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Ski-WM: Die Schweizer gewinnen, die Österreicher feiern

Ski-WM

Die Schweizer gewinnen, die Österreicher feiern trotzdem

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    Tausende Zuschauer kommen zu den WM-Rennen in Saalbach-Hinterglemm.
    Tausende Zuschauer kommen zu den WM-Rennen in Saalbach-Hinterglemm. Foto: Hans Oberländer, Witters

    Die fünf Männer haben keine Probleme, Anschluss zu finden. Dafür sorgen allein schon die goldenen Helme und die goldenen Jacken, die sie tragen. Es ist später Mittwochnachmittag und die jungen Schweizer umweht mehr als ein Hauch von Alkohol. Sie plaudern sich gut gelaunt durch Hinterglemm, hier ein Bier, da ein Schnapserl. Kein Wunder, für die Eidgenossen gibt es bei dieser Ski-WM quasi täglich etwas zu feiern. Und gefeiert wird auf der Fan-Meile, die sich über knapp einen Kilometer vom Busterminal Hinterglemm bis zum Stadion am Zwölferkogel erstreckt. Auf der Homepage der WM steht: „Die einzigartige Mischung aus sportlichen Highlights und erstklassigem Entertainment mit bekannten Live Bands, DJs, Walking Acts und vielem mehr macht die Fis Alpine Ski WM 2025 im Salzburger Land zur lässigsten WM aller Zeiten.“

    Unter der Woche atmet die WM noch einmal durch

    Am Eingang der Fan-Meile stehen drei Zeugen Jehovas und verteilen Broschüren, ein paar Meter weiter hat das österreichische Bundesheer einen Stand aufgebaut und wirbt um Rekruten. Im Fanzelt ist es angenehm warm. Der DJ spielt Volksmusik in dezenter Lautstärke. Die Ofenkartoffel mit Beef-Steak kostet 24 Euro, die Flasche Weißwein 49 Euro. Es gibt noch freie Plätze. Fast wirkt es so, als atme die WM noch einmal durch, ehe sie in den Endspurt geht.

    Draußen wird es langsam dunkel, die letzten Skifahrer staksen durch die Fanmeile und tragen ihre Skier in die Hotels und Pensionen. Auf der Hauptbühne spielt eine Coverband, die Sängerin versucht sich gerade an einer Variante von „Girls just want to have Fun“, Cyndi Lauper hatte das Lied einst berühmt gemacht. Drei Frauen schunkeln auf der Tanzfläche hin und her, ein paar Sicherheitsleute stehen am Rand und nicken im Takt mit. Helmut und Gattin Rosi aus der Steiermark sind eigentlich zum Skifahren da, haben sich heute aber ein Ticket für die Team-Kombination gekauft. „Das war kein Problem, es gab noch alle Kategorien“, sagt Helmut. Anders als noch bei der Abfahrt am Wochenende waren die Ränge diesmal nicht ganz gefüllt. Das Erlebnis, live ein WM-Rennen gesehen zu haben, hat das Paar trotzdem beeindruckt. „Man sieht im Fernsehen einfach nicht, wie schnell die Profis auf der Abfahrt tatsächlich sind. Wenn man hier dann sieht, mit welchem Tempo die ins Ziel rasen, das ist schon Wahnsinn.“

    Simon Jocher hatte schon zu Hause auf der Couch gelegen

    Einen Erfolg des deutschen Männer-Teams bekamen sie an diesem Mittwoch allerdings nicht zu sehen. Wegen Nebels im oberen Streckenteil hatte das Abfahrtsrennen mehrfach unterbrochen werden müssen. Simon Jocher fuhr dennoch auf Platz 18 und war damit nicht unzufrieden. Der Fehler im Mittelteil sei extrem ärgerlich, „aber ich habe gekämpft“. Erst kurzfristig war er für die Kombination nominiert worden, weil der ursprünglich eingeplante Romed Baumann erkrankt ist. „Ich war eigentlich schon zu Hause auf der Couch gelegen und dann kam der Anruf, dass ich sofort meine Sachen packen und herfahren soll. Viereinhalb Stunden Autofahrt vor dem Wettkampftag ist alles andere als optimal.“ Teamkollege Linus Straße arbeitete sich dann im Slalom noch ein Stückchen nach vorn auf Rang acht.

    Die WM ist für die Gastgeber schon jetzt ein Erfolg

    Zur großen Medaillen-Zeremonie am Abend in die Fan-Meile durften also andere. Gold, Silber und Bronze gingen an Schweizer Duos. Bist deppert. Für die österreichischen Gastgeber ist die WM trotz dieser Machtdemonstration der Eidgenossen ein Erfolg. Die Begeisterung im Land ist groß, auch weil der ÖSV besser als erwartet ist. Die Vorleistungen im Weltcup hatten viele eine goldlose WM befürchten lassen. Doch Stephanie Venier holte ganz am Anfang den Titel im Super-G. Seitdem ist Rot-Weiß-Rot im WM-Fieber. Überall sind österreichische Fähnchen zu sehen, viele Besucher haben sich die Nationalfarben ins Gesicht gemalt.

    Dem kleinen Supermarkt, der etwa in der Mitte der Fan-Meile steht, dürfte die WM einen Umsatzrekord nach dem anderen bescheren. Eine junge Frau trägt einen Karton voll kleiner Schnapsfläschchen der Marke mit dem Hirsch heraus und verteilt sie an ihre Freundinnen. Binnen Sekunden sind die Fläschchen leer. Auf der Hauptbühne ist die Band beim nächsten Klassiker angekommen: „I need a hero“. Auch eine Gruppe Feuerwehrleute aus dem benachbarten Viehofen lauscht andächtig. Auf der anderen Straßenseite stehen zwei Polizisten mit Schutzwesten und Gewehren und unterhalten sich mit ein paar Schlachtenbummlern. Alles entspannt hier. Lässig eben.

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