Für die meisten am Spielfeldrand ist die Rolle des Co-Trainers nur ein Sprungbrett zu Höherem. Doch manche blühen darin regelrecht auf. Über ein unterschätztes Metier.
Hütchenaufsteller werden sie genannt. Wenn sich am Tag nach den großen Duellen die Auswechselspieler zum Training treffen, während das Stammpersonal locker austrabt, sind sie gefragt. Zuhören, wenn der Ersatz sein Leid klagt. Weghören, wenn über den Trainer hergezogen wird. Kaum jemand kennt die Stimmung in einer Mannschaft besser als der Co-Trainer. Seine Aufgaben gehen weit über die richtige Positionierung der Pylonen hinaus. Der Assistenz ist gleichermaßen Vertrauter des Coaches wie auch der Mannschaft – zumindest im Optimalfall. Eine Rolle wie ein Kokon. Die Verwandlung zum Schmetterling gelingt nur den wenigsten.
Hansi Flick diente lange Jahre an der Seite Löws, ehe er sich von ihm löste. Bis er sich zum strahlenden Bayern-Anführer entwickelte, dauerte es nochmals ein paar Jahre. Andere Co-Trainer hingegen gehen stoisch über Jahrzehnte ihrer Bestimmung nach. Der treue Peter Hermann beispielsweise diente 20 Jahre sämtlichen Trainern der Leverkusener als Assistent, ehe er noch zur späten Wanderschaft aufbrach – selbstredend als Gefolgsmann seines Chefs. Die Bayern überwiesen einst zwei Millionen Euro an Düsseldorf, um Jupp Heynckes den Wunsch zu erfüllen, Hermann an seiner Seite zu wissen.
Michael Henke ist wieder zurück als Co-Trainer
Kein anderer aber hat in München das Bild des Co-Trainers so geprägt wie Michael Henke. Als Adjutant von Ottmar Hitzfeld übernahm er dem Gentleman nicht zuzumutende niedere Dienste wie das Beschimpfen von Linienrichtern (die ja so etwas wie Brüder im Geiste sind) und gegnerischen Funktionären. Der Rolle des Assistenten entwuchs Henke nie, seine Versuche als Chef verliefen unglücklich. Letztmals fiel er als Sportdirektor in Ingolstadt auf, als er 2020 dem Lauterer Trainer Jeff Saibene das Knie ans Gesäß stieß.
Nun aber ist Henke zurück. Zurück in der Bundesliga, zurück in der passende Rolle. Bis zum Saisonende fungiert er in Bielefeld als Co-Trainer. Er wird wieder zuhören und weghören. Eine Gabe, die den wenigsten gegeben ist.
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