
Die Special Olympics als Mega-Event der Begegnung und Inklusion


Berlin ist im Juni Gastgeber der Special Olympics World Games. Ein Sportfest für Menschen mit geistiger Behinderung und so ganz anders als die Paralympics.
Die Zahlen sind beeindruckend. 7000 Athletinnen und Athleten aus über 190 Ländern reisen im Juni zur 16. Auflage der Special Olympics World Games nach Berlin. Dort werden sie von rund 20.000 Volunteers empfangen. Die Organisatoren hoffen auf mindestens 300.000 Zuschauer. Es ist die größte inklusive Sportveranstaltung der Welt, sagt Pressechef Gerd Graus. Und ginge es allein um Zahlen wird es auch die größte Multisportveranstaltung in Deutschland seit den Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Denn selbst während der Fußball-WM 2006 waren nur 13.500 Helferinnen und Helfer im Einsatz.
Anders als bei den Paralympics, wo die Sportlerinnen und Sportler längst im Hochleistungssegment angekommen sind, steht bei den Special Olympics vor allem das Thema Inklusion im Mittelpunkt. „Die Paralympics sind für Menschen mit einer körperlichen Behinderung. Da geht es ums höher, weiter, schneller“, erklärt Graus. Die Special Olympics dagegen sind die Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. „Es geht hier nicht um Leistungssport in dem Sinne, wie wir ihn von Olympia kennen. Hier gibt es zwar auch Medaillen, aber es gibt keinen Wettkampf, es gibt Wettbewerbe. Es steht nicht allein das Gewinnen im Vordergrund.“
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Menschen mit und ohne Behinderung sollen sich begegnen
Viel wichtiger ist, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung begegnen. „Es geht darum, mehr Aufmerksamkeit zu schaffen für Menschen mit geistiger Behinderung und ihnen damit auch mehr Teilhabe zu ermöglichen.“ Der Sport ist dafür ideal. Graus: „Dort kann man ganz nah bei den Menschen sein, kann mit ihnen feiern und ihre Freude erleben.“ In den Mannschaftssportarten wird das ganz praktisch gelebt. Fußball- und Handballteams setzen sich aus Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.
Während der Behindertensport inzwischen in vielen Vereinen mit eigenen Abteilungen angekommen ist, ist es für Menschen mit geistiger Behinderung oft noch schwer bis unmöglich, ihren Sport in einem Verein zu betreiben. Das hänge mit vielen Dingen zusammen, sagt Graus. Vor allem brauche man ausgebildete und offene Übungsleiter. Man benötige ein ausreichendes Platzangebote, zudem gebe es logistische Herausforderungen, denn die Sportlerinnen und Sportler müssen in der Regel zu den Sportstätten gebracht werden. „Auch um das zu öffnen finden die Special Olympics statt.“
Die Special Olympics haben ihren Ursprung in den USA
Ihren Ursprung haben diese in einer Idee von Eunice Kennedy Shriver, einer Schwester von John F. Kennedy. Deren Schwester Rosemary Kennedy wiederum war geistig gehandicapt und konnte deshalb nicht an den in den USA üblichen Summercamps teilnehmen, wo Kinder unter anderem auch zusammen Sport treiben. Also organisierte Kennedy Shriver ein erstes Summercamp für Kinder mit und ohne geistige Behinderung, um ihnen die gleichen Möglichkeiten zu geben. Daraus entstand eine globale Bewegung.
Doch selbst wenn Inklusion in deren Mittelpunkt steht, geht es auch um den sportlichen Erfolg. „Alle bringen Höchstleistungen“, sagt Graus. Bei den Paralympics werden die Sportlerinnen und Sportler in „Schadensklassen“ eingeteilt und treten gegeneinander an. Im Rahmen der Special Olympics gibt es solch eine Einteilung nicht. „Hier treten alle an, zum Beispiel beim 100-Meter-Lauf. Da gibt es dann ein Training, in dem sie die Strecke laufen und dann eine Zeit haben. Nach dieser werden alle mit einer ähnlichen Zeit in einen Lauf klassifiziert. Dieser Lauf ist dann jeweils ein Finale“, erklärt Graus. Nur eines ist gleich: Die Sieger bekommen eine Goldmedaille.
Der Etat der Special Olympics beträgt über 100 Millionen Euro
Der Aufwand hinter den Special Olympics in Berlin ist riesig. Der Etat liegt bei über 100 Millionen Euro und wird hauptsächlich getragen vom Bundesministerium des Inneren und dem Land Berlin. Dazu kommen Sponsorengelder.
Einzigartig ist, was die Organisatoren im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit geschaffen haben. Sie schmiedeten eine Medien-Allianz, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Insgesamt elf Fernsehsender beteiligen sich im Vorfeld und während der Wettbewerbe. Darunter sind ARD, ZDF, Pro7, Sat1, RTL, Sky und DAZN. Nach langen Verhandlungen hätten sie sich dazu bereit erklärt, die Special Olympics zu unterstützen, „indem wir Sendezeit bekommen oder auch in Formate gehen, die wir nicht kennen“, sagt Graus. Zum Beispiel sei das Maskottchen Unity bei der Fernsehshow „The Masked Singer“ aufgetreten. Die deutsche Ausgabe der Vogue widmete Sportlerinnen in Haute Couture eine Fotostrecke. Die Deutsche Fußballiga (DFL) räumte einen Sendeplatz in der Sportschau der ARD für einen Spot der Special Olympics. „Wenn wir das alles kaufen müssten, könnten wir das nicht bezahlen. Das ist wirklich ein tolles Engagement aller Sender in die gesellschaftliche Verantwortung des Sports“, sagt Graus.
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