Am Samstagvormittag kam die Gewissheit. In doppelter Hinsicht. Der FC Bayern München war am Freitagabend nach dem 3:1-Sieg beim FC Augsburg auf die kurze Heimreise gefahren, mit zumindest noch kleinen Fragezeichen hinter wichtigen Themen im Gepäck. Wie sieht nun die Zukunft von Thomas Müller aus? Und wie geht es Jamal Musiala? Am Samstag gab es Antworten.
Der Torschütze zum 1:1 kurz vor der Pause hatte die Augsburger Arena humpelnd verlassen. Nach gut 50 Minuten war Musiala plötzlich auf dem Rasen gesessen. Der linke Oberschenkel machte Probleme, gestützt von Betreuern schlich Musiala vom Rasen. Es sehe nicht brillant aus, hatte Sportvorstand Max Eberl bereits am Freitagabend vermeldet, in jedem Fall werde der Nationalspieler das Champions-League-Hinspiel am Dienstagabend gegen Inter Mailand verpassen. Es kam noch schlimmer.
Eine Untersuchung am Samstagmorgen brachte die Erkenntnis, dass Musiala wohl acht Wochen ausfallen wird. Die Ärzte hatten einen Muskelbündelriss im Oberschenkel diagnostiziert. Dem FC Bayern fehlt damit ein weiterer Schlüsselspieler in der wichtigsten Phase dieser Saison. Münchens Fußballjahr ist nur dann als gelungen zu bewerten, stehen am Ende Titel in der Bilanz. In der Meisterschaft hat der FC Bayern sechs Punkte Vorsprung vor Bayer Leverkusen, das sollte sich ausgehen bei noch sechs ausstehenden Partien.
Münchens Vorzeigeklub aber strebt nach internationalem Ruhm. Also nach dem Titel in der Champions League. Zumal das Endspiel Ende Mai in der heimischen Arena stattfinden wird. Da ist eine Teilnahme noch erstrebenswerter als ohnehin schon. Wird dieses Ziel aber angesichts der aktuellen Personallage erreichbar sein?
Die Bayern profitieren von Zesigers Platzverweis
Die Verletztenliste ist lang. Dayot Upamecano, Alphonso Davies und Hiriko Ito sind langzeitverletzt. Stammtorwart Manuel Neuer und Aleksandar Pavlovic sollen immerhin bald zurückkehren. Und nun fehlt noch Jamal Musiala. „Es war eine harte Woche für uns. Einige wichtige Spieler, Schlüsselspieler, haben schwere Verletzungen erlitten“, sagte Harry Kane in den Katakomben der Augsburger Arena. Zu sehr zu jammern, fiel ihm aber nicht ein. Auch nicht Trainer Vincent Kompany. Das würde nicht zum Selbstverständnis des Rekordmeisters passen. Solche Dinge passierten nun mal, meinte Kompany. Er werde am Dienstag elf Spieler aufstellen, die der Qualität des FC Bayern entsprächen.
Die Münchner hatten am Freitag mit den Toren von Musiala, Kane und Leroy Sané eine souveräne Leistung gezeigt. Allerdings hatten die Bayern auch von der umstrittenen Hinausstellung des Augsburgers Cedric Zesiger profitiert. Am Ende stand ein verdienter Erfolg mit bitterem Beigeschmack. „Das ist brutal bitter. Es ist schon krass, was wir für Verletzungen haben“, sagte Joshua Kimmich. Der Kapitän fügte an: „Die Mannschaft rückt dadurch enger zusammen. Jeder Spieler wird wichtiger.“

Und damit auch Thomas Müller, dessen Zukunft unter der Woche für Wirbel gesorgt hatte. Es sickerte durch, dass sein Vertrag nicht über den Sommer hinaus verlängert werden soll. Am Samstagmorgen bestätigte der 35-Jährige das in den sozialen Medien. Der FC Bayern habe sich bewusst dafür entschieden, ihm keinen neuen Vertrag zu geben, erklärte Müller. „Auch wenn dies nicht meinen persönlichen Wünschen entsprach, ist es wichtig, dass der Verein seinen Überzeugungen folgt. Ich respektiere diesen Schritt, den sich Vorstand und Aufsichtsrat bestimmt nicht leicht gemacht haben“, schrieb er.
Thomas Müller wäre gerne beim FC Bayern geblieben
Gerne hätte Müller noch für eine Saison verlängert. Der Verein entschied sich anders. Warum, erklärte Eberl am Sonntagmorgen im „Doppelpass“ von Sport 1. Mit Blick auf die Kaderplanung und die Struktur der Mannschaft habe man den Müller-Abschied zum Saisonende einhellig in sportlicher Leitung, Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen.
Im Prozess hin zu dieser Entscheidung hatte Eberl selbst für Unruhe gesorgt. Vor allem mit einer Aussage im Januar. „Er braucht ja nicht großartig zu verhandeln. Wenn er sagt, er hat Lust weiterzumachen, dann werden wir uns tief in die Augen schauen, schauen uns den Kader an und dann wird es weitergehen“, hatte der Sportvorstand damals gesagt. Am Sonntag gab Eberl zu, sich da nicht geschickt verhalten zu haben. „Um die Äußerung baut sich ja sehr viel auf, auch berechtigt. Da war ich vielleicht auch nicht so schlau, das zu sagen. Aber in dem Moment war ich auch nicht schlau, weil ich einfach auch emotional war“, sagte Eberl, „weil auch ich mir eine Bundesliga, einen FC Bayern ohne Thomas Müller mir gar nicht vorstellen konnte zu diesem Zeitpunkt.“
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