So geht Audi das Abenteuer Rallye Dakar an
Der deutsche Hersteller möchte mit seinem vollelektrischen Prototypen aufs Podium kommen. Hierfür wurden die Fahrer und ihre Co-Piloten besonders geschult.
Der Blick richtet sich in die Zukunft. Die Formel 1 überstrahlt im Motorsport alles. 2026 wird Audi in die Königsklasse einsteigen. Bis dahin läuft ein ehrgeiziges Projekt, für das in Neuburg angebaut wird. Das Motorsportzentrum des deutschen Herstellers wird erweitert, vieles konzentriert sich da bereits auf die bevorstehenden Aufgaben in der weltweit wichtigsten Motorsportklasse. Aktuell aber ist Audi auch in anderen Rennserien gefordert. Vor allem bei der Rallye Dakar, die am Samstag startet und bis 15. Januar dauert. Austragungsort des Prologs und der 14 Etappen ist Saudi-Arabien, gefahren wird zwischen dem Roten Meer und dem Persischen Golf. Die Prüfungen sind zwischen 350 und 500 Kilometern lang, viele Streckenabschnitte sind für die Teilnehmer neu und noch einmal herausfordernder als vor einem Jahr.
Am Mittwoch ist das Audi-Team in der Wüste angekommen. Bei 24 Grad am Nachmittag. Fahrer, Ingenieure, Mechaniker, alle sind gesund aus dem Flugzeug gestiegen. Die Autos wurden erstmals mit dem Schiff und nicht mit dem Flugzeug transportiert. Vor einem Jahr war Audi bereits mit seinem voll elektrischen RS Q e-tron angetreten. Damals gelangen vier Etappensiege, Mattias Ekström war auf Platz neun bester Audi-Fahrer in der Gesamtwertung. Beim zweiten Start mit dem revolutionären Konzept soll eine Steigerung gelingen. "Wir empfinden eine schöne sportliche Spannung, fühlen uns aber auch gründlich vorbereitet auf die Rallye", sagte Audi-Motorsportchef Rolf Michl. Das Ziel ist das Podium, gegen den Gesamtsieg würde sich aber auch keiner wehren.
Rallye Dakar: Audi schickt routinierte Fahrer ins Rennen
Drei Fahrerpaarungen schickt Audi ins Rennen: Mattias Ekström/Emil Bergkvist, Stéphane Peterhansel/Edouard Boulanger und Carlos Sainz/Lucas Cruz. Sie alle wurden auch technisch geschult, um bei möglichen Problemen oder Schäden während der Etappen selbst eingreifen zu können. Vor allem am Ende im Empty Quarter, der größten Sandwüste der Welt. Dort sind die Fahrer auf sich alleine gestellt, wenn es über die steilsten Dünen geht. Gibt es hier technische Probleme, müssen sie selbst damit klarkommen. Nur telefonisch besteht Kontakt zum Team, den Rest müssen Fahrer und Co-Pilot alleine richten.
Die Rallye Dakar war schon immer eine besondere Herausforderung. Für Mensch und Maschine. Die Fahrzeuge wurden bei Audi ausgiebig getestet, im Oktober stand bereits ein Rallye-Einsatz in Marokko für den verbesserten Prototypen mit seinem elektrischen Antrieb, Energiewandler und Hochvoltbatterie an. Trotz aller Vorbereitungen ist klar: Die Rallye Dakar ist und bleibt gefährlich. In jedem Jahr gibt es zahlreiche Unfälle, oft mit Todesfällen.
Bei Audi herrscht weniger Stress als vor einem Jahr
Vor einem Jahr war beim deutschen Hersteller nicht alles reibungslos verlaufen. Es gab technische Probleme. Nun aber soll vieles besser werden. Stéphane Peterhansel kann beurteilen, ob die Fortschritte gut sind. Er ist mit 14 Siegen Rekordhalter bei der Rallye Dakar, in diesem Jahr startet er zum 35. Mal bei dem Wüsten-Klassiker. „Wir haben im Lauf des Jahres Selbstvertrauen gewonnen“, sagte der Franzose. „Die Haltbarkeit des Autos ist sehr gut. Es herrscht spürbar weniger Stress im gesamten Team. Drei Parameter geben den Ausschlag: Die Technik, die Leistungen von uns Fahrern und die der Beifahrer. Ich erwarte sehr starke Konkurrenten von Toyota und BRX.“ Oder eben auch aus dem eigenen Team.
Mattias Ekström hat im Motorsport schon viel erlebt. Seine besten Zeiten hatte er im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM). Bis 2017 fuhr er dort, zweimal gewann er den Titel. Seit 2021 fährt er bei der Dakar mit. Auch der Schwede ist mit der Entwicklung in diesem Jahr zufrieden. „Die Details im Cockpit, unsere Abstimmungspläne, die Instruktionen, das Üben der Reifenwechsel, die Suche nach dem Optimum: Wir sind wirklich gründlich an die Arbeit gegangen", sagte der 44-Jährige, der allerdings aus dem Fahrertrio die wenigste Rallye-Erfahrung hat. Auch der dreimalige Dakar-Sieger Carlos Sainz fühlt sich gewappnet. „Man kann die aktuelle Situation nicht mit der vor einem Jahr vergleichen. Die Erfahrung mit dem neuen Auto hilft sehr, deshalb ändern sich auch unsere Ziele. 2022 waren wir vorsichtig, und jetzt hoffen wir, dass wir um die Spitze fahren können. Die größte Herausforderung bleibt die Dakar selbst. Jeder Tag birgt Überraschungen“, sagte er.
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