Das sichtbarste Zeichen seines Erfolgs trug Georg Zimmermann bei der Siegerehrung mit Stolz. Kurz bevor der Radprofi auf das Siegespodest auf dem Marktplatz der kleinen pfälzischen Gemeinde Linden stieg, hatte sich der Augsburger das Trikot des deutschen Straßenmeisters mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring übergestreift. Auch als die deutsche Nationalhymne abgespielt wurde, erwies sich der 27-Jährige als textsicher.
Zimmermann machte keinen Hehl daraus, was ihm dieser Titel bedeutet. „Ich habe drei Ziele für meine Karriere und bin jetzt fünf Jahre Profi: eine Etappe bei der Tour de France gewinnen, einmal deutscher Meister werden und ich würde gerne mal bei den Olympischen Spielen teilnehmen. 33 Prozent meiner Ziele habe ich heute abgehakt“, erklärte er während seines Interviewmarathons nach seinem Parforceritt.
Georg Zimmermann startet am 5. Juli für seinen Rennstall Intermarche bei der Tour de France
Vielleicht kann er in Kürze schon ein zweites Häkchen auf seine sportliche To-do-Liste setzen. Denn am 5. Juli startet die Tour de France, die berühmteste und prestigeträchtigste Rundfahrt weltweit. Zimmermann nimmt zum fünften Mal in Folge daran teil. Für seinen belgischen Rennstall Intermarché-Wanty ist der 1,81 Meter große Deutsche ein unverzichtbarer Bestandteil des Teams, bisher war er aber keiner für die großen Schlagzeilen.
Biniam Girmay gewann 2024 bei der Tour drei Etappen
Für das Spektakel haben die Belgier zum Beispiel Biniam Girmay im Team. Der Sprinter aus Eritrea gewann im vergangenen Jahr drei Etappen für Intermarché. Einen Fahrer, der wirklich um den Gesamtsieg mitfahren kann, dafür reicht das Budget der Belgier nicht.
Bisher galt Zimmermann, der es gerne bergig mag, als Arbeitstier, als Zugmaschine, als Teamfahrer. Doch so langsam macht sich Zimmermann auch immer mehr einen Namen als Siegfahrer. 2023 war er einem Etappensieg bei der Tour ganz nahe. Auf der zehnten Etappe unterlag er dem Spanier Pello Bilbao im Sprint in Issoire nur knapp.
Georg Zimmermann fährt Tour de France im „schönsten Trikot“
Jetzt wird er ab Samstag den nächsten Anlauf nehmen. Und das im Meister-Trikot. „Ich freue mich riesig, das größte Radrennen im schönsten Trikot zu fahren“, erklärte Zimmermann: „Das wird eine tolle Erfahrung sein.“ Am Mittwoch geht es dann Richtung Lille, dem diesjährigen Startort der Tour. Das Trikot wird dann von seinem Rennstall extra für ihn gefertigt, natürlich mit den entsprechenden Sponsorennamen bestückt. Nur am Sonntag gab es das Original vom deutschen Verband, der jetzt nicht mehr Bund Deutscher Radfahrer heißt, sondern German Cycling. Mit seinem weißen Trikot und dem auffälligen schwarz-rot-goldenen Brustring wird Zimmermann auf jeden Fall im Fahrertross viel leichter zu erkennen sein. Er sagte aber auch am Sonntag: „Ich habe ein anderes Trikot an, aber das Rennen bleibt das gleiche.“
Eigentlich war Georg Zimmermann schon geschlagen
Aber wenn er so ein Kämpferherz und Resilienz wie in der Pfalz zeigt, dann ist ein Etappensieg durchaus im Bereich des möglichen.

Auf den 198 Kilometern rund um Linden schien Zimmermann dabei durch einen Plattfuß rund 70 Kilometer vor dem Ziel schon geschlagen, doch er kämpfte sich mithilfe seines Teamkollegen Jonas Rutsch bei 35 Grad und insgesamt 3700 Höhenmetern nochmals zurück.
Zimmermann sammelt die deutschen Top-Fahrer ein
Er rollte das Feld von hinten auf. Sammelte Emanuel Buchmann ein, Maximilian Schachmann, auch Lennard Kämna, alle deutschen Topstars. Dann konterte er noch den Antritt von Felix Engelhardt und ließ dem Ulmer im Sprint keine Chance.
Georg Zimmermann tritt die Nachfolge von Marco Brenner an
2021 war Zimmermann noch Dritter, jetzt stand er am Sonntag auf dem Podest ganz oben. Und was perfekt passt: das Trikot bleibt in Augsburger Hand.

Zimmermann tritt die Nachfolge von Marco Brenner (Tudor pro Cycling) an, seinen früheren Teamkollegen und Freund aus Augsburg. Zusammen mit dem 22-Jährigen fuhr Zimmermann vor rund 15 Jahren in einer Trainingsgruppe der E-Racers Augsburg. Der Trainer war der Vater von Marco, Christian Brenner. So begann alles.
Marco Brenner will in ein, zwei Wochen wieder ins Training einsteigen
Marco Brenner konnte nach einem Sturz beim Giro d’Italia seinen Titel nicht verteidigen. „Ich bin noch in der Reha und hoffe, dass ich in ein, zwei Wochen wieder in das Training einsteigen kann“, erklärte Brenner am Montag. Für Georg Zimmermann freute er sich ungemein: „Er war ja öfter schon dran gewesen, es ist super, dass es heuer geklappt hat.“
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