Egal, wie man nun zu dieser Klub-WM steht: Ein finanzieller Faktor ist es eben durchaus, ob man a) überhaupt mitspielen darf und b) sogar ins Viertelfinale kommt. Der FC Bayern kann seit Sonntagabend hinter beiden Eventualitäten einen grünen Haken setzen, mit dem 4:2-Sieg gegen Flamengo Rio de Janeiro haben es die Münchner in die Runde der letzten acht Mannschaften geschafft. Und das wiederum zahlt sich aus: Neben den knapp 30 Millionen Euro Antrittsgage fließen für die beiden Siege in der Gruppenphase 3,4 Millionen Euro aufs Konto. 6,4 Millionen Euro kommen fürs Lösen des Achtelfinaltickets dazu, der Einzug ins Viertelfinale wird zusätzlich mit 11,2 Millionen Euro belohnt. Macht in der Summe in etwa 50 Millionen Euro.
Das ist der Gesamtetat eines Abstiegskandidaten in der Bundesliga – oder der Transferwert eines sehr guten Spielers. Nick Woltemade zum Beispiel ist bekanntlich ein sehr guter Spieler – ob die Bayern aber bereit sind, gleich 50 Millionen Euro für den 23-Jährigen auszugeben, der seine erste Saison als Erstliga-Stammspieler hinter sich hat, ist fraglich. Nach den jüngsten Berichten steht diese Summe aber ohnehin nicht im Raum. Denn Stuttgart soll gänzlich andere Ablösevorstellungen haben. Etwa 100 Millionen Euro stellen sich die Schwaben angeblich für den Spieler vor. Das ist offenbar deutlich mehr, als sich Sportvorstand Max Eberl als Ablöse vorgestellt hat. Nach dem Sieg gegen Flamengo wurde Eberl dazu gefragt, ob sich der FC Bayern auf einen Poker mit derart hohen Einsätzen einlässt. Eberls Replik an die Runde der Fragesteller: „Ist Nick Woltemade 80 Millionen wert?“ In einem Video ist zu hören, wie aus der Medienrunde ein zaghaftes „Nein“ kommt, was Eberl wie folgt kommentiert: „Wir schauen, was machbar ist, ohne uns treiben zu lassen.“
Matthäus hat laut UIi Hoeneß „nicht alle Tassen im Schrank“
Dass die Diskussion um eine mögliche Ablöse von Woltemade zuletzt quasi-öffentlich geführt wurde, hat aber ohnehin schon für Verwerfungen gesorgt, so Eberl. „Und wenn es in der Öffentlichkeit verhandelt wird, wird es meistens nicht zu einem guten Ergebnis führen.“ Zumal es mit dem bisherigen Klub des Stümers, dem VfB, „bisher noch kein Gespräch“ gegeben habe. Lothar Matthäus etwa hatte sich in der Sache eingeschaltet und seine Sicht auf die (Transfer-)Dinge geschildert. Dass sich Bayern um Woltemade bemühe, sei richtig. 60 Millionen Euro Ablöse empfände der Rekordnationalspieler als „zu wenig“ und schob hinterher, dass 80 bis 100 Millionen auch nachvollziehbar wären.
Daraufhin schaltete sich Ehrenpräsident Uli Hoeneß in den Diskurs ein. Sein Beitrag: „Lothar Matthäus hat nicht alle Tassen im Schrank.“ Matthäus solle, so Hoeneß inhaltlich weiter, Zurückhaltung walten lassen und keine Fantasiesummen ins Spiel bringen, die die echten Preise explodieren ließen. Via Bild schlug Matthäus zurück – und bleibt bei seiner Meinung: „Ich kenne den Markt, national wie international. Und ich halte diese Einschätzung nach wie vor für richtig.“ Die Kritik von Uli Hoeneß lasse ihn schon lange kalt: „Das lasse ich nicht an mich herankommen.“
Gewinnt der FC Bayern die Klub-WM, winken knapp 110 Millionen Euro
Die gute Nachricht für die Bayern: Je länger sie in der Klub-WM vertreten sind, desto profitabler wird der US-Trip für Eberl und Co. Setzen sich die Münchner am Samstagabend gegen Paris St. Germain (18 Uhr, Sat.1) durch, kämen weitere 21 Millionen Euro fürs Halbfinale dazu. Gewinnt Bayern das Turnier sogar, winken knapp 110 Millionen Euro. Damit wäre auch ein überteuerter Woltemade drin – rein theoretisch gesprochen.
Gegen Flamengo reichte aber auch die aktuelle Bayern-Mannschaft, um eine Runde weiterzukommen. Ein Eigentor von Pulgar nach einer Ecke (6.) und Harry Kane (9.) sorgten für eine frühe Führung. Nach dem Anschlusstreffer von Gerson (33.) stellte Leon Goretzka per Distanzschuss noch vor der Pause den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her (41.). Ein von Jorginho verwandelter Handelfmeter (55.) machte das Geschehen noch kurzzeitig spannend, bevor Kane mit seinem zweiten Treffer den Endstand besorgte (73.). Flamengo verlangte den Bayern einiges ab und ließ nie locker, befand Kane: „Jedes Mal, wenn wir dachten, dass wir wegkommen, kamen sie zurück und machten es uns schwer.“
FC Bayern: Sorge um ausgewechselten Kingsley Coman
Die Trümpfe im Spiel gegen die von den euphorischen Fans nach vorne gepeitschten Brasilianer: ein starkes Gegenpressing. Bis auf den ersten Treffer fielen alle Bayern-Tore nach Ballgewinnen in der Nähe des Flamengo-Strafraums. Diesmal stimmt auch die Chancenverwertung – mit Ausnahme von Leroy Sané. Der 29-Jährige hatte in seinem letzten Bayern-Spiel die große Chance, scheiterte nach einem Konter aber an Keeper Agustin Rossi. Kleinere Sorgen gibt es noch bei Kingsley Coman. Der Flügelstürmer musste in der 59. Minute verletzt runter, hat aber eine Woche Zeit zur Regeneration.
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