Wer noch Zweifel daran haben sollte, dass der Darts-Sport in Deutschland boomt, konnte sich am Freitagabend in der Neu-Ulmer Ratiopharm Arena davon eindrucksvoll überzeugen. 4000 Fans des Pfeilesports feierten in der Halle, in der sonst die Ulmer Basketballer auf Korbjagd gehen, eine riesige Party. Die PDC Europe hatte für ein prominentes Line-Up gesorgt: Neben dem dreimaligen Weltmeister und aktuellem Vize-Champ Michael van Gerwen traten die deutsche Nummer Eins Martin Schindler und WM-Halbfinalist Chris Dobey an. Als Caller stand mit Russ Bray ebenfalls einer der Stars der Szene am Board.
Der sportliche Aspekt spielte dabei an diesem Abend eine Nebenrolle, die „Schwaben Darts Gala“ ist kein Teil des offiziellen PDC-Punktekanons. Das Motto hatte Michael van Gerwen deswegen schon bei seiner Vorstellung ausgegeben: „Es geht darum, dass die Leute eine gute Zeit haben und diesen Sport feiern.“ Seinen Ehrgeiz würde es jedoch nicht schmälern, wenn es „nur“ um die Ehre geht: „Ich will immer gewinnen - und das ist auch an diesem Abend so.“
Martin Schindler vergab zwei Matchdarts gegen Michael van Gerwen
Dieses Vorhaben setzte „Mighty Mike“ zumindest in der Gruppenphase um und lieferte sich im letzten Spiel gegen Martin Schindler ein knappes Match, in dem der Deutsche zwei Matchdarts vergab. Der Sieger hieß aber nach einem 4:3 nach Sätzen Michael van Gerwen. Schindler hatte am dem Abend als deutscher Athlet zwar einen Heimvorteil - die Fans des Niederländers waren aber auch deutlich zu hören und zu sehen. So hatte sich das Handball-Team des TV Gerhausen komplett als van Gerwen verkleidet - samt grünem T-Shirt und Kunststoffglatze. Was an MvG so besonders ist? Lukas, der die Idee für die Verkleidung hatte, lieferte dazu eine etwas verklausulierte Liebeserklärung: „Er ist einfach ein Drecksack.“
Allerdings einer, der es ebenso wenig wie Schindler ins Finale schaffte. Beide unterlagen im Halbfinale, das Endspiel machten Josh Rock und Dirk van Duijvenbode unter sich - mit dem besseren Ende für den Nordiren Rock, der mit 4:2 nach Sätzen gewann.
Zehnkämpfer Arthur Abele zeigte, dass er auch am Dartsboard was kann
Die PDC Europe machte bereits zum vierten Mal Station in Neu-Ulm - und viermal war die Arena mit 4000 Fans ausverkauft. „Wir kommen gerne hierher. Hier ist die Hütte immer voll, immer gute Stimmung“, sagte Philip Brzezinski, der Head of Sports der PDC Europe. Kleines lokales Zuckerl für die Fans in der Halle: Zehnkampf-Europameister Arthur Abele liefert sich zusammen mit seinem Doppel-Partner Vincent van der Voort ein Duell, in dem er gegen den Ulmer Basketball-Profi Justinian Jessup antrat.
Der US-Amerikaner hatte Chris Dobey an seiner Seite. Auch hier zeigte sich der Zehnkampf-Europameister von 2018, der mit seinem eigenen Pfeile-Set gekommen war, treffsicher und verwandelte den Matchdart zum Sieg. Anerkennende Worte gab es dafür von seinem Teamkollegen van der Voort: „Man hat gesehen, dass er spielen kann.“

Die vielen Bauarbeiter, Cheerleader, Schlümpfe, Panzerknacker und Superhelden feierten auch das. Darunter auch sieben Zwerge, die aus Günzburg nach Neu-Ulm angereist waren. Daniel Cavmagnoni, der in einer der Zwergen-Kostüme steckte, ist riesiger Darts-Fan und erklärt die Liebe für den Sport so: „Es ist rasant und immer spannend - und die Stimmung ist klasse.“ Das sieht auch seine Frau Theresa so, die als Schneewittchen gekommen ist: „Wir schauen zu Hause ständig Darts. Von daher war es klar, dass wir uns hier Karten holen.“
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