Zwei Biathlon-Nationen setzen ein unerlaubtes Mittel ein, um sich Vorteile zu verschaffen. Und werden erwischt.
Forschen und tüfteln brachten dem Homo sapiens Vorteile in der Evolution. Irgendwann stiegen unsere Vorfahren von den Bäumen herab, zogen in Höhlen und entwickelten mehr Werkzeuge als die Keule, um den Säbelzahntiger zu vertreiben. Forschergeist bringt Fortschritt – meistens. Auch im Spitzensport. Die Goldmedaille holt nicht zwingend die Sportlerin oder der Sportler, der (oder die) härter trainiert. Taktiker, Techniker, Ernährungswissenschaftlerinnen und Psychologen tragen dazu bei, die letzten Prozent herauszukitzeln. Manchmal auch Schamanen oder portugiesische Putzfrauen. Im Biathlon ist der Skitechniker die vielleicht wichtigste Person im Team.
Ist der Ski verwachst, kann man schießen wie Lucky Luke und laufen wie der Teufel, man wird nur die Hacken der Konkurrenz zu sehen bekommen. Deshalb kamen die Biathlonteams aus Moldawien und Litauen auf die Idee, Fluorwachs auf die Langlaufski aufzutragen. Fluor hat eine wasserabweisende Wirkung und ist beim Präparieren der Ski, speziell bei regnerischen und warmen Bedingungen wie vor kurzem in Oberhof, von Vorteil. Der Nachteil: Seit dieser Saison sind die Fluorketten laut einer neuen EU-Richtlinie verboten. Sie sind schädlich für Umwelt und Gesundheit. Der Biathlon-Weltverband IBU hat diesbezüglich die Regeln angepasst. Alle Teams mussten unterschreiben, sich an die neuen Bestimmungen zu halten. Bei einer Stichprobe sind nun Moldawien und Litauen als Fluor-Missetäter aufgeflogen und und erhielten eine Geldstrafe. Nach dem dritten Verstoß gegen die neuen Wachs-Regeln folgt der Ausschluss aus einem Weltcup.
Die Kontrolleure hecheln hinterher
Für die Zukunft plant die IBU, komplett auf Fluor zu verzichten. Vielleicht kommen dann Chlor, Brom, Jod oder das radioaktive Astat zum Zug. Das sind die weiteren Halogene der siebten Hauptgruppe des Periodensystems. Keine Ahnung, ob diese Stoffe funktionieren. Klingen allesamt giftig. Die Tüftlerinnen und Tüftler sind gewiss an der Arbeit. Und die Kontrolleure hecheln hinterher. Das ewige Forschen und Tüfteln geht weiter. Nicht immer zum Vorteil des Homo sapiens.
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