Matip nimmt sich in die Pflicht
Der Abwehrchef der Schanzer möchte künftig noch mehr in eine Führungsrolle hineinwachsen. Länderspiel-Debüt für Kamerun im Juni dieses Jahres
Den Ruf, ein „Lautsprecher“ zu sein, hat Marvin Matip nun wahrlich nicht inne. Vor allem abseits des Fußballplatzes gilt der 27-Jährige eher als ruhiger und zurückgezogener Typ. Um so mehr dürfte sich der eine oder andere Anhänger des FC Ingolstadt 04 am vergangenen Sonntagabend im Testspiel gegen den israelischen Meister Maccabi Tel Aviv (0:0) verwundert die Augen gerieben haben. Neben den Kommandos von Cheftrainer Marco Kurz waren auf dem Feld immer wieder die lautstarken Anweisungen Matips zu hören. „Schneller, Knasi, schneller“, „Raus, Roger“ oder „Komm Buchi, schieb drauf“ – es schien fast so, als wäre „Marv“, wie er von seinen Teamkollegen gerufen wird, als neuer Abwehrchef voll und ganz in seinem Element.
„Eigentlich sehe ich mich ja ohnehin als Innenverteidiger“, sagt der gebürtige Bochumer, der während seiner Zeit bei den Schanzern auch schon des Öfteren im defensiven Mittelfeld aufgeboten wurde. „Von hinten heraus habe ich einfach den besten Überblick über das Geschehen und kann dementsprechend meine Mitspieler dirigieren“, so Matip weiter.
Etliche Routiniers haben die Schanzer verlassen
Eine (Führungs-)Rolle, die dem Deutsch-Kameruner quasi auf den Leib geschnitten ist und mit der er sich mehr und mehr identifiziert. „Wir haben nach der abgelaufenen Saison mit Stefan Leitl, Marino Biliskov, Florian Heller oder Andreas Görlitz mehrere sehr erfahrene Akteure verloren, die in den entscheidenden Phasen sowohl auf als auch neben dem Platz das Heft in die Hand genommen und die Mannschaft geführt haben. Diese gilt es erst einmal zu ersetzen – zumal ich schon der Meinung bin, dass gerade im deutschen Fußball eine gewisse Hierarchie, sprich Führungsspieler innerhalb eines Teams, ungemein wichtig sind“, meint Matip, der sich diesbezüglich selbst in der Pflicht sieht: „Nachdem ich mittlerweile zu den dienstältesten Spielern beim FC 04 zähle und auch über eine gewisse Erfahrung verfüge, habe ich den Anspruch an mich selbst, noch mehr in eine solche Führungsrolle zu schlüpfen und entsprechend Verantwortung zu übernehmen.“ Hinzu komme, dass man „derzeit über eine deutlich jüngere Truppe als noch in der abgelaufenen Saison“ verfüge. „Und dem einen oder anderen jungen Spieler tut es gut, wenn er Unterstützung in gewissen Bereichen von uns erfahrenen Akteuren bekommt.“
Apropos Erfahrung: Eine ganz Neue machte vor rund einem Monat auch Marvin Matip. Erstmals wurde er vom neuen Nationaltrainer Kameruns, Volker Finke (ehemals Coach in Freiburg), für die dortige Länderauswahl berufen und feierte am 2. Juni im Testspiel gegen die Ukraine sein Debüt. „Das war natürlich ein unvergessliches Erlebnis“, berichtet der Ingolstädter Abwehrspezialist, der dieses auch noch mit seinem Bruder Joel (spielt beim Bundesligisten FC Schalke 04 ebenfalls in der Innenverteidigung) teilen durfte: „Dass wir beide gemeinsam im Kader standen, war freilich die absolute Krönung.“
Ob es mit weiteren Einsätzen bei den „Löwen“, wie das Nationalteam Kameruns auch genannt wird, klappt, hänge laut Matip „einzig und alleine an meinen Leistungen beim FC Ingolstadt 04. Je erfolgreicher wir sind, um so mehr steigen meine Chancen“. Ob am Ende sogar die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien steht. „Das wäre natürlich ein Traum“, lächelt Matip. Zumal das Träumen auch für erfahrene Führungsspieler sicherlich nicht verboten ist.
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