Blech statt Bronze: Geigers Attacke schadet Faißt
Vinzenz Geiger versucht es auch im zweiten Wettkampf mit einer forschen Attacke. Nutznießer ist ein Norweger, während sein Teamkollege Manuel Faißt nur knapp eine Medaille verpasst.
Zhangjiakou Vinzenz Geiger hatte es wieder versucht. Er war wieder in einer recht aussichtslosen Situation nach dem Skispringen. Auf Platz 14 war er da gelandet. Wie beim ersten Wettkampf der Nordischen Kombinierer von der Normalschanze musste er also von recht weit hinten starten. Beim ersten Mal hatte es für den Oberstdorfer geklappt. Er hatte den Rückstand aufgeholt, dank einer starken Laufleistung war er zu Gold gerast. Diesmal versuchte er es wieder. Es ging schief. Er führte die Verfolgergruppe an die Führenden heran – nur um am Ende selbst die Kräfte und damit das Rennen zu verlieren. Nutznießer war der Norweger Jörgen Graabak, der vor seinem Landsmann Jens Luraas Oftebrö und dem Japaner Akito Watabe gewann. Manuel Faißt wurde Vierter. Es hätte aber durchaus eine Medaille werden können.
"So ein Rennen wie beim letzten Mal kann man nicht beliebig wiederholen", sagte Geiger. Er war dick eingepackt mit einer warmen Jacke. Das Gesicht war unter einer Mütze und hinter der obligatorischen Maske kaum zu erkennen. Auch am Dienstag war es wieder bitterkalt. "In der Höhe und der Kälte hier ist in der Loipe immer viel möglich", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Ein Blick auf die Ergebnisliste zeigte das. Graabak war nach dem Springen Zwölfter, Oftebrö Zehnter. Beide kamen noch ganz nach vorne. Auch dank der Hilfe von Geiger. Seine riskante Taktik war nicht aufgegangen. "Vinzenz hat gemeint, dass keiner Druck macht, wenn er es nicht macht", erklärte Weinbuch. Deswegen habe er es probiert. Schließlich war es schon einmal gut gegangen. Diesmal nicht. Geiger wurde Siebter. Durch das Heranführen der Gruppe um Graabak aber sorgte der Oberstdorfer dafür, dass Manuel Faißt noch einmal in Bedrängnis kam. Sonst hätte der Schwarzwälder wohl eine Medaille geholt. So wurde er Vierter.
Faißt hat Verständnis für Geiger
Vorwürfe aber gab es keine für Geiger. Weder von den Kollegen noch vom Bundestrainer. „Wenn einer spürt, dass er noch nach vorne kommen kann, muss er es versuchen“, sagte Weinbuch. Und: "Das sind alles Konkurrenten. Nur weil es um einen Teamkollegen geht, kann ich nicht sagen, ich verzichte auf eine Medaille". Auch Faißt hatte Verständnis für Geigers Versuch. Der Schwarzwälder war froh, überhaupt zum Einsatz gekommen zu sein. Beim ersten Rennen hatte er noch pausieren müssen, weil sich Weinbuch noch einen Startplatz für die in Quarantäne befindlichen Eric Frenzel und Terence Weber aufheben wollte. Mit Faißts Start ist aber nun klar, dass Weber bei diesen Spielen nicht mehr antreten wird.
Johannes Rydzek kam auf Rang 28 ins Ziel. Vor wenigen Tagen hatte er nur knapp die Medaillenränge verpasst. Eine Enttäuschung, die er erst verarbeiten musste. "Er hat dadurch viel Energie verloren", meinte Weinbuch. Rydzek selbst sah das erste Rennen nicht als Grund für den schwachen Auftritt. "Das erste Rennen hatte ich so gut verdaut wie selten. Es hatte sich für mich eher wie ein Sieg als eine Enttäuschung angefühlt", sagte er. Damals war er der Leidtragende von Geigers riskanter Taktik. Während Geiger Olympiasieger wurde, verlor Rydzek die sicher geglaubte Medaille und wurde Fünfter. Am Dienstag nun sei sein Körper nicht bereit gewesen. Solche Tage gebe es eben auch mal. "Schade, dass es ausgerechnet bei Olympia ist", meinte der Oberstdorfer.
Favorit Riiber verläuft sich in der ersten Runde
Ein Kuriosum bot das Rennen auch: Jarl Magnus Riiber verlief sich auf der ersten Runde. Er bog falsch ab, schon Richtung Zielbereich. Der Norweger musste umdrehen, die Führung war dahin. Riiber war erst vor wenigen Tagen aus der Quarantäne nach einem positiven Corona-Test zurückgekehrt . Am Ende wurde er Achter. Hätte er das Rennen gewonnen, es wäre ein Wunder gewesen. Eric Frenzel ist mittlerweile auch zurück beim deutschen Team, seine Quarantäne ist beendet. Am Dienstag musste er noch zuschauen. Ein erster Test in der Loipe brachte jedoch gute Ergebnisse. Frenzel wurde genau untersucht, vor allem die Lunge. Auch ein EKG brachte Ergebnisse, die wohl einen Start in der Staffel zulassen würden. Nun liegt es an den Trainern, wen sie am Donnerstag aufstellen. "Das wird eine schwere Aufgabe, wir müssen genau abwägen", sagte Weinbuch.
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