Saisonende – das ist auch die Zeit der Abschiede. Ein schmerzlicher ist der von Jamie Vardy, der in jeder Hinsicht ein Fußball-Profi der anderen Art ist. Weil – ach, wo soll man denn anfangen? Vielleicht damit, dass es für den mittlerweile 39-jährigen Rekord-Spieler und -Torschützen von Leicester City in einer Kneipe von Leicester einen eigenen Drink gibt. Wer sich gepflegt die Batterie abklemmen will und keine Angst vor dem nächsten Tag hat, dem sei das Gemisch aus Jägermeister und einem blauen Energydrink namens „Vardy Bomb“ empfohlen. Die Fußballfans in der Stadt in den East Midlands haben Vardy einiges zu verdanken – etwa den sensationellen Meistertitel im Jahr 2016. Damals waren „The Foxes“ wie so oft angetreten, um irgendwie die Klasse in der ersten englischen Liga zu halten – und wurden am Ende sensationell Meister in der reichsten Fußball-Liga des Planeten.
Die Außenseiter-Rolle passte zu Vardy. Der aus der Jugendabteilung von Sheffield Wednesday geschmissen wurde, weil er zu klein war –angeblich war er mit 15 Jahren gerade mal 1,40 Meter groß. Vardy begann danach in einer Kohlefaserfabrik zu arbeiten, wo er an der Produktion von Prothesen beteiligt war. Das Geld gab er in Kneipen aus. In einer davon brach er einem Mann im Streit die Nase und musste deswegen mit einer Fußfessel leben und trainieren. O-Ton Vardy: „Man konnte das Ding treten wie man wollte, es ging nicht runter.“ Ja, gut, äh.
Jamie Vardy wurde zum ältesten Torschützenkönig der Premier League
Über die siebte englische Liga arbeitete sich Vardy nach oben und unterschrieb im Sommer 2012 beim Klub seines Lebens. Der damalige Zweitligist Leicester holte ihn für 1,2 Millionen Euro – die höchste Summe, die je in England für einen Spieler aus der fünften Liga bezahlt worden war. Es war gut investiertes Geld – und der Profi blieb den Foxes auch treu, als Angebote von großen Klubs kamen. 2020 schoss er sich zum Titel des ältesten Torschützenkönigs der Premier League. Sportlich sank der Stern von Vardy und seinem Klub aber seit einiger Zeit. 2023 stieg der Klub ab, kam direkt wieder nach oben – und steht nun bereits fünf Spieltage vor Ende als Absteiger fest. „Eine Schande“ sei das, wetterte Vardy gewohnt ungefiltert – und verkündete vor einigen Tagen seinen Abschied aus Leicester. „Unglaubliche 13 Jahre“ seien es gewesen, ließ er kürzlich übermitteln. Nun will er nochmals woanders Tore schießen. Das Märchen von Vardy und Leicester geht zu Ende – und jetzt? Gerüchteweise soll ein Film über seine Karriere gedreht werden. Genug zu erzählen gäbe es auf jeden Fall. Darauf einen großen Schluck aus der Vardy Bomb.
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