An Selbstbewusstsein hat es einem Lothar Matthäus nie gemangelt. Unter anderem daran festzumachen, dass ein Lothar Matthäus gerne von sich in der dritten Person redet. Dieses Konstrukt ist Sprachwissenschaftlern als Illeismus bekannt und ist kein Phänomen der Neuzeit. So beschrieb sich Julius Cäsar in seinem „De bello Gallico“ in der dritten Person und schilderte, wie er die Gallier unterwarf. Ein Lothar Matthäus war als Spieler ebenfalls ein großer Feldherr. In den Jahren um 1990 n. Chr. dominierte er die Spielfelder der Welt. So wie heute noch ehrfürchtig von Cäsar gesprochen wird, soll dereinst in ferner Zukunft auch der Name Lothar Matthäus nur andächtig die Kehlen und Münder verlassen.
Uli Hoeneß hält davon nicht viel. Er verletzt das Andenken an Lothar Matthäus schon zu dessen Lebzeiten. „So wie ich sein Lebenswerk respektiere, kann er das umgekehrt anscheinend nicht“, bedauert Lothar Matthäus. Dass sein – also des Lothars – Wirken zwischen zwei Strafräumen als respektables Lebenswerk zu betrachten sei, daran gibt es keine Zweifel. So wie jeder große Baumeister seine Kathedralen als Lebenswerk bezeichnet oder Steuerbeamte die bearbeiteten Steuererklärungen. Zu Matthäus‘ Annahme, sein umfassendes Schaffen werde von Seiten des Bayern-Patrons nicht gebührend respektiert, führte dessen ehrabschneidende Aussage. Matthäus habe „nicht mehr alle Tassen im Schrank“ sagte Hoeneß. Wobei es in dieser Auseinandersetzung ging: nebensächlich.
Hat Lothar Matthäus noch alle Tassen im Schrank?
Es bleibt die Unterstellung, der ehemalige Weltfußballer habe nicht mehr alle Latten am Zaun. Praktisch einen Vogel. Hoeneß folgt der Annahme, bei dem Lothar Matthäus piepe es. Er habe möglicherweise einen Dachschaden, vielleicht sei er sogar plemplem. All das gleichwohl herrliche wie angestaubte Umschreibungen, um jemanden eine verminderte geistige Leistungsfähigkeit zu unterstellen.
Die Leistungen eines Lothar Matthäus ficht das freilich nicht an. Ein Lothar Matthäus samt seines Lebenswerkes hat einen Platz in der Ruhmeshalle des deutschen Fußballs sicher. Der wortmächtige Franke hat es sogar weit über das Feld des Sports hinaus zu wahrer Könnerschaft gebracht. So ist er beispielsweise Autor des Standardwerkes „Mein Tagebuch“. Es beinhaltet Aufzeichnungen aus den Jahren 1996 und 1997 n. Chr.. Nicht weniger als ein moderner Gallischer Krieg war das. Auch deswegen steht ein Lothar Matthäus in einer Reihe mit Cäsar. Dem wurde auch sein Lebenswerk geneidet. Unter anderem von Sohnemann Brutus. Vielleicht hatte der aber auch nicht alles Tassen im Schrank. Oder eine Schraube locker.
Zitat: "Lothar Matthäus steht in einer Reihe mit Julius Cäsar. Beide gewiegte Strategen und Autoren von Bestsellern." In der Schule hieße das: Note 6. Setzen. "Gewiegte" Strategen? Na ja. Passt zu oben. Den "Gallischen Krieg" mit LMs Elaboraten auf dieselbe Linie setzen? Ich sehe mich manchmal hier im falschen Kino.
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