskanen, Keller, Krauße (69. Preißinger), Bilbija (90. Hawkins) – Kutschke, Kaya (69. M. Stendera)
Dynamo Dresden Broll – Kulke, Mai, Knipping, Meier – Y. Stark (83. Weihrauch), Stefaniak (87. Vlachodimos) – Diawusie, Kade, Königsdörffer – Hosiner (46. Daferner)
Schiedsrichter Martin Thomsen (Kleve) – Tore 1:0 Kutschke (5./Foulelfmeter) – Rote Karte Kulke (5./Notbremse).
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