Kollegen von Bobfahrer Francesco Friedrich sprengen Fernsehinterview
Ein ganz normales Live-Interview im ZDF. Coronabedingt vor seinem Laptop: der weltbeste Bobfahrer. Doch das wahre Geschehen spielt sich im Hintergrund ab.
Der Mensch besitzt eine chamäleonartige Anpassungsfähigkeit. 50-Jährige trugen schon Jeans mit Löchern, weil dies 15-Jährige als Trend ausgerufen hatten. Der fröhlichste Rheinländer verfällt in einer schwäbischen Straßenbahn in betretenes Schweigen. Und mittlerweile ist auch der Anteil der Ehemänner, die im Pyjama in die Videokonferenzen ihrer Frauen platzen, auf ein bedauerliches Maß geschrumpft.
Feiern wir deshalb die letzten entspannten Freigeister dieser Zeit – und bleiben am besten vor der Kamera eines handelsüblichen Laptops. Vor dem sitzt an diesem Dienstag, 8.25 Uhr, der weltbeste Bobfahrer Francesco Friedrich. Live-Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin aus dem Trainingslager, pandemiebedingt via Internet. Das Publikum sieht Friedrich auf einem Sofa sitzend. Daneben: eine Glasscheibe. Dahinter: ein Balkon.
Sekunde 29: Hinter der Scheibe und Friedrichs Schulter taucht ein Kopf auf. Mutmaßlich ein Bob-Kollege. Schaut rein. Weg ist der Kopf.
Francesco Friedrich sieht alles auf dem Bildschirm - und grinst sich einen
Sekunde 49: derselbe Kopf hinter der Scheibe, nun mit Zahnbürste im Mund, nackte Beine, Unterhose. Gleichzeitig von rechts: zweiter Kopf, zweite Zahnbürste, nackter Oberkörper, Trainingshose. Lockeres Geplauder. Der Statur nach: definitiv Bob-Kollegen. Friedrich sieht Hintergrundhandeln auf seinem Bildschirm und grinst sich einen. Abgang der Komparsen nach links.
Sekunde 112: Nackter Oberkörper rast von links nach rechts über den Balkon. Und weg.
Sekunde 165: Nackter Oberkörper, Zahnbürste in der Hand, schlendert von rechts nach links. Und wieder weg. Die ZDF-Stimme sagt: „Francesco Friedrich, vielen Dank für die Zeit heute im Trainingslager.“ Von uns auch.
Die Diskussion ist geschlossen.