Nach einem verkorksten Olympiaturnier und der Verlängerung seines Vertrags steht der Eishockey-Bundestrainer nun unter Druck. Doch Deutschland hat eine leichte Gruppe erwischt.
Seit der Corona-Pandemie wissen wir, dass eine Weltmeisterschaft auch ohne Zuschauer, ohne Stimmung gespielt werden kann. Aber eines darf bei einem Turnier niemals nicht fehlen: die Todesgruppe, wahlweise auch Hammergruppe genannt. Neudeutsch vielleicht: Monstergigagruppe. Wenn die deutschen Nationalkicker einmal nicht mit den Kaimaninseln, Andorra und San Marino zusammen gelost werden, dann hievt der Boulevard unverzüglich sein bekanntes Vokabular in die Titelzeile.
Die am Freitag beginnende Eishockey-Weltmeisterschaft hat sie aber nun wirklich, ihre Hammergruppe. Am Spielort Tampere balgen sich mit Gastgeber Finnland, Schweden, Tschechien und den USA gleich vier große Pucknationen um die Viertelfinalteilnahme. Deutschland hat das Glück, dort nicht vertreten zu sein. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes hat, mit Ausnahme von Weltmeister Kanada, leichtere Gegner erwischt. Wie nennt man das dann – Krabbelgruppe?
Söderholms Vertrag wurde kräftig aufgestockt
Toni Söderholm wird das naturgemäß anders sehen. Der erste Gegner Kanada am Freitag ist tatsächlich der Schwerste. Aus der Sicht des Finnen an der deutschen Bande wird es danach gegen Dänemark, Kasachstan, Italien, Frankreich, Slowakei und die Schweiz gewiss nicht leichter. Die ungleiche Zusammensetzung der beiden Turnierhälften kommt durch den Ausschluss von Russland und Belarus zustande. Frankreich und Österreich, die eigentlich nicht für die A-WM qualifiziert waren, rückten nach.
Ein Platz im Viertelfinale ist Pflicht. Die vergleichsweise leichten Gegner erhöhen den sowieso schon immensen Druck auf den Bundestrainer. Bei den Olympischen Spielen fand die Mannschaft auf den Eisflächen im kleinen NHL-Maß nie zu ihrem Spiel und stolperte mit Ach und Krach zum einzigen Erfolg gegen das drittklassige China.
Söderholms Vertrag wurde dennoch kräftig aufgestockt und für den olympischen Zyklus bis 2026 verlängert. Nun muss der 44-jährige Finne liefern. An den Halbfinaleinzug bei der WM in Riga 2021 anknüpfen. Sonst droht eine Trainerdiskussion. Am Ende zählen nur die Resultate, egal, ob aus der Hammer- oder der Babygruppe.
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