Treffen der Frustrierten
Sowohl beim FC Ingolstadt als auch beim FC St. Pauli herrscht Unzufriedenheit über den bisherigen Saisonverlauf. Was FCI-Trainer Stefan Leitl über den Charakter seines Teams sagt.
Als Stefan Leitl gestern Mittag zur obligatorischen Spieltagspressekonferenz erschien, nahm alles seinen gewöhnlichen Gang. Leitl begrüßte jeden Journalisten persönlich per Handschlag, gab sich gewohnt gelassen und freundlich. Kaum etwas war zu spüren von einem speziellen Druck, der nach der desolaten 0:6-Niederlage beim VfL Bochum am vergangenen Sonntag auf dem Trainer des FC Ingolstadt lasten könnte.
Dass Leitl im heutigen Heimspiel (18.30 Uhr) gegen den FC St. Pauli überhaupt noch auf der Bank des FC Ingolstadt sitzen darf, war nicht unbedingt zu erwarten. Die Pleite in Bochum – es war die höchste in der Vereinsgeschichte – hatte den Verein in seinen Grundfesten erschüttert. Leidenschaftslos, ungeordnet, schlicht überfordert präsentiere sich das Team im Ruhrgebiet.
Doch die FCI-Verantwortlichen hielten – zumindest vorerst – an Leitl fest und wollen auch von einem „Schicksalsspiel“ gegen die Hamburger nichts wissen. Dennoch dürfte es für einen Trainer wahrlich nicht einfach sein, mit der aktuellen Situation umzugehen. Wie es Leitl dabei geht, blieb gestern jedenfalls unbeantwortet. Fragen zu seiner persönlichen Situation erstickte der 41-Jährige direkt im Keim. „Wir sollten nicht über mich sprechen, sondern über das Spiel“, sagte Leitl. „Grundsätzlich ist es so, dass jedes Spiel eine Drucksituation ist. Ich sehe es als Herausforderung. Es kribbelt natürlich. Ich bin überzeugt davon, dass wir das Spiel gewinnen werden.“ Abwehrmechanismen, im Fußballgeschäft völlig normal und auch verständlich.
Die Zukunft von Stefan Leitl beim FCI liegt ohnehin in den Händen der Mannschaft. Gelingen dieser eine Steigerung und die nötigen Ergebnisse, wird Leitl bleiben dürfen. Präsentiert sie sich erneut in einer desolaten Verfassung wie in Bochum, dürfte Leitls Zeit bei den Schanzern abgelaufen sein. „Wir wollen als Mannschaft gewinnen. Dazu zählen der Trainer und alle anderen drumherum“, sagte Sonny Kittel. Die Frage, ob eine Mannschaft gegen einen Trainer spiele, beantwortete der Offensivspieler klar und deutlich mit „Schwachsinn.“ Jeder Fußballer wolle Erfolge feiern, lieber 6:0 gewinnen als verlieren. Erklärungen für die indiskutabele Vorstellung in Bochum konnte freilich auch Kittel nicht liefern.
An mangelndem Charakter im Team liege es jedenfalls nicht, betonte Leitl. Während er bei allen anderen Fragen gelassen reagierte, wurde der FCI-Trainer bei der Frage nach der Einstellung energisch: „Meine Mannschaft hat definitiv Charakter“, sagte er. „Das sehe ich jeden Tag, wenn ich in die Kabine komme, wenn ich ihnen die Hand gebe und wenn ich auf den Trainingsplatz gehe.“
Fragen, die wohl auch Leitls Gegenüber Markus Kauczinski derzeit zu hören bekommt. Die Lage beim FC St. Pauli ähnelt der bei den Schanzern. Auch hinter den Hamburgern liegen enttäuschende Wochen. Zum einen gingen die jüngsten drei Ligapartien verloren, obendrein schieden die Kiez-Kicker wie auch der FCI im DFB-Pokal aus. „Ich schätze Markus Kauczinski sehr“, meinte Leitl, „er ist ein guter Trainer uns sehr netter Mensch. Wir hatten viel Kontakt, als er hier war.“ Damals war Leitl noch Trainer der Regionalligamannschaft des FCI. Nun steht sein Job bei den Profis auf der Kippe.
Verzichten muss der FC Ingolstadt weiterhin auf die langzeitverletzten Christian Träsch und Almog Cohen. Außerdem fehlt Lucas Galvao nach seiner Gelb-Roten Karte im Bochum-Spiel gesperrt.
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