Fußball-Moderator über Bundesliga: "Ich sehe keine große Demut"
Moderator Florian König erklärt, warum sich in der Bundesliga trotz Corona-Krise wenig geändert hat. Der "Doppelpass"-Gastgeber erzählt außerdem, wie es um sein Verhältnis zum Phrasenschwein steht.
Herr König, wie arm hat Sie das „Doppelpass“-Phrasenschwein in dieser Saison gemacht?
Florian König: Es ging eigentlich. Wenn ich mich nicht gewaltig verschätze, bin ich da mit einer zweistelligen Summe herausgekommen. Damit kann ich gut leben. Ich hatte befürchtet, viel mehr einzahlen zu müssen.
Ohnehin fällt auf, dass sich Ihre Gäste diesbezüglich im Griff haben. Ist das Zeitalter der Phrasen vorbei?
König: Unsere Gäste versuchen, Allgemeinplätze zu vermeiden. Aber wir wissen doch: Wenn man sich mal in Rage redet, spricht man eben schon mal von den Bildern, die mehr als 1000 Worte sagen.
Was ja nicht falsch ist.
König: Eben. Oft passen die Dinger einfach.
Sie haben jahrelang mit Experte Niki Lauda die Formel 1 moderiert. Wie hat der Mensch Niki Lauda Ihren Beruf beeinflusst, was haben Sie von ihm gelernt?
König: Die Jahre mit ihm waren prägend. Niki ist eine faszinierende Persönlichkeit gewesen und hat immer das direkte Wort, die offene, ehrliche und auch mal konfrontative Kommunikation geschätzt. Es ging ihm um Klartext, eine harte und dennoch faire Auseinandersetzung. Und das ist für den „Doppelpass“ total wichtig.
Die Bayern werden immer Meister und der VfB Stuttgart wechselt seinen Trainer nicht mehr. Hatten Sie zuletzt Sorge, dass es langweilig wird, und waren Sie froh, als dann Felix Magath kam?
König (lacht): Wir hatten keine Angst, dass uns mal die Themen ausgehen. Aber natürlich war das doch eine super Nachricht für den ganzen Fußball, wenn eine Persönlichkeit wie Felix Magath zurück ist. Wenn da ein Mann ist, der mal einen Spruch raushaut, an dem sich die Menschen reiben können, der polarisiert und einfach ein kerniger und knorriger Typ ist.
Magath weckt Emotionen, der Hamburger SV ebenfalls. Oder Schalke 04 und Werder Bremen. Das Problem: Zuletzt spielten diese Vereine alle in der Zweiten Liga. Hatte die Erste Liga da ein Attraktivitätsproblem?
König: Ich finde diese Debatte ein wenig ungerecht gegenüber Klubs wie Fürth oder Bielefeld. Die hatten sich die Erste Liga sportlich erarbeitet und es somit verdient, zuletzt eine Klasse höher zu spielen. Aber natürlich hat es eine andere Wucht für die ganze Liga, wenn da Schalke, Hamburg und Werder mitspielen. Es ist einfach die Wahrheit: Dass Vereine wie Schalke und Bremen jetzt aufsteigen, tut der Attraktivität der Bundesliga gut. Diese Klubs liefern Themen und Emotionen.
Auch für Ihre Sendung, die ein wenig vom Stammtisch- und Klamauk-Image weggekommen ist. Ist das nicht mehr zeitgemäß?
König: Der „Doppelpass“ ist jetzt mehr als 25 Jahre alt und entwickelt sich auch weiter. Und so, wie er jetzt ist, passt er in die Zeit. Mir ist schon wichtig, dass es diese Stammtisch-Elemente gibt. Aber es darf auch kein Sprüche-Feuerwerk geben.
Dann dürfte Mario Basler ja nicht mehr kommen ...
König (lacht): Das ist seine Art. Aber deswegen hat er ja trotzdem fachlich etwas zu sagen.
Wie schwierig ist der Spagat zwischen hemdsärmeliger Atmosphäre mit flotten Sprüchen von Mario Basler und knallharter Spielanalyse?
König: Die Mischung muss stimmen. Fünf Baslers helfen uns nicht. Fünf Taktik-Nerds aber auch nicht. Wenn aber ein Basler auf einen Taktik-Nerd trifft, kann das sehr spannend sein, wenn Mario mal überspitzt kontert: „Hör mir auf mit deinen Analysen, ich habe früher fünf Wodka-Tonic getrunken und trotzdem das Tor getroffen.“ Daraus kann etwas entstehen, weil die Theorie auf die Praxis trifft.
Und wie viel Debatte über diametral abkippende Sechser und Außenbahn-Hybridspieler verträgt eine Sendung?
König: Das darf es bei uns mal geben, aber wir werden sicherlich nicht die Taktiktafel bei uns einführen. Das wäre nicht der „Doppelpass“. Wir wollen die Breite ansprechen. Denn am Sonntagmorgen um 11 Uhr sitzen nicht zwingend nur Taktik-Nerds vorm Fernseher, sondern auch Familien. Unsere Sendung soll Substanz haben, aber gleichzeitig leicht und humorig und eben nicht staubtrocken sein.
Sie sprechen wöchentlich mit den Protagonisten der Bundesliga. Haben Sie den Eindruck, dass bei den Vereinen wirklich die Demut vorherrscht, die zu Beginn der Corona-Pandemie angekündigt wurde?
König: Den Vereinsverantwortlichen ist schon klar, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen. Aber wenn wir uns das Bundesliga-Geschäft ansehen, erkenne ich da jetzt kein großes Umdenken. Die Gehälter, die Ablösen, die Handgelder – alle Summen sind hoch. Ich sehe also entsprechend auch keine große Demut in der Liga. Im Gegenteil: Die Fußballszene macht so weiter wie vor der Corona-Krise. Mich wundert das aber nicht, weil wir Menschen nun mal so sind. In bestimmten Phasen nimmt man sich vor, bewusster zu leben und jeden Tag zu genießen, weil vielleicht ein guter Freund verunglückt oder schwer erkrankt ist. Zwei Tage später regt man sich wieder auf, weil einer an der Ampel nicht schnell genug losfährt. Wir fallen alle in unsere Verhaltensmuster zurück – das gilt auch für die Bundesliga.
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