
Fußball, Eishockey, Basketball oder Handball: Das Verfallsdatum der Übungsleiter ist in den deutschen Topligen höchst unterschiedlich.
Die Eisernen in Berlin schworen Urs Fischer ewige Treue. Hielten selbst nach dem grausamsten Grottenkick und der x-ten Schlappe in Folge die Transparente mit "Urs" in die Höhe. Irgendwann musste der Coach wegen Erfolglosigkeit gehen. Denn im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten, auf die sportliche Talfahrt zu reagieren: den Trainer zu entlassen oder den Trainer zu behalten. In seltenen Fällen wird der Sportmanager in die Wüste geschickt. Auf die Idee, den Busfahrer auszutauschen, ist noch keiner gekommen.
Urs Fischer ist in dieser Woche in guter Gesellschaft. Zweitligist VfL Osnabrück feuerte seinen Übungsleiter Tobias Schweinsteiger. Die Bundesliga-Basketballer der Hakro Merlins Crailsheim setzten Nikola Markovic nach sechs Niederlagen aus den ersten sieben Partien an die Luft. Die Iserlohn Roosters aus der Deutschen Eishockey Liga wiederum meldeten die Verpflichtung von Coach Doug Shedden. Bei den Kampfhähnen musste vor wenigen Wochen Greg Poss die Koffer packen. Nicht nur in der Fußball-Bundesliga ist das Verfallsdatum der Übungsleiter kurz.
Fruchtjoghurt hat ein längeres Verfallsdatum als ein Stuttgart-Trainer
Grund genug für die Kollegen von der Bild mal zu prüfen, in welchen der ersten Ligen im Fußball, Basketball, Eishockey und Handball sich das Trainerkarussell am schnellsten dreht. Gefühlt muss es die Fußball-Bundesliga sein. Beim SC Freiburg können sich zwar nur noch die Greise an einen anderen Fußballchef als Christian Streich erinnern. Dafür gab es auf Schalke in der jüngsten Vergangenheit auf der Trainerliste mehr Abwechslung als im wöchentlichen Essensplan des Caterers. Beim VfB Stuttgart blieben die Verfallsdaten von Trainerbeziehungen unter denen von Fruchtjoghurt. Die Schwaben verbrannten 22 Trainer in den vergangenen 16 Jahren.
Eine Auswertung der Entlassungen seit der Saison 2019/20 ergab, dass im Fußball der größte Druck im Kessel herrscht. Im Schnitt flogen neun Cheftrainer pro Spielzeit. Vergleichsweise beschaulich geht es in der Basketball-Bundesliga zu. Im untersuchten Zeitraum wurden durchschnittlich 4,2 Trainer entlassen. In der DEL herrscht mit 3,4 Trainerentlassungen noch mehr Konstanz. Böse Zungen behaupten, dass der Wert ohne die Augsburger Panther nahe null wäre. Der AEV leistete sich eine Schalke-Quote mit fünf Bandenchefs in den vergangenen drei Jahren. Über den sichersten Job im deutschen Mannschaftssport dürfen sich die Coaches im Handball freuen – mit 2,6 Rauswürfen pro Saison. Das hilft in dem Moment wenig, in dem der Klubchef verkündet, dass am Trainer nicht gerüttelt wird. Dann sollte sich jeder Coach, egal in welcher Sportart, Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen.
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