Kutschke kritisiert: „Eine Topmannschaft spielt nicht wie wir“
Der FC Ingolstadt verliert gegen den KFC Uerdingen mit 0:1. Kapitän Stefan Kutschke findet deutliche Worte – und zeigt sich selbstkritisch.
Stefan Kutschke musste erst einmal tief durchatmen, als er die 0:1-Niederlage des FC Ingolstadt gegen den KFC Uerdingen analysieren sollte. „Wo soll ich anfangen“, sagte er zunächst, um dann mit der Mannschaft – vor allem aber mit sich selbst – hart ins Gericht zu gehen.
„Die Älteren im Team müssen den Ton angeben, was derzeit nicht der Fall ist“, befand Kutschke. Es stelle sich die Frage, „warum das Selbstverständnis nicht mehr da ist“. Vielleicht, so der FCI-Kapitän, „haben wir uns in der Winterpause zu gut gesehen und uns von den Ergebnissen blenden lassen.“ Zum einen waren die Schanzer vor Weihnachten elf Spiele ungeschlagen geblieben, zum anderen hatten ihnen die positiven Resultate in der Vorbereitung Mut gemacht. Doch nach dem 1:1 bei Tabellenführer MSV Duisburg zum Start ins Jahr 2020 folgte eine schwache Leistung gegen den 1. FC Kaiserslautern, als einzig das Ergebnis (2:1) stimmte. Nach dem 1:3 in Würzburg kassierten die Schanzer nun gegen Uerdingen die zweite verdiente Niederlage am Stück.
FC Ingolstadt: Zwei Niederlage hintereinander
„In der Hinrunde haben wir uns nur mit unserem Spiel beschäftigt“, fuhr Kutschke fort, „jeder war für den anderen da“. Dies sei zwar noch immer der Fall, aber: „Nicht jeder will den Ball haben. Wir müssen uns hinterfragen, was uns in der Hinrunde starkgemacht hat.“ Kutschke stellte sich vor die Mannschaft, schützte die jungen Spieler und nahm die erfahrenen in die Pflicht. „Wir müssen in erster Linie unsere Leistung bringen, die Mannschaft orientiert sich daran. Da nehme ich mich in die Pflicht.“ Nach einem vielsprechenden Saisonstart (acht Tore) wartet der 31-Jährige inzwischen sieben Spiele auf einen Treffer. Kutschke: „Das ist nicht das, was ich mir vorstelle.“ Auch die Mannschaft sei weit von dem entfernt, „was wir uns in der Winterpause vorgenommen haben“. Als Resümee zog Kutschke ein Urteil, das Trainer Jeff Saibene bereits in der Vorwoche gefällt hatte. „Eine Topmannschaft spielt nicht so wie wir.“
Widerspruch erntete er für diese Aussage nicht. Zu dürftig war die Leistung des FC Ingolstadt gegen Uerdingen in den 90 Minuten zuvor gewesen. In der ersten Halbzeit waren die Schanzer zwar bemüht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und spielerische Fortschritte zu erzielen, der Ertrag war aber gleich null. Einzig in den 15 Minuten nach der Pause entfachte der FCI Druck und wurde einem Tabellenzweiten gerecht. Caniggia Elva, der im Angriff den gesperrten Toptorjäger Dennis Eckert Ayensa ersetze, köpfte zweimal knapp vorbei (56., 59.). Björn Paulsens Kopfball wurde von KFC-Keeper Lukas Königshofer über die Latte gelenkt (61.). Die Gäste – in ihrem Selbstverständnis ein Aufstiegskandidat und durchaus namhaft besetzt – waren in den restlichen 75 Minuten die gefährlichere Mannschaft. Vor allem der Ex-Ingolstädter Osayamen Osawe strahlte stets Gefahr aus. Um das Spiel zu gewinnen, benötigte es dennoch eines Geniestreichs. Der eingewechselte Franck Evina erhielt kurz vor Schluss zu viel Platz im Sechzehner und traf mit einem Seitfallzieher zum Siegtreffer (88.).
Damit meldete sich Uerdingen mit nun 36 Punkten als Tabellensechster in der Spitzengruppe zurück. Zufrieden zeigte sich Gästetrainer Daniel Steuernagel: „Wir haben ein Big-Point-Spiel für uns entschieden und bei einer absoluten Spitzenmannschaft gewonnen.“ Eine Beschreibung des FCI, die regelmäßig von gegnerischen Verantwortlichen zu hören ist und mit der Saibene nichts anzufangen weiß: „Wir sind nicht die Übermannschaft, das ist einfach Fakt. Andere können auch Fußball spielen. Wir haben dasselbe Level wie viele Gegner.“
FC Ingolstadt: Auch die Konkurrenten patzen
Die Ausgeglichenheit der 3. Liga zeigte sich einmalmehr an diesem Spieltag. Von Platz eins bis vier gelangen keinem Team drei Punkte, womit der FCI mit 41 Zählern Zweiter bleibt. Doch auch Saibene weiß, dass künftig bessere Leistungen nötig sind. „Wir müssen wieder in die Spur finden und die richtigen Entscheidungen treffen. Dazu gehören alle, die jungen und alten Spieler.“ Seinen selbstkritischen Kapitän nahm er im Übrigen in Schutz und lobte Kutschke für dessen „Einsatz und Laufbereitschaft“.
FC Ingolstadt 04 Buntic – Ananou, Paulsen, Antonitsch, Kurzweg – Sussek (70. Beister), Thalhammer (76. Keller), Krauße, Gaus (73. Kaya) – Elva, Kutschke.
KFC Uerdingen Königshofer – B. Barry, Lukimya, Kirchhoff, Dorda – Konrad, Matuschyk, Kobiljar (62. Evina) – Kinsombi (76. R. Rodriguez) – Boere (83. Ibrahimaj), Osawe.
Schiedsrichter Johann Pfeifer (Hameln) – Zuschauer 5055 Tor 0:1 Evina (88.).
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