Dass Uli Hoeneß bei Frisuren wenig Spaß versteht, überrascht. Vor allem, wenn ein Blick auf das Haupthaar des Spielers Hoeneß in den 70er-Jahren geworfen wird. Nicht ganz so wallend wie bei Günter Netzer, aber doch sichtbar freiheitsliebend. Der Manager Hoeneß wiederum riet Neuzugang Michael Sternkopf 1990, er möge sich doch bitte die langen Haare stutzen lassen: „Er muss bei uns richtig erwachsen werden, muss sich durchsetzen. Aber das schafft er nur, wenn er sich auch als Typ verändert. Also, ab mit den Haaren.“ Die Haare blieben dran, Sternkopf spielte immerhin fünf Jahre für die Münchner. Am meisten Eindruck hinterließ er bei pubertierenden Mädchen.
Frisuren werden bestimmte Eigenschaften zugetragen. Beziehungsweise denjenigen, die die Frisuren tragen. Die Langhaarigen sind seit jeher Freiheitsliebende, denen es dann und wann am notwendigen Ernst beim Broterwerb mangele. Kurzgeschorene hingegen vermitteln Dynamik und Ernsthaftigkeit. So sieht es nicht nur Uli Hoeneß. So sah es beispielsweise auch George Steinbrenner. Der Mann war – schwer vorstellbar – noch mächtiger als Hoeneß. Zu Lebzeiten gehörte ihm das Baseballteam der New York Yankees.
Der Legende nach ärgerte er sich unverhältnismäßig stark, als seine Spieler bei der Nationalhymne die Kappen abnahmen und wildeste Zotteln zum Vorschein kamen. Fortan waren Bärte sowie lange Haare verboten. Ordnung und Disziplin! Zumindest frisurentechnisch. Seit 1976 hielten sich die Spieler daran. Was zumindest insofern verwundert, als die Statur etlicher Akteure vermuten lässt, dass sie mit der einen Hand einen Grizzly erwürgen könnten, während sie mit der anderen den Grand Canyon einebnen. Aber wenn der Chef spricht, gehorcht man eben besser.
Jesus hätte sich bei den Yankees nicht rasieren müssen
In den 80er-Jahren begehrte der Spieler Lou Piniella mit dem Verweis auf Jesus auf, und dass dieser doch sowohl lange Haare als auch einen Bart gehabt hätte. Steinbrenners Erwiderung: „Lauf über das Wasser, und du darfst Bart und langes Haar tragen.“ Mittlerweile hat Hal Steinbrenner seinen verstorbenen Vater abgelöst. Seit dieser Woche nun dürfen die Spieler der Yankees zumindest gepflegte Bärte tragen. Der Vereinsboss befürchtete, dass sich Spieler wegen der Kinnzonen-Konvention gegen sein Team entscheiden könnten. Das Haupthaar wiederum darf den Kragen des Trikots auch weiterhin nicht berühren. Der Haarerlass von Steinbrenner Senior bleibt in dieser Hinsicht bestehen. Das dürfte auch Uli Hoeneß gefallen.
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