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KFC Uerdingen meldet Insolvenz an: Der Niedergang eines Fußball-Urgesteins

Fußball

Der Grotifant trauert: Der KFC Uerdingen ist pleite

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    Trost vom Grotifant: Der KFC Uerdingen steht vor dem Aus.
    Trost vom Grotifant: Der KFC Uerdingen steht vor dem Aus. Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Der Grotifant des KFC Uerdingen ist das vielleicht berühmteste Maskottchen im deutschen Fußball. Der Elefant, der seinen Namen in Anlehnung an das ehemalige Grotenburg-Stadion trägt, hat zugleich einen etwas zweifelhaften Ruf. Denn egal, wer im Kostüm steckte, nahm es mit der Unterstützung des Teams etwas zu ernst. In den 80er Jahren jagte der damalige Darsteller des Maskottchens einen Linienrichter nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung wutentbrannt über den halben Platz. Vor einigen Jahren platzte dem Grotifant nach einem Platzverweis der Kragen. Der erboste Dickhäuter schrie sich zuerst unter der Elefantenmaske warm, um sich dann den Plüschkopf abzureißen und den Schiedsrichter danach ausgiebig zu beschimpfen. Seit einigen Tagen herrscht beim Grotifanten und den Fans des Vereins Trauer. Denn am Ostermontag hat sich die Vereinsführung des ehemaligen Bundesligisten, der mittlerweile in der viertklassigen Regionalliga angekommen ist, vom Spielbetrieb abgemeldet und Insolvenzantrag gestellt. Es ist der insgesamt fünfte der Vereinsgeschichte. In diesen Tagen verdichten sich die Anzeichen dafür, dass es auch der letzte sein könnte.

    Dabei war Bayer 05 Uerdingen, so der Name des Vorgängervereins, mal eine Marke im deutschen Fußball. Im Mai 1985 gewann der Verein den DFB-Pokal mit einem 2:1 im Finale gegen den FC Bayern. Im Europapokal gegen Dynamo Dresden gelang dem Verein im März 1986 das „Wunder von der Grotenburg“: Nach der 0:2-Hinspielniederlage schien im Rückspiel beim Stand von 1:3 zur Pause schon alles vorbei zu sein, doch am Ende gewann Uerdingen mit 7:3. Das Fachmagazin 11 Freunde kürte die Partie zum besten Spiel aller Zeiten. Einer, der bei beiden Spielen dabei war, ist Friedhelm Funkel.

    Uerdingens Schicksal trifft Friedhelm Funkel hart.
    Uerdingens Schicksal trifft Friedhelm Funkel hart. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Uerdingens Rekordspieler Friedhelm Funkel: „Das tut mir im Innersten weh“

    Der spätere Bundesliga-Trainer ist mit 486 Einsätzen Rekordspieler des Klubs, stieg mit dem Verein später auch in die Bundesliga auf. „Es bedrückt mich, das tut mir im Innersten weh“, sagte der 71-Jährige der Kölnischen Rundschau. Zugleich sei der Niedergang des Vereins für ihn alles, nur eben keine Überraschung. „Weil der Verein seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr seriös geführt wird. Es gibt immer wieder neue Vorstände, Streitereien, Hektik und Baustellen. Mal gab es einen Investor aus Russland, dann einen aus Luxemburg. Das hat nichts mit Kontinuität zu tun“, sagte Funkel.

    Als Anfang vom Ende gilt bei vielen der Rückzug des Bayer-Konzerns im Jahr 1995. Damals entschied der Pharma-Riese, dass ein Werksklub in Leverkusen teuer genug ist. Aus Bayer Uerdingen 05 wurde der Krefelder Fußball Club (KFC) Uerdingen – und steigt ein Jahr später aus der Bundesliga ab. Es ist der Beginn eines Absturzes, der bis in die sechste Liga führt. Immer wieder flammt neue Hoffnung auf, etwa als 2016 der russische Investor Mikhael Ponomarev 97,5 Prozent an der „KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH“ übernimmt. Ponomarev, der auch beim DEL-Klub Krefelder Pinguine für Chaos gesorgt hatte, fällt zweifelhafte Personalentscheidungen, verbrennt Geld, schmückt sich mit großen Namen wie Stefan Effenberg als Sportdirektor und Weltmeister Kevin Großkreutz als Spieler. 2021 nimmt er Abschied.

    Der MSV Duisburg steigt wegen des Ausscheidens von Uerdingen auf

    Nun das Aus. Weil alle Spiele des KFC in der Regionalliga West annulliert und für den Gegner gewertet wurden, beschert das ausgerechnet dem Nachbarn nördlich des Rheins den Aufstieg: Der MSV Duisburg wurde gewissermaßen auf dem Sofa zum Regionalliga-Meister gekürt. Der KFC Uerdingen soll trotz der aktuellen Entwicklung erhalten bleiben, hieß es vom Insolvenzverwalter. Ziel der Insolvenzverwaltung sei eine Entschuldung und ein Neustart in der Oberliga in der kommenden Saison. Mit dem Grotifanten natürlich. Er ist das einzige, was dem Klub von den großen Zeiten geblieben ist.

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