Rückschlag für Kaymer - Zahltag für Oosthuizen
St. Andrews (dpa) - Major-Sieger Louis Oosthuizen fiel seiner Frau auf dem 18. Grün jubelnd in die Arme, Martin Kaymer befand sich hingegen im Schockzustand. So nah war Deutschlands Golfstar noch nie an einem Grand Slam-Titel.
Doch sein erster größerer Einbruch ausgerechnet auf den Schlusslöchern bei der 139. British Open in St. Andrews versetzten dem 25 Jahre alten Weltranglisten-13. einen psychologischen Rückschlag. Den verspielten zweiten Platz musste der Profi aus Mettmann nach dem Absturz auf Rang sieben erst verdauen.
"Es ging doch nur noch um Platz zwei. Louis war nicht mehr erreichbar. Ich habe viel zu schlechte Schläge gemacht. 32 oder 33 Putts waren zu viel", übte der Ryder-Cup-Kandidat nach der Riesenenttäuschung Selbstkritik.
Der 27-jährige Oosthuizen war mit dem zweiten Erfolg seiner Karriere auf einen Schlag um 1,017 Millionen Euro reicher. Der bescheidene Aufsteiger aus dem riesigen Talentschuppen Südafrikas zeigte unter Beobachtung seines Idols und Förderers Ernie Els eine überzeugende Leistung und ließ sich verdient feiern. Gemeinsam mit seiner Frau, die die knapp einjährige Tochter im Arm hielt, genoss er den Applaus seiner Fans. An den sechs Tagen waren 201 000 Zuschauer ins "Home of Golf" gekommen.
Für Kaymer ging es an prominenter Stelle nach seinem rasanten Aufstieg seit 2006 bis an die Top Ten der Welt erstmals rückwärts. Seit Wochen klagt der Musterprofi, der bei den US Open Rang acht belegte, über schwankende Form, Schwungprobleme und Stress im Profi-Alltag. In Paris und bei den Scottish Open hatte er die Titel aus der Hand gegeben. Am 18. Juli frustrierte ihn der verpasste zweite Platz nach drei schwerwiegenden Fehlschlägen auf den letzten drei Löcher endgültig.
Das muss auch einer wie Kaymer verkraften - so kurz vor der Nominierung des Ryder-Cup-Teams für den Kontinental-Kampf am 1. Oktober in Wales gegen USA. Noch hat er seinen Platz nicht sicher. "Mein Ziel in diesem Jahr ist die Qualifikation. Dafür kämpfe ich und gebe alles", hat Kaymer immer wieder betont. Denn Geld spielt für den mehrfachen Millionär fast keine Rolle mehr.
Der siebte Platz von St. Andrews - ohne tiefer gehende Erklärung für den Einbruch - machte dem Mettmanner mit Zweitwohnsitz in Phoenix/Arizona zu schaffen. "Es war und ist mein Traum, gerade in St. Andrews mein erstes Major zu gewinnen", hatte Kaymer vor dem Start zur letzten Runde beim dritten Höhepunkt des Golf-Jahres gesagt. "Wenn ich es mir es aussuchen dürfte, dann würde ich gerne hier diesen Titel gewinnen. Das ist mein Traum."
Als er mit dem dritten Bogey in Serie vom 18. Grün ging, war Kaymer den Tränen nahe. "Es ist alles noch viel zu frisch für eine Analyse." Viel mehr mochte Kaymer nicht mehr sagen. "Ich weiß, ich muss etwas in meinem Turnierfahrplan ändern."
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