Ein Tag zum Vergessen fürs Snowboarderin Ramona Hofmeister
Ramona Hofmeister war mit großen Hoffnungen nach China gekommen. Der Medaillentraum aber zerplatzt früh. Zudem passiert ihr ein weiteres Missgeschick.
Musik dröhnt durch die Berge. Der Bass ist laut. Anders als beim Langlaufen, wo eher klassische Stimmungsmusik die Chinesen animieren soll, die Athletinnen und Athleten zu unterstützen. Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. Die Stimmung ist ausgelassen. Es wird viel gelacht, alles wirkt hier einen Tick entspannter als an anderen Wettkampforten dieser Olympischen Spiele. Die Zuschauer, ja es sind tatsächlich einige da, sind deutlich jünger. Sie tragen blaue Sonnenbrillen mit dem Logo von Peking 2022 auf der Vorderseite. Cool und modern, so präsentiert sich Olympia an diesem Ort.
Hoch über Peking, rund 200 Kilometer entfernt, haben die chinesischen Organisatoren den Genting Snow Park entworfen. Dort finden die neuen, modernen Disziplinen statt. Auf einer Höhe von gut 2000 Metern. Die Luft kann hier dünn werden. 20 von 109 Entscheidungen dieser Spiele finden hier statt.
Der Schnee ist künstlich, die Bedingungen ideal
Wer mit dem Bus nach oben kommt, steigt direkt vor der Buckelpiste aus. Links daneben liegen die Schanzen für die sogenannten Aerials, die waghalsigen Sprünge mit Skier oder Snowboard. Ein riesiges Windnetz schützt vor äußeren Einflüssen, die bei hohen Flügen durch die Luft sehr nachträglich sein können. Etwas weiter oben liegt die Halfpipe am Hang, daneben die Strecke für Slopestyle, in dem Hindernisse ähnlich wie beim Skateboarden überwunden werden müssen. Es schließt sich der Parcours für den Parallel-Riesenslalom an, ehe die Strecke für die Cross-Wettbewerbe die Anlage komplettiert. Es ist ein gigantisches Areal, das da in den Bergen entstanden ist und komplett mit Kunstschnee gestaltet werden muss. Die Spitzen der umliegenden Hügel ragen braun in die Luft. Bis hierher hat die Schneeproduktion offenbar nicht gereicht.
Für die Sportlerinnen und Sportler sind es perfekte Bedingungen. Hier hätte sich der Olympia-Traum von Ramona Hofmeister erfüllen sollen. Eine Medaille hatte die Snowboarderin im Parallel-Riesenslalom als klares Ziel ausgegeben. Als sie am Dienstagnachmittag chinesischer Zeit allerdings sehr früh vor den wartenden Journalisten erscheint, war klar: Es wird nichts daraus. Aus im Viertelfinale, eine Enttäuschung. "Das war ein schwieriger Tag heute", sagte Hofmeister.
Hofmeister hatte vor dem Rennen ihr Handy verloren
Dieser schwierige Tag hatte schon unglücklich begonnen. Sie hatte ihr Handy verloren. Mittlerweile ist es zwar wieder aufgetaucht, ein schlechtes Omen aber war es. Die 25-Jährige startete in der Qualifikation überzeugend. Das machte Mut. Im ersten Rennen der K.o.-Runde aber musste sie schon zittern. Gegen die Japanerin Tomoka Takeuchi gewann sie erst durch einen Jury-Entscheid. Beide waren gestürzt, Takeuchi wurde als Schuldige gewertet. Es dauerte lange, bis die Entscheidung getroffen wurde. Hofmeister kostete das Nerven, das gab sie unumwunden zu. Als es in Viertelfinale ging, "war ich aber wieder die alte Ramona", so Hofmeister. Aber auch das half nichts. Gegen die Österreicherin Daniela Ulbing war Endstation. Auch Carolin Langenhorst scheiterte im Viertelfinale. Die Goldmedaille holte sich die Tschechin Ester Ledecka, die auch in Ski-alpin-Wettbewerben antreten wird. Vor vier Jahren in Südkorea hatte die Tschechin im Snowboard-Parallel-Slalom sowie im Super G Gold gewonnen. Das scheint auch in diesem Jahr möglich.
Ramona Hofmeister war indes sehr enttäuscht. "Der Medaillentraum ist zerplatzt", sagte die 25-Jährige. Eine Welt sei für sie an diesem Tag zusammengebrochen. Daran konnte auch die so entspannte Stimmung im Genting Snow Park nichts ändern. Hofmeister kehrte traurig ins Teamquartier zurück.
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