Milch statt Alkohol: Harry Kane ist der bodenständige Vollstrecker
Harry Kane ist der Normalo unter den extrovertierten Fußballstars. Obwohl der Stürmer nun für 100 Millionen Euro nach München wechselt, bleibt der Brite heimatverbunden.
Möglicherweise ist er der langweiligste Superstar des internationalen Fußballs. Zum Einschlafen trinkt er ein Glas Milch, garniert mit zwei Stück Zucker, Alkohol verbietet er sich während der Saison – und das als Brite.
Vergangenheit und Gegenwart des englischen Fußballs trafen im März 2015 aufeinander, als Harry Kane sein Debüt für die Nationalmannschaft feierte. Der Abstinenzler wurde in einem EM-Qualifikationsspiel für Wayne Rooney eingewechselt. Rooney stand alkoholgeschwängerten Abenden offener gegenüber. Kane traf bei seiner Premiere und löste Rooney schon bald als Mittelstürmer ab.
Harry Kane: Abschied aus Tottenham, neue Ziele beim FC Bayern
Die allerlei Extravaganzen und Skandale ihrer Stars gewöhnten Fans stehen Kane mit besonderem Wohlwollen gegenüber. Als die deutsche Elf vergangenes Jahr im Wembley-Stadion auflief, war es der 30-Jährige, dem sie am lautesten zujubelten. Drei Kinder, Jugendliebe als Ehefrau, zwei Labradore – recht viel bodenständiger als Kane lässt sich das Leben als Fußballstar kaum gestalten.
Bei seinem Abschied aus Tottenham macht er deutlich: Noch immer ist er seinem Ex-Verein und seiner Heimat verbunden. "Es gab so viele großartige Momente und besondere Erinnerungen - Erinnerungen, die ich für immer wertschätzen werde“, sagte er in einem Video auf seinem Instagram-Kanal. "Es ist traurig den Klub zu verlassen, bei dem ich fast 20 Jahre meines Lebens verbracht habe." Er bedankt sich bei seinen ehemaligen Trainern, Mitspielern und vor allem bei den Fans, spricht von besonderen Begegnungen und Beziehungen.
Harry Kane ist Kapitän der englischen Nationalmannschaft – und bislang titellos
Der FC Bayern allerdings hat selbstverständlich nicht wegen Kanes tadellosen Rufs 100 Millionen Euro auf den Tisch gelegt, um den 30-Jährigen nach München zu locken. Nach dem Abgang von Robert Lewandowski und dem sportlichen Missverständnis mit Sadio Mané, der den FC Bayern inzwischen wieder verlassen hat, suchten die Bayern-Verantwortlichen händeringend nach einem "Neuner", nach einem Stürmer, der in die Fußstapfen Lewandowskis treten kann. Das Premiumsegment mit Erling Haaland, Karim Benzema und Kylian Mbappé hätte das Ende des Festgeldkontos bedeutet. Kane aber war machbar. Der Mann hat bei Tottenham nie einen Titel gewonnen - vielleicht ließ er sich ja auch mit der Aussicht auf funkelnde Silberware ködern.
Drei Mal wurde Harry Kane Torschützenkönig in der englischen Premier League, die als beste Liga der Welt gilt, erzielte dort mehr als 100 Auswärtstore. Das gelang zuvor noch keinem anderen Spieler. Er liefert - egal ob mit links, rechts oder per Kopf - am laufenden Band, ist Kapitän der englischen Fußballnationalmannschaft. Ob Kane die enormen Erwartungen erfüllen kann, muss sich allerdings erst noch zeigen.
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Kane ist ein Profi und das ist gut so. Die Bundesliga und der FCB braucht Gewinner-Typen und keine Armbindenträger oder fremdgesteuerte Marionetten.