Viel Verantwortung bei der Premiere für Biathlet Philipp Nawrath
Der Allgäuer Philipp Nawrath wurde für die Mixed-Staffel am Samstag nominiert. Läuft alles perfekt, kann die deutsche Mannschaft um eine Medaille kämpfen.
Die Sichtverhältnisse sollten gut sein. Flutlichtmast steht an Flutlichtmast, enger als die Windräder in einem Windpark. An der Helligkeit also sollte es nicht scheitern, wenn die Treffsicherheit fehlt. Um 17 Uhr chinesischer Zeit (10 Uhr MESZ) beginnt am Samstag der erste Wettkampf im Biathlon. Die Mixed-Staffel startet, wenn der kalte Tag in eine eisige Nacht übergeht. Tiefe Temperaturen, viel Wind, eine Lage auf rund 1700 Metern – das Anforderungsprofil hat es in sich. Für das deutsche Team nehmen diese Aufgabe Denise Herrmann, Vanessa Voigt, Benedikt Doll und der Allgäuer Philipp Nawrath in Angriff. Ziel: die erste Medaille. Die Favoriten kommen aus Norwegen, Schweden und Frankreich.
Für Nawrath geht bei Olympia 2022 ein Kindheitstraum in Erfüllung
Philipp Nawrath steht neben der Loipe. In der Mixed-Zone, der Begegnungsstätte mit den Journalisten, ist es zugig. Die deutschen Biathleten und Biathletinnen versuchen, sich so gut wie möglich zu schützen. Denise Herrmann hat ihr Gesicht weitgehend abgeklebt, mehrere Lagen Kleidung schützen den Körper. Auch Nawrath fröstelt. Bei ihm aber vertreibt die Vorfreude auf seine olympische Premiere schnell die Sorge vor der Kälte. „Ein Kindheitstraum wird wahr“, sagt der 28-Jährige. Vor dem Abflug nach China hatte er darauf gehofft, vielleicht schon beim ersten Rennen dabei zu sein. Geliebäugelt habe er mit einem Start, gibt er zu und schmunzelt. Die Hoffnung hat sich erfüllt. „Ich bin sehr froh, für Deutschland bei Olympia starten zu dürfen“, sagt er. Nun möchte er auch abliefern, seinen Teil zu einem gelungenen Ergebnis beitragen.
Die Umstände seien schwierig. Jeder versuche, das Thema Corona und die daraus entstehenden Beschränkungen so weit wie möglich von sich wegzuschieben. Von Tag zu Tag stellten sich bei ihm mehr olympische Gefühle ein. „Bevor es losgeht, kommt bestimmt noch einmal Lampenfieber auf“, vermutet Nawrath. Kurz vor der Entscheidung, ob er nominiert werde, sei er schon sehr nervös gewesen.
Der Schießstand ist für den Allgäuer eine Herausforderung
Die letzten Tage vor dem Abflug hatte der Biathlet vom Skiclub Nesselwang in seiner Wahlheimat Ruhpolding verbracht. Den letzten Wettkampf in Antholz hatte er ausgelassen. Als „Couch-Trainer“ habe er die Rennen dort verfolgt, wie er sagt. Geschadet hat ihm die Pause nicht. Im Gegenteil: „Ich bin in einer guten Verfassung, mit der ich hier angereist bin, damit kann ich arbeiten“, sagt der 28-Jährige.
Die große Herausforderung wird am Schießstand liegen. Da müsse man so gut wie möglich durchkommen, sagt der Allgäuer. Gelingt das, „können wir hoffentlich in die Medaillenränge angreifen“. Allerdings sei das Schießen bei den zu erwartenden heftigen Windstößen ein bisschen wie eine Lotterie. Aber auch in der gibt es Sieger, oftmals überraschende.
Die Vormachtstellung der deutschen Biathleten und Biathletinnen ist vorbei. Kein Land hat bislang mehr olympischen Medaillen im Biathlon geholt. Das hing aber immer mit Einzelleistungen zusammen. Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier dominierten zu ihren Zeiten eindrucksvoll. Solche Stars gibt es momentan nicht. Aber immerhin einzelne Erfolge, die für Hoffnung sorgen. So wie von Benedikt Doll, der zuletzt in Antholz den Massenstart gewann. Der Schwarzwälder wird versuchen, Philipp Nawrath eine gute Ausgangsposition am Samstag zu verschaffen. Als Schlussläufer hat der Allgäuer gleich eine Menge Verantwortung. Läuft vor ihm alles gut, könnte er die Chance haben, um eine Medaille zu kämpfen. „Ich hoffe, dass ich aus einer guten Position loslaufen kann“, sagt er. Dann könnte gleich bei seiner Premiere viel möglich sein.
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