Sieben Gründe für den positiven Lauf
Der FC Ingolstadt kann mit einem Erfolg gegen Darmstadt die Relegation sichern. Der Trainer, die Stimmung, der Spielstil. Warum sich die Schanzer im Aufschwung befinden.
Die Lage für den FC Ingolstadt schien aussichtslos. Nach der fünften Niederlage hintereinander Ende März war die Hoffnung auf den Klassenerhalt auf ein Minimum gesunken. Doch unter Tomas Oral gelangen den Schanzern in fünf Spielen 13 Punkte. Mit einem Heimsieg am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den SV Darmstadt kann – sofern der 1. FC Magdeburg nicht bei Union Berlin gewinnt – der Relegationsplatz bereits gesichert werden. Die Neuburger Rundschau nennt sieben Gründe für den Aufschwung des FC Ingolstadt.
Tomas Oral Zunächst einmal der Trainer selbst. Als Tomas Oral am 2. April zum FC Ingolstadt kam, lag der Verein am Boden. Kaum jemand glaubte nach der bitteren 1:2-Heimniederlage gegen SV Sandhausen an die Wende. Oral begriff den FCI nach knapp zweieinhalb Jahren ohne Trainerjob als große persönliche Chance und ging die Aufgabe voller Energie an. Er krempelte vieles um, griff in die psychologische Trickkiste. Bespiele: Immer wieder betont er, dass der komplette Druck allein auf dem Trainerteam liege oder lässt die Spieler Energie-Armbänder tragen. Die Profis glauben ihm, da es Oral in der Vergangenheit bereits gelungen ist, Mannschaften vor dem Abstieg zu retten. Einmal den FCI in seiner ersten Amtszeit, ein anderes Mal den FSV Frankfurt, den er sogar erst nach dem 33. Spieltag übernahm.
Stimmung Oral hat der totgesagten Mannschaft neues Leben eingehaucht. Verunsicherung und Skepsis sind weg, Selbstvertrauen und Zuversicht sind zurück. Auch mangelnder Teamgeist war lange ein Thema. Derzeit macht der Kader den Eindruck, als würde er bedingungslos zusammenhalten und mit aller Macht gemeinsam den Klassenerhalt erreichen wollen. Auch die nötige Mentalität für den Abstiegskampf wurde der Mannschaft abgesprochen. Zu Recht, wie die Leistungen und die Ergebnisse beweisen. Warum es den Vorgängern nicht gelungen ist, die Spieler zu erreichen, lässt sich vielleicht nie klar beantworten. Oral ist es gelungen. Er strotzt vor Engagement und reißt mit seiner positiven Energie mit.
Spielweise Jens Keller wählte einen fußballerischen Ansatz. Die Leistungen waren nicht mal schlecht, doch die Ergebnisse passten nicht. Bei den Spitzenklubs Paderborn (1:3) und Union Berlin (0:2) dominierten die Schanzer sogar über weite Strecken die Spiele, mussten sich dennoch jeweils geschlagen geben. Oral setzt auf einfacheren Fußball mit weniger Risiko. Es ist nicht immer ansehnlich, wenn lang geschlagene Bälle nach vorne fliegen, aber durchaus erfolgsversprechend. Orals Herangehensweise ist in der prekären Situation des FCI die richtige.
Defensive 47 Gegentore musste der FC Ingolstadt bis zum 27. Spieltag hinnehmen, was einen Schnitt von 1,75 bedeutet. In den fünf Spielen unter Oral sind es vier, also weniger als ein Gegentreffer pro Partie. Gegen Dynamo Dresden (1:0) und beim Hamburger SV (3:0) spielte der FCI zuletzt sogar zweimal in Folge zu null. Orals Schachzug, Björn Paulsen von der rechten Seite in die Innenverteidigung zu versetzen, erwies sich als richtig. Zusammen mit Mergim Mavraj bildet der Däne ein Duo mit gehobenem Zweitligaformat. Rechtsverteidiger ist nun Phil Neumann, der durch seine Körpergröße Kopfballstärke mitbringt, die gerade bei gegnerischen Standards von Bedeutung ist.
Offensive 26 Tore sind dem FC Ingolstadt vor Orals Amtsantritt gelungen. In den jüngsten fünf Partien trafen die Schanzer zwölfmal und damit 2,4 Mal im Schnitt. Ließ Vorgänger Jens Keller mit Dario Lezcano als einziger Spitze spielen, hat Oral dem Paraguayer Stefan Kutschke an die Seite gestellt. Seitdem blüht Lezcano auf, traf viermal und verdoppelte damit seine Torquote. Kutschke verlängert hohe Bälle, schafft Räume für Lezcano und reist den Rest der Mannschaft mit seinem Willen mit.
Disziplin Der FC Ingolstadt kassierte in dieser Saison fünf Gelb-Rote und zwei Rote Karten, damit die meisten Platzverweise der 2. Liga. Die vergangenen fünf Spiele beendeten die Schanzer jeweils zu elft. Ein weiteres Indiz für die Disziplin im Kader. Almog Cohen, Stefan Kutschke und Dario Lezcano droht seit Wochen die fünfte Gelbe Karte und damit eine Sperre. Kassiert hat sie keiner.
Umfeld Das Ingolstädter Umfeld ist im Vergleich zu anderen Standorten ruhig. Die Spieler können sich auf ihren Job konzentrieren und sämtliche Kräfte für das Erreichen des großen Ziels Klassenerhalt bündeln.
Restprogramm im Abstiegskampf
14. Greuther Fürth (38/34:54)
Erzgebirge Aue (a), FC St. Pauli (h)
15. SV Sandhausen (37/43:47 Tore)
Arminia Bielefeld (h), Jahn Regensburg (a)
16. FC Ingolstadt (32/38:51)
SV Darmstadt (h), 1. FC Heidenheim (a)
17. 1. FC Magdeburg (30/34:49)
Union Berlin (a), 1. FC Köln (h)
18. MSV Duisburg (28/36:58)
1. FC Heidenheim (h), Hamburger SV (a)
Die Diskussion ist geschlossen.