So schön wird‘s nie wieder. Die RTL-Macher fahndeten ja nicht schon immer nach abgehalfterter Semi-Prominenz, die sich im Dschungel Koala-Eingeweide zum Frühstück genehmigt. Dereinst inszenierten sie bei dem Privatsender Sport qualitativ auf einem vollkommen neuen Niveau. Die Herren Franz Beckenbauer, Günther Jauch und Marcel Reif präsentierten die Champions League auf Champions-Ebene. Niki Lauda und Kai Ebel boten Michael Schumacher einen gebührenden Rahmen, um Rennen auf Rennen zu gewinnen. Interessanterweise störten sich daran viel weniger Menschen als an dem bajuwarischen Fußball-Dauermeister.
Der österreichische Autor und Kabarettist Werner Schneyder verlieh den oft furchtbar langweiligen Kämpfen von Henry Maske als Kommentator eine feuilletonistische Basis und Andrea Bocelli trällerte, dass es nun Zeit wäre, Lebewohl zu sagen. Hach, RTL, Gute Zeiten wurden zu Schlechten Zeiten, nicht einmal Oliver Geissen moderiert mehr Musikshows, in denen die mumifizierten Interpreten alter Hits ins Studio gekarrt werden. Die Senderbosse kamen auf die Idee, sich an der Leidensgeschichte Christi als Live-Event zu versuchen – mit dem ehemaligen DSDS-Gewinner Alexander Klaws als Hauptdarsteller. Alex Christ Superstar.
RTL hat fast alles aus dem Quadrell herausgeholt
Nun aber die Auferstehung. Zumindest ein österliches Aufflackern. Oder, weil an dieser Stelle vom Sport die Rede zu sein hat: ein fulminantes Comeback. Günther Jauch gab den konzilianten Moderator. Diesmal aber standen sich keine zwei Mannschaften oder Boxer gegenüber, sondern vier Politiker und Politikerinnen. Quadrell. Geiler Name. RTL zeigte nochmal, wie Konfrontationen zu inszenieren sind. Anders als die öffentlich-rechtlichen Anfänger begleitet man das Ankommen der Kombattanten. Fraglich nur, warum man die Chance verstreichen ließ, ein Vangelis-Double als Straßenmusikant auftreten zu lassen, das die ersten Takte von Conquest of Paradise anklimpert. Michael Buffer hätte sich auch gut gemacht als Ringsprecher. In der blauen Ecke: Alice Weidel, Rechtsausleger. Und so weiter.
Immerhin aber versorgte der Sender die Zuschauer kompakt mit den eingeblendeten wichtigsten Daten. Ehe, Kinder, Studium. Häppchen zum Gucken für uns an schwindender Aufmerksamkeitsspanne Leidenden. Davor schon ein paar Vor- beziehungsweise Schaukämpfe. Silberlocke Gysi, Lindner und Wagenknecht. So hat Privatfernsehen zu sein. Ein feiner Rückgriff auf alte Zeiten. Aber wo waren eigentlich Dieter Bohlen, Jo Gerner und Sarah Brightman?
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