Wie der FC Bayern: So kann die Nationalmannschaft überraschen
Es gibt bessere Mannschaften als das deutsche Nationalteam. Und trotzdem hat die Flick-Elf gute Chancen, bei der WM weit zu kommen.
Die deutsche Nationalmannschaft ist zu allem fähig. Schlicht, weil sie sich in einem Reifeprozess befindet. Nach den letzten bleiernen Jahren unter Joachim Löw ist sie immer noch auf der Suche nach einer spielerischen Identität. Die Partie gegen England spiegelt dementsprechend exakt den Stand der Entwicklung wider. Die Elf von Hansi Flick kann mitreißenden Offensivfußball mit all seinen wunderbaren Facetten spielen, um nur kurz darauf in seltsamer Passivität den Eindruck einer kraftlosen Mannschaft zu vermitteln.
Wie sich das Team bei der WM in Katar präsentieren wird, ist noch vollkommen offen. Es sind ähnliche Voraussetzungen wie vor den Weltmeisterschaften 2010 und 2014. Auch in Südafrika und Brasilien trat eine Mannschaft an, die von sich selbst nicht überzeugt sein konnte. Das Team 2010 fasste das Fehlen der Führungsfigur Michael Ballack schließlich als eine Befreiung von hierarchischem Ballast auf. Vier Jahre später galt beispielsweise Benedikt Höwedes als ähnliche Notlösung in der Defensive wie es derzeit Thilo Kehrer tut. Bastian Schweinsteiger brachte es im Finale als Schmerzensmann zum Legenden-Status, schleppte sich zuvor aber weitgehend durch das Turnier.
Vorhersagen sind immer schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Um als Favorit nach Katar zu fahren, fehlt es der deutschen Mannschaft am Selbstverständnis und individueller Qualität. Diese Mannschaft kann aber überraschen. Dafür aber muss sie eine dieser Wellen erwischen, die Mannschaften über Widrigkeiten hinwegtragen. Hansi Flick hat während der Hochzeit der Corona-Pandemie beim FC Bayern gezeigt, dass er derartige Wellen finden und nutzen kann. Auch diesmal hat er ein Team zur Verfügung, das mit all seinen feinen Fußballern überraschen kann.
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