Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Mathys Tel bei den Bayern als Inbegriff des lernwilligen Jungprofis, dessen Zeit einfach kommen wird, ja kommen muss. Das mit dem Warten sei kein Problem, befand etwa Sportvorstand Max Eberl vor Beginn der Bundesligasaison im August. Denn der 19-Jährige, der im Sommer 2022 gekommen war, stelle sich zwar hinten an, sei aber wiss- und lernbegierig und „wird auf seine Einsatzzeiten kommen“. Lob gab es von allen Seiten. Harry Kane etwa hob beim Youngster dessen „enormes Potenzial und eine starke Arbeitsmoral“ hervor.
Tel und die Bayern – das war eine vielversprechende Verbindung. Ein gutes halbes Jahr später sieht das anders aus. Tel, der immer weniger Chancen bei den Bayern erhielt und diese auch immer seltener nutzte, nahm auf den letzten Drücker Abschied aus München. In den letzten Stunden der Wechselfrist unterschrieb der Franzose einen Vertrag bei Tottenham Hotspur. Vorausgegangen war ein tagelanger Transferpoker. Zwischenzeitlich war Tel schon fast bei Manchester United gelandet, bis die Bayern eine Einigung dementierten. Interessenten für den Stürmer habe es aus ganz Europa gegeben, hatte Sportdirektor Christoph Freund gesagt. Dieses Maß habe er „in dieser Form noch nicht erlebt“. Für etwas Verstimmung hatte indes auch der Sinneswandel von Tel bei den Bayern gesorgt. Dieser war nicht mehr bereit, sich hinten anzustellen und pochte zuerst auf mehr Einsätze, dann auf einen Wechsel.
Tel wechselt von Bayern München zu Tottenham Hotspur
Vorerst auf Leihbasis wird der Teenager nun für die Londoner spielen. Die Spurs haben eine Kaufoption im Leihvertrag erhalten. Für 55 Millionen Euro kann aus Tel im Sommer dauerhaft ein Spurs-Spieler werden, bis zu fünf Millionen Euro könnten in Form von Boni hinzukommen. Das könnte die letzte vielversprechende Verbindung sein, die Tel für die Münchner hat. Denn falls Tottenham die Option zieht, wäre der junge Angreifer immerhin der teuerste Spieler, den der FC Bayern jemals verkauft hat. Den bisherigen Rekord in Höhe von 45 Millionen Euro teilen sich die Herren Matthijs de Ligt, Robert Lewandowski und Lucas Hernandez.
Ob der Abgang deswegen ein guter Deal ist – darüber sind sich nicht alle Beobachter einig. Lothar Matthäus zum Beispiel wirft den Bayern in seiner Kolumne beim TV-Sender Sky ein Versagen im Umgang mit Tel vor. „Die Personalie Tel war für mich seit zwei Jahren eine Art Missverständnis.“ Denn der Angreifer habe nach einer guten Phase zum Start seiner Zeit in München schlichtweg nicht mehr die Gelegenheit gehabt, sich zu beweisen – denn weder auf den offensiven Außenpositionen noch im Sturmzentrum sei für ihn Platz gewesen. „Tel stand überall an dritter Position. Er war meistens nur das fünfte Rad am Wagen und deswegen total verunsichert“, so Matthäus. Um Platz für den Spieler zu schaffen, hätte Bayern sich frühzeitig von anderen Profis trennen müssen. Das sei nicht passiert, stattdessen sei dem Jung-Profi der Weg verbaut worden – zum Ärger der Bayern und zum Unmut des Spielers selbst.

Gabriel Vidovic kehrt aus Mainz zu den Bayern zurück
Der nächste Kandidat für die Planstelle als Offensiv-Lehrling ist schon da. Gabriel Vidovic, in Augsburg geboren und Junioren-Nationalspieler Kroatiens, war bislang an Mainz ausgeliehen. Bei den Rheinhessen kam der 21-Jährige nicht zuletzt wegen einer Sprunggelenksverletzung nicht zurecht, weswegen die eigentlich bis Sommer datierte Leihe vorzeitig abgebrochen wurde. Der offensive Mittelfeldspieler, der als eines der größten Talente seines Jahrgangs gilt, soll Trainer Kompany die Optionen geben, die einst von Tel ausgehen sollten. Christoph Freund rühmte Vidovic als „talentierten Offensivspieler, von dem wir uns beim FC Bayern viel versprechen.“
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