Wer oft Zug fährt, dem wird dieses leise Rauschen einer Sprechanlage äußerst vertraut vorkommen. Manchmal meldet sich dann sogar eine Stimme, die mit viel zu vielen Worten erklärt, dass sie eigentlich viel zu wenig weiß. Ungefähr so: „Wir sind jetzt hier mitten auf der Strecke zum Halten gekommen. Ich melde mich, sobald es weitergeht.“ Ja, merkt man dann vielleicht ja auch selbst irgendwie, wenn es weitergeht – ohne zuvor darüber in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Aber für nahezu alles muss es heutzutage ja eine Erklärung geben. Also auch für Dinge, die keiner Erklärung bedürfen.
Manchmal kann so eine Durchsage im Zug aber durchaus erhellend, ja sogar recht unterhaltsam sein. Dann nämlich, wenn die Sprecherin oder der Sprecher vergisst, das Mikrofon wieder abzuschalten. Manch Menschliches dringt dann an die Ohren der Mitfahrenden. Pannen dieser Art sind aber natürlich kein exklusives Bahn-Merkmal, jüngst sorgte ein Dolmetscher für beste Unterhaltung, als er sich bei der Vereidigung von Donald Trump im sicheren Raum der abgeschalteten Leitung wähnte. Sich aber nicht befand. „Sag‘ mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?“, sagte er während der Live-Schalte.
Bleibt die Hoffnung auf eine fehlgeleitete Bluetooth-Verbindung
Womöglich sind es genau solche Vorfälle, die bei etlichen Schiedsrichtern in der Bundesliga für Unbehagen sorgen. Denn demnächst betätigen auch sie sich als Erklär-Bär auf dem Spielfeld. Am Wochenende werden sie in ausgewählten Partien Entscheidungen des Video Assistant Referee (VAR) über ihr Headset der breiten Öffentlichkeit näher bringen. Werden versuchen, sich nach einem 100-Meter-Sprint außer Atem zu rechtfertigen, während die Ultras in den Kurven sie zeitgleich mit ihrer lautstarken Expertise zum VAR beglücken (“Scheiß DFB“).
Andererseits: Vielleicht stellt sich ja der Bahn-Effekt ein und die referierenden Schiedsrichter tragen zum allgemeinen Amüsement im Stadionrund bei. Hier ein falsches Kabel eingesteckt, dort eine fehlgeleitete Bluetooth-Verbindung - und schon tönt der Plausch mit dem Assistenten über den Lautsprecher: „Haha, der Kane, der würde heute aus zwei Metern keinen Elefanten treffen.“ Oder: „Mann, geht mir der Kimmich auf den Sack! Hat wohl zu Hause bei seiner Frau nichts zu melden.“ Einen Satz sollte sich der Unparteiische aber unbedingt verkneifen: „Wette, die Bayern schießen noch ein Tor!“ Dann lieber leises Rauschen.
Beim Eishockey nichts neues mehr.
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