Zu meckern gibt es ja immer was. Im Fall des FC Bayern waren das in den vergangenen Wochen die Konzentrationsschwierigkeiten, die es den Gegnern immer mal wieder erlaubten, gefährlich vor das Münchner Tor zu kommen. Weil es sich dabei um Teams aus Kiel, Rotterdam oder gar Bratislava handelte und nicht um Mannschaften aus Madrid, London oder Mailand, schaute man von der herrschaftlichen Säbener Straße bangen Blickes auf die kommenden Aufgaben. Allzu viele Gegentore, da sind sich die vielstimmigen Bajuwaren ausnahmsweise einig, wird sich die Mannschaft in den kommenden Wochen nicht erlauben dürfen, sollte sie ihre Saisonziele noch beibehalten wollen.
Da steht an erster Stelle, sich für die Demütigung der Leverkusener zu revanchieren. Nichts anderes war für die Bayern der Verlust der Meisterschaft in der vergangenen Saison. Nun haben die Münchner ihr Spiel am Freitag gegen Bremen gewonnen, während die Bayer-Elf einen Tag später lediglich Unentschieden spielte. Der Vorsprung auf den Zweitplatzierten ist somit auf acht Punkte angewachsen und so hält das Aufeinandertreffen am kommenden Samstag aus Münchner Sicht gar nicht mehr die ganz große Dramatik bereit. Wenngleich die Bayern diese pharmazeutisch quersubventionierte Betriebssportgruppe gerne endlich mal zurechtweisen möchten. Immerhin wurde keines der vergangenen fünf Spiele gewonnen.
Es gab Zweifel an der Verfassung der Bayern-Mannschaft
Beinahe genauso wichtig ist den Bayern allerdings auch das Weiterkommen in der Champions League. Dass man sich über zwei K.-o.-Spiele noch für das Achtelfinale qualifizieren muss, kann bei Gelingen im Nachhinein als kleinerer Betriebsunfall abgetan werden. Sollten die beiden Partien gegen Celtic Glasgow allerdings zum Ausscheiden führen, ist das Arbeitsklima nachhaltig gestört. Da zuletzt eben auch Mannschaften zu Torerfolgen gegen die Münchner kamen, die sich früher nur unter Zusammennehmen allen Mutes über die Mittellinie getraut hätten, wurden Zweifel an der Verfassung der Bayern-Elf laut.
Insofern kann der 3:0-Sieg gegen die Bremer beruhigende Wirkung haben. In der ersten Halbzeit erinnerte die Auswahl von Vincent Kompany an die pragmatischen Hitzfeld-Jahre. Mit sanftem Druck pferchten die Münchner ihren Gegner in dessen Hälfte ein. In der zweiten Hälfte erhöhte die Mannschaft das Tempo und kam so zwangsläufig zu drei Treffern. Die Bremer verbuchten während der gesamten Partie nur eine halbwegs brauchbare Chance - so in etwa stellt sich die Münchner Chefetage die Auftritte der Multimillionen-Euro-Truppe vor. Da gab es nur wenig zu meckern. Die Bayern wissen um den Eindruck, den souverän heraus gespielte Siege machen. Er ist nachdrücklicher als nach manch imposanten Kantersieg.
So blicken die Bayern nun selbstbewusst auf die kommenden Aufgaben. „Jetzt pflegen wir uns ein bisschen und freuen uns dann auf das Spiel am Mittwoch. Es wird eine sehr entscheidende, besondere Woche für uns“, sagte Joshua Kimmich. Mit einem Weiterkommen gegen Glasgow und einem Sieg gegen Leverkusen hätte sich das Team etwas Ruhe erspielt. Die Liga wäre entschieden und in der Champions League würde die nächste Aufgabe erst im März warten. Misslingen allerdings die kommenden Aufgaben, würde in München nicht nur ein wenig gemeckert werden. Optimistisch dürfte die Bayern stimmen, dass sie keine Langzeitverletzten mehr zu beklagen haben und sich die Achse Neuer-Upamecano-Kimmich-Musiala-Kane rechtzeitig zu den bedeutenden Wochen in prächtiger Form befindet. Die Vorzeichen für einen prächtigen Februar stehen gut. Es sind aber eben auch nur Vorzeichen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden