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Skispringen: Warum man die deutschen Skispringer nicht abschreiben sollte

Skispringen

Warum man die deutschen Skispringer nicht abschreiben sollte

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    Andreas Wellinger aus Deutschland (Mitte) wird von seinem Team für Silber auf der Normalschanze gefeiert.
    Andreas Wellinger aus Deutschland (Mitte) wird von seinem Team für Silber auf der Normalschanze gefeiert. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Letztlich ist es auch eine Frage der Qualität. Wie so häufig im Spitzensport. Monatelang war die den deutschen Skispringern abgesprochen worden. Podestplätze blieben aus, die Vierschanzentournee wurde mal wieder zum Fiasko. Wieder endete der Traum vom Gesamtsieg früh. Wo sollte das alles nur enden in diesem WM-Winter?

    Die eindrucksvolle Antwort am Sonntag bei den Titelkämpfen in Trondheim: auf dem Podest. Weil die Qualität eben doch vorhanden ist, zuletzt aber im Verborgenen geblieben war. Am Sonntag aber zeigten Andreas Wellinger und Karl Geiger auf der Normalschanze, dass sie noch zu den besten Skispringern der Welt zählen. Wellinger mit Platz zwei, Geiger als Vierter. Also alles wieder gut im deutschen Team?

    Nicht ganz, dafür war der Winter bislang in Summe nicht zufriedenstellend genug. Beim Großereignis aber haben sich die deutschen Athleten ihrer Qualitäten erinnert und wurden mit einer Medaille belohnt. Etwas überraschend, lag der letzte Podestplatz doch lange zurück – Mitte Dezember in Titisee-Neustadt gelang der durch den damals noch stark auftrumpfenden Pius Paschke. Wellinger selbst stand Anfang Dezember in Ruka letztmals auf dem Siegertreppchen – da allerdings als Gewinner ganz oben.

    Skispringer Geiger nimmt die Trainer in Schutz

    Seitdem aber hatte sich die starke Form verflüchtigt. Immer wieder gab es Rückschläge. Auch der Zweifel an den Trainern um Stefan Horngacher nahm zu. Seit Sonntag hat sich aber auch das wieder beruhigt. „Ich muss die Trainer in Schutz nehmen. Sie machen sehr, sehr gute Arbeit“, sagte Karl Geiger entsprechend.

    Fehlt im Skispringen das Vertrauen, geht es selten weit nach unten. Die Deutschen kennen das. Zum Saisonhöhepunkt aber fangen sie sich meist wieder. So war das vor zwei Jahren bei der WM in Planica, als nach Wochen des Hinterherspringens plötzlich eine Silbermedaille glückte. Damals wie heute durch Andreas Wellinger. „Wir können nicht aufs Großereignis hintrainieren. Das wirkt zwar ein bisschen so, weil wir es meistens schaffen“, gab der 29-Jährige zu. Aber eigentlich gehe das nicht. Schon gar nicht in einer so komplexen Sportart, in der jedes Detail passen muss.

    Ein bisschen Trotz war in den Leistungen von Trondheim auch dabei. „Ich habe es vor ein paar Wochen schon gesagt, als wir wirklich mit Füßen getreten wurden: Schreibt uns nicht ab! Das sollte man nie tun“, sagte Karl Geiger. Denn: „Wir wissen, dass wir eine unglaubliche Qualität im Team haben.“ Die zu zeigen, darum geht es.

    Im Skispringen gibt es immer wieder Phasen, in denen das besser gelingt. Weil das Gefühl im Flug großartig ist und alles beinahe von alleine zu laufen scheint. Diese Momente aber wechseln sich gerne mit Phasen des Zweifelns ab. Wo eben das komplexe System aus Anfahrt, Absprung und der richtigen Lage in der Luft nicht passt. „Es ist kein Zuckerschlecken. Wir haben versucht, bei uns zu bleiben und die Ruhe zu behalten. Wenn man von allen Seiten Dresche kriegt, ist das nicht einfach. Heute ist ein wichtiger Tag, wir sind belohnt worden“, sagte Geiger.

    Bei einer WM schmeißen die Deutschen alles in die Waagschale

    Was aber lief nun besser als in den vergangenen Wochen? Oder ist es alleine die Atmosphäre einer WM, die dem deutschen Team half? So recht konnte auch Wellinger den Umschwung nicht erklären. Vielmehr zielte er auf die Mentalität ab, die gerade ihn und Geiger bei Großereignissen auszeichne. „Da schmeißen wir alles in die Waagschale“, sagte Wellinger. Wieder mal mit Erfolg.

    Plötzlich sei es ihm gelungen, „wieder vom ersten Sprung weg Energie reinzubringen. Dass ich leicht werde in der Luft, dass ich mit meinem Gefühl arbeiten kann“. Herauskam mit Rang zwei hinter dem Norweger Marius Lindvik „ein Befreiungsschlag“. Für Wellinger selbst, aber auch das gesamte Team. Nur Pius Paschke ist auf der Suche nach seiner Form vom Saisonbeginn noch nicht fündig geworden. Am Sonntag landete er auf Rang 30. Eine Enttäuschung für den Routinier.

    Die Aussichten für die weiteren Wettkämpfe bei dieser nordischen Ski-WM sind für das deutsche Team dennoch deutlich besser geworden. Am Samstag geht es auf die Großschanze, zuvor stehen noch die Wettbewerbe im Mixed-Team (Mittwoch) und der Mannschaft (Donnerstag) auf dem Programm. „Natürlich können wir da jetzt mit einem breiten Kreuz auftreten“, sagte Geiger selbstbewusst, „die Medaille kann uns keiner mehr wegnehmen.“ Weil die deutschen Springer im richtigen Moment wieder ihre Qualitäten gezeigt hatten.

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